Braunschweig. Das Großkrankenhaus rechnet 2024 mit 53 Millionen Euro Verlust. Doch hat es eine Mammutaufgabe zu bewältigen.

Das Städtische Klinikum Braunschweig erhält vom Land weitere rund 48 Millionen Euro Fördermittel zum Ausbau seiner Zentralklinik an der Salzdahlumer Straße. Zusammen mit bereits bewilligten 11,5 Millionen Euro soll die Summe Baukostensteigerungen kompensieren.

Die tatsächlichen Mehrkosten für das aktuelle Förderprojekt, das die zwei großen Neubauten „Süd“ und „Ost“ umfasst, beziffert das Klinikum laut Sprecherin Thu Trang Tran auf mehr als 130 Millionen Euro. Mit 589 Millionen hat das Klinikum diesen aktuellen Bauabschnitt kalkuliert – einen Finanzpuffer eingerechnet, der durch die Kostensteigerungen aufgebraucht ist.

Der Neubau „Ost“ mit 350 Normal- und 90 Intensivbetten soll Ende 2024 eröffnet werden und die Schließung des Standorts Holwedestraße sowie den Umzu der Kliniken an die Salzdahlumer Straße ermöglichen. Ursprünglich war der Umzug für Frühjahr 2024 geplant. Wasserschäden nach dem Starkregen im Juni verzögern die Freigabe des Neubaus jedoch. Nach Inbetriebnahme des Neubaus „Ost“ soll Baustart für den Neubau „Süd“ sein.

Land hat Förderung erhöht: Doch die Kosten deckt das nicht

Hatte das Land Niedersachsen seinen finanziellen Beitrag zu diesem Mammutprojekt, mit dem das Zwei-Standorte-Projekt umgesetzt sein wird, bislang auf einen Festbetrag von 178 Millionen Euro gedeckelt, wurde diese Förderung im Juni auf 251 Millionen Euro aufgestockt.

„Wichtiger Versorgungsauftrag als Maximalversorger“

Die in Aussicht gestellten weiteren knapp 60 Millionen Euro zum Ausgleich gestiegener Baukosten seien ein wichtiger Beitrag, damit das Städtische Klinikum auch zukünftig in der Region den so wichtigen Versorgungsauftrag als Maximalversorger sicher erfüllen könne, so Thu Trang Tran. Indes: „Mit weiterem Baufortschritt wird man in den nächsten Jahren nochmals beurteilen müssen, ob weitere Fördermittel zugesagt werden können, um das Delta zwischen den realen Baukostensteigerungen und den bis dahin erhaltenen Fördermitteln zu schließen.“ Die aktuelle Situation im deutschen Gesundheitswesen sei nicht geeignet, zusätzliche Kostenbelastungen gerade auch für notwendige Baumaßnahmen aus dem normalen klinischen Geschäftsbetrieb zu erwirtschaften.

In der Vorstellung seines Wirtschaftsplans 2024 verweist das Klinikum im Finanzausschuss des Rates auf eine Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG), wonach die Krankenhäuser für das Geschäftsjahr 2023 ein niedersachsenweites Defizit von 532 Millionen Euro erwarten – was vor allem an der Unterfinanzierung der Betriebskosten liege. Auch die Investitionskosten, die Landessache sind, reichten nicht aus: Die NKG beziffere den Investitionsstau im Land auf rund drei Milliarden Euro.

Stadt gleicht Defizite der Krankenhaus-Tochter aus

Auch die Verluste des Braunschweiger Klinikums – eines der größten Krankenhäuser in Niedersachsen – steigen. Im Wirtschaftsplan für 2024 prognostiziert die Krankenhausleitung ein Minus von rund 53 Millionen Euro – ein Defizit, für das die Stadt als Trägerin des kommunalen GroßkrankenhausesAusgleichszahlungen einplant.

Kredite in dreistelliger Millionenhöhe nötig

Ohne Eigenmittel jedoch kann das Klinikum das Zwei-Standorte-Konzept, das den Aus- und Neubau des Standortes Salzdahlumer Straße zur Zentralklinik vorsieht, nicht umsetzen. Wie aus dem Wirtschaftsplan hervorgeht, hat das Krankenhaus dazu bisher außerdem Kredite in Höhe von 227,4 Millionen Euro aufgenommen. Für das Geschäftsjahr 2024 sei die Finanzierung von weiteren Investitionen in Höhe von 153,5 Millionen Euro vorgesehen. Beabsichtigt sei, dass die Kernverwaltung dafür Kredite in Höhe von 126,5 Mio. Euro aufnehmen und an das Städtische Klinikum weiterreichen werde, heißt es. Der Restbetrag werde durch Fördermittel und andere Fremdfinanzierungen gedeckt.

Mit Blick auf die erhöhten Fördermittel des Landes dankt Oberbürgermeister Thorsten Kornblum in einer Pressemitteilung „den Beteiligten auf Landesebene sowie auf Braunschweiger Seite, die diesen weiteren Schritt in die richtige Richtung mit uns hart erkämpft haben, um die Finanzierung des Klinikum-Neubaus voranzubringen“. Erwartet werde nun eine entsprechende Berücksichtigung der angekündigten Fördermittel in den jährlichen Investitionsprogrammen des Landes, damit diese dann auch an das Klinikum ausgezahlt werden könnten. Inklusive der 11,5 Extra-Millionen für Baukostensteigerungen sollen im nächsten Jahr 35,5 Millionen Euro aus der Landeskasse ans Braunschweiger Klinikum gehen.