Braunschweig. Patientenzahlen steigen: In dem 30 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau sind Notaufnahme, OP und Zentralsterilisation untergebracht.

Knapp ein Jahr später als geplant hat das Herzogin-Elisabeth-Hospital (HEH) in Melverode seinen rund 30 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau für Notaufnahme, Operationstrakt und Zentralsterilisation eröffnet. Angesichts der Baukostensteigerungen hat das für Krankenhausbauten zuständige Land die Fördersumme von ursprünglich 16 auf 21,4 Millionen Euro aufgestockt. Mit dem 4500 Quadratmeter großen Anbau reagiert das Krankenhaus auf steigende Patientenzahlen.

Mehr als 1000 Patienten monatlich in Notaufnahme

Schon vor Jahren, als der Bauantrag gestellt worden sei, sei es in dem Klinik-Komplex angesichts der damals 9500 Patienten jährlich zu beengt gewesen. Heute würden 11.000 Patienten im Jahr stationär behandelt, erklärt der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Orthopädie, Prof. Dr. Karl-Dieter Heller. „Wir fahren Volllast.“ Das gelte für alle Fachabteilungen.

Der Anbau an der Hinterfront des Herzogin-Elisabeth-Hospitals mit direktem Zugang zur Notaufnahme – hier der Eingang für Liegend-Transporte.
Der Anbau an der Hinterfront des Herzogin-Elisabeth-Hospitals mit direktem Zugang zur Notaufnahme – hier der Eingang für Liegend-Transporte. © FMN | Bernward Comes

Mehr als 1000 Patienten kommen Monat für Monat allein in die 24-Stunden-Notaufnahme – rund 700 von ihnen mit orthopädischen oder unfallchirurgischen Problemen, 100 mit chirurgischen und gefäßchirurgischen Krankheitsbildern, weitere 300 mit internistischen.

Ein Problem, dass das HEH mit anderen Notaufnahmen teilt: Unter den Notfallpatienten befinden sich auch viele, die ambulant zu behandeln sind. „Die Aus- und Überlastung des hausärztlichen und ambulanten fachärztlichen Sektors erleben wir täglich“, sagt Dr. Julia Grude, Chefärztin der Notaufnahme.

Nicht nur räumlich, auch personell wurde die Notaufnahme aufgestockt. Neu ist eine Kurzlieger-Station mit sechs Überwachungsplätzen, in denen Patienten für 24 Stunden etwa zur weiteren Diagnostik oder nach einer Kurz-Narkose untergebracht werden können, bevor sie wieder entlassen oder auf eine Station ins Bettenhaus weiterverlegt werden.

Sicherheit für Beschäftigte in der Notaufnahme

Daneben reihen sich drei Untersuchungszimmer, ein Raum zur Triagierung der Patienten nach Dringlichkeit, ein Schockraum und zwei Eingriffsräume. Zum Schutz von Mitarbeitenden und Patienten sind Warte- und Aufnahmebereich durch eine Sicherheitszone voneinander getrennt.

Mit dem neuen Funktionstrakt seien Prozessabläufe optimiert worden, erläutert HEH-Geschäftsführerin Monika Skiba. Von der Notaufnahme aus können Patienten über einen Fahrstuhl auf kurzen Wegen in alle weiteren Klinik-Bereiche verlegt werden. Direkt über der Notaufnahme im ersten Obergeschoss liegt der Zentral-OP mit direkter Anbindung an das Ambulante OP-Zentrum mit zwei Sälen.

Hochmodern: ein Hybrid-OP, dessen 1,7 Millionen Euro teure Röntgen-Technologie dem Operateur dreidimensionale Bilder liefert und der im HEH vor allem in der Gefäß- und Wirbelsäulenchirurgie eingesetzt wird.

Blick in die neue Zentralsterilisation: Leiterin Carmen Köster und Mitarbeiter David Bartkowski
Blick in die neue Zentralsterilisation: Leiterin Carmen Köster und Mitarbeiter David Bartkowski © FMN | Bernward Comes

Im zweiten Obergeschoss schließt sich die Zentralsterilisation an, die korrekt „Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte“ (AEMP) heißt. Die AEMP beliefert die Operateure mit sogenannten Sterilguteinheiten – also mit sterilen Instrumenten oder auch Prothesen, die auf den jeweiligen Eingriff speziell abgestimmt sind.

Orthopädie: 2100 Hüft- und Kniegelenk-Operationen jährlich

Gerade die Orthopädie im HEH, in der jährlich rund 2100 Prothesen, sei es ein Knie- oder Hüftersatz, eingesetzt oder auch ausgebaut werden, braucht viel Material. Alles, was ins Haus geliefert wird, durchläuft grundsätzlich die Sterilisation, bevor es in den OP weitertransportiert wird.

Mit steigenden Anforderungen professionalisiert sich auch die Arbeit im AEMP. Laut Pflegedirektor Jörg Waldmann gibt es vom nächsten Jahr an die Ausbildung zur Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung..

Künstliche Hüften oder Knie: Fitness-Programm vor OP

Mit dem Trend zur Ambulantisierung öffnet sich auch das Zentrum für Physiotherapie Patienten jenseits eines Krankenhausaufenthaltes. „Wir weiten unser ambulantes Programm aus“, erklärt Leiter Olaf Müller. Seit Jahresbeginn schon werde eine auf Krebspatienten individuell abgestimmte onkologische Trainingstherapie angeboten. Neben der Nachsorge nach dem Einsatz einer Endoprothese gibt es im Programm auch eine Prehabilitation. Das heißt: Patienten werden schon vor dem Einsatz eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks auf Rezept in einem mehrwöchigen Trainingsprogramm fit gemacht, um nach der Operation wieder schneller beweglich zu sein und in ihren Alltag zurückkehren zu können.