Braunschweig. In einem Kommentar hatten wir an die Verbraucher appelliert, den örtlichen Einzelhandel zu unterstützen. Das sind die Reaktionen.

Leere Schaufenster, abgeklebte Fassaden, öde Fußgängerzonen - immer mehr Einzelhändler ziehen sich aus den Innenstädten zurück. Auch in diesem Jahr ist das Geschäft nach Aussagen der Einzelhandelsverbände eher mau. Steigende Preise sorgen für eine sinkende Kauflaune der Kunden, hinzu kommen hohe Ladenmieten und Kosten für Strom – viele kleine Ladenbesitzer kämpfen ums Überleben. Jetzt hat auch das für den Einzelhandel wichtige Weihnachtsgeschäft in der Woche vor dem zweiten Advent einer Umfrage zufolge „spürbar“ an Schwung verloren. Der Handelsverband Deutschland berichtete, fast 60 Prozent der Händlerinnen und Händler seien mit der Umsatzentwicklung in der zurückliegenden Woche unzufrieden. In einem Kommentar hatten wir auch das Kaufverhalten vieler Verbraucherinnen und Verbraucher für die Entwicklung verantwortlich gemacht: Weihnachtsgeschenke einfach auf dem Sofa per Mausklick zu bestellen, ist bequem. Doch wer lebendige Innenstädte fordert, müsse auch den Handel vor Ort unterstützen. Das wurde im Sozialen Netzwerk Instagram heftig diskutiert.

Weihnachtsgeschäft: Viele Nutzer bemängeln die fehlende Auswahl in Kaufhäusern

Eine Nutzerin will sich kein schlechtes Gewissen machen lassen: Seit Corona bestelle sie nur noch alles online. „Spart Zeit und Nerven.“ Von den Geschäften habe sie ohnehin nur noch zu hören bekommen, dass sie das Gesuchte nicht da hätten. Andere pflichten ihr bei und kritisieren die fehlende Auswahl in den Kaufhäusern und Läden. „Ich habe mir wieder die Hacken abgelaufen, weil ich für das Kind unbedingt neue Sportshirts brauchte“, schreibt eine Nutzerin. „Wir waren in fünf Läden und haben nichts gefunden.“ Auch in den Elektrofachmärkten oder Bekleidungsgeschäften werde häufig auf den Onlinehandel verwiesen, bemängeln andere. Hinzu kämen die hohen Preise: Wenn das Parfum im Handel 100 Euro koste und bei Amazon nur 80 - da sei es doch klar, wo man es kaufe. Angesichts der eingeschränkten Auswahl und der steigenden Preise bliebe den Verbraucherinnen und Verbrauchern keine andere Wahl, als bei Versandhändlern zu bestellen.

Auch die Verödung der Innenstädte sehen viele als Grund dafür, dass die Besucherströme ausbleiben. „Die Stadt selbst ist nicht einladend zum Verweilen. Kein Grün, keine Wiesen, keine Sitzgelegenheiten“, schreibt eine Nutzerin. In Braunschweig habe die Zentralisierung im Schloss viel kaputt gemacht. Ein anderer schreibt, dass er sich in Braunschweig als Autofahrer unerwünscht fühle, in Wolfenbüttel fehle das Angebot. „Also bleibt mir nur noch das Internet.“ Insgesamt seien die Parkgebühren zu hoch. „Amazon liefert kostenlos und die Fahrt in die City kostet etwas.“ Mit den erweiterten Parkgebühren trügen die politischen Entscheider eine Mitschuld am Aussterben der Innenstadt. In Hannover parkten Elektrofahrzeuge bis Ende 2026 kostenlos auf öffentlichen Parkplätzen. In Braunschweig sei das abgeschafft worden.

Geschäfte als Begegnungsstätte und Ausbildungsort

Ein inhabergeführter Einzelhändler aus Braunschweig entgegnet: „Wie sollen wir auf x Quadratmeter ein Angebot abbilden können, welches nur in Ansätzen dem im www gleicht?“ Wenn man sich die Innenstädte ohne Geschäfte vorstelle, die trotz aller Schwierigkeiten drumherum auch ein sozialer Treffpunkt und eine Art Begegnungsstätte sind, die Menschen Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsplätze bieten, sei das sehr traurig. Ein Bücherladen weist darauf hin, dass Kunden bei ihm online und offline stöbern, per „Click und Collect“ bestellen und die Bücher im Laden abholen oder sich direkt nach Hause schicken lassen können. Auch da hat sich die Geschäftswelt gewandelt und auf die Bedürfnisse der Kunden eingestellt.

Insgesamt blickt der Einzelhandel in Niedersachsen auf ein umsatzschwaches Jahr zurück. „Wir sehen mehr Leerstände, wir haben auch diverse Insolvenzfahren von namhaften Anbietern am Markt miterlebt“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack. Als Grund für den geringeren Umsatz nannte er unter anderem auch die Konsumzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Wegen der gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel würden sie sich mit anderen Anschaffungen zurückhalten.