Braunschweig. In den Kindertagesstätten im Braunschweig liegt der Krankenstand aktuell bei rund 20 Prozent. Steigende Zahl von Corona-Infektionen.

Weniger als 50 Patienten mit Corona werden aktuell im Braunschweiger Klinikum behandelt, drei davon auf einer Intensivstation. „Glücklicherweise stagniert in den letzten zwei Wochen der Anstieg der positiven Patienten. Auch gibt es nur vereinzelt schwere Fälle mit Covid-19 im Klinikum“, erklärt Prof. Dr. Mohammad Hamid Hossain, Chefarzt des Instituts für Mi­kro­bio­lo­gie, Infektiologie, Laboratoriumsmedizin und Kran­ken­haus­hy­gie­ne im Städtischen Klinikum.

Mit Blick aus das gesamte Infektionsgeschehen spricht Hossain angesichts steigender, aber insgesamt noch niedriger Gesamtzahlen noch nicht von einer Herbst-/Winterwelle. “Die aktuellen Erreger sind meistens gängige Erkältungsviren wie Rhinoviren und eben die steigende Zahl von Sars-CoV-2.“

Entwicklung in Braunschweig: Bisher wenige Grippe-Fälle

Zurzeit werde nur vereinzelt die echte Grippe, also Influenza, nachgewiesen. „Bei den bislang sehr wenigen Influenza-Fällen gab es keine schweren Fälle.“ Die heftige Influenza-Welle in Australien könnte allerdings auf eine vergleichbare Welle im Winter in Europa hinweisen.

Die meisten Patienten mit, nicht wegen Corona im Klinikum in Braunschweig

Weiterhin gilt: Die meisten Corona-positiven Patienten kämen aber nicht wegen Corona, sondern mit Corona als Nebenbefund ins Krankenhaus. „Die allerwenigsten Corona-Patienten haben einen schweren Verlauf, nur vereinzelt sind Corona-Patienten intensivpflichtig“, so Hossain.

Diese Erfahrung teilt Privat-Dozent Dr. Thomas Bitter, im Klinikum Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Obwohl die wegen einer COVID19-Erkrankung stationär zu versorgenden Patienten selten seien, sei einige immer noch sauerstoffpflichtig. Vor allem trifft es Patienten mit mehreren Vorerkrankungen. etwa mit einem stark eingeschränkten Immunsystem zum Beispiel nach einer Organtransplantantation oder schwer Lungen- oder Herzkranke.

Infektiologe: Corona-Wellen flacher und seltener

Epidemiologisch gesehen würden die Abstände zwischen den Corona-Wellen größer und die Höhe der Wellen kleiner – „vor allem wenn man die Wellendynamik mit 2022 vergleicht“, stellt Hossain fest. Diese Entwicklung könnte darauf zurückzuführen sein, dass das Virus einerseits seltener als bisher mutiere und anderseits die Immunität in der Bevölkerung durch Impfungen und wiederholte harmlose Infektionen immer anhaltender werde. „Denn Fakt ist, dass es seit Omikron keine echten neuen Virusvarianten gibt, sondern nur Untervarianten von Omikron – zum Beispiel vormals Höllenhund, Krake oder jetzt aktuell Eris.“

Corona nicht nur in Braunschweig: Omikron-Variante Eris ansteckender

Die Omikron-Subvariante Eris, so Bitter, führe nicht zu schweren Verläufen, sei aber ansteckender als die vorherige Omikron-Variante. „Somit erwarten wir momentan keine schwere Welle intensivpflichtiger Patienten.“ Allerdings könnte der Krankenstand beim Personal steigen. „Eine weitere Variante ist die relativ stark mutierte BA 2.86 oder ,Pirola‘-Variante. Diese könnte uns mehr Probleme bereiten. Momentan ist aber noch völlig unklar, ob sich diese jemals bei uns in Deutschland durchsetzen oder aussterben wird.“

Die Pirola-Variante steht seit August unter Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation. Auch in Deutschland wurde schon sie nachgewiesen. Zu den Symptomen sollen unter anderem Hautauschlag, juckende Finger oder Durchfall gehören.

Keine Daten über Corona-Inzidenz in Braunschweig

Laut dem Braunschweiger Gesundheitsamt besteht in Deutschland eine ausgeprägte SARS-CoV-2-Immunität. Es werde geschätzt, dass 95 Prozent der Bevölkerung eine Infektion durchgemacht habe oder durch Impfung immunisiert worden sei. Über Daten, wie viele Braunschweiger derzeit an Corona erkrankt sind, verfügt die Behörde nicht. Zwar schreibt das Infektionsschutzgesetz eine Meldepflicht vor. In die Fallstatistik des Robert-Koch-Instituts gehen allerdings nur PCR-Tests ein.

Diese, heißt es aus dem Gesundheitsamt, würden überwiegend in Krankenhäusern beauftragt. Im Braunschweiger Klinikum werden alle Patienten mit Erkältungssymptomen auf Corona getestet. Bei niedergelassenen Ärzten sei die Datenlage hingegen nicht erfassbar. Schnelltests, die von den Patienten selbst vorgenommen würden, seien nicht meldepflichtig und gingen daher nicht in die Fallzahlen ein. Einen Anspruch auf eine PCR-Analyse zur Bestätigung oder Widerlegung eines Selbsttests gebe es nicht mehr.

Corona in Braunschweig: Hausärzte entscheiden, ob PCR-Test notwendig

„Die Hausärzte entscheiden anhand des klinischen Bildes, ob sie einen PCR-Test für notwendig halten,“ teilt das Gesundheitsamt weiter mit. Was bedeutet: Die Dunkelziffer dürfte die registrierten Corona-Fälle weit übertreffen.

Zumal auch Antigentests der Gesundheitsbehörde zufolge unzuverlässiger geworden sind: Sie seien ein ergänzendes Instrument in der Pandemiebekämpfung gewesen, aber meist nicht mit den neu aufkommenden Virusvarianten weiterentwickelt worden. „Daher basieren sie häufig noch auf den ursprünglichen Varianten. Sie zeigen bei den aktuell vorherrschenden Subvarianten der Omikronlinie deutlich später eine Coronainfektion an,teilweise erst nach mehreren Tagen mit Krankheitssymptomen.“

Wegen Corona, Grippe und Co: Hoher Krankenstand in Kindertagesstätten in Braunschweig

In den Braunschweiger Schulen und der Schulkindbetreuung gibt es derweil zwar jahreszeitbedingte Infektionskrankheiten, aber keine überdurchschnittlichen Ausfälle. Anders die Situation in den Kindertagesstätten: Der Krankenstand beim Personal sei mit rund 20 Prozent erheblich, erklärt Rainer Keunecke, Sprecher der Stadtverwaltung. Das führe auch zu Einschränkungen der Betreuung. Schnelltests ergäben etliche Fälle von Corona – neben grippalen Infekten und Magen-Darm-Infekten.

Im Jugendhilfeausschuss vergangene Woche hatte Volker Tetzel, Leiter der Verwaltungsabteilung im Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Braunschweig, davon gesprochen, dass „die Erkältungswelle anrollt“. In 18 Kitas gab es zu diesem Zeitpunkt Einschränkungen im Betrieb, mussten also Gruppen aufgrund des Personalmangels geschlossen oder Kinder früher abgeholt werden. Auch in Wolfsburg gibt‘s Zahlen zur Krankheitswelle.

„Erkältungen und Corona schlagen wieder zu“, bilanziert Teztel. Da im Kita-Bereich seit längerem viele Stellen aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können, kommen die betroffenen Einrichtungen dann vergleichsweise schnell an ihrer Belastungsgrenze angekommen. „Im Januar, wenn die Grippewelle erwartet wird, wird es dann nochmal härter“, schätzt Tetzel.