Braunschweig. Kommen Einbrecher nicht minutenschnell ans Ziel, bleibt es oft beim Versuch. Die Polizei gibt Tipps, wie man es Kriminellen schwer machen kann.

Beim Einbruch geht es nicht nur um einen materiellen Schaden. Dringen Fremde gewaltsam in die Privatsphäre ein, durchwühlen Schränke, zerstören womöglich Inventar oder stehlen Erbstücke, an denen das Herz hängt, werden Sicherheitsgefühl und Psyche oft nachhaltig erschüttert. 4 von 100 Einbruchsopfern ziehen sogar aus der Wohnung aus. Doch gibt es Schutz. Rund 90 Prozent der Einbrüche ließen durch mechanische Sicherheitstechnik verhindern, sagt Jens Zeiler, Beauftragter für Kriminalprävention bei der Braunschweiger Polizeiinspektion.

Die Erfahrung zeigt: In den Herbst- und Wintermonaten steigt die Zahl der Einbrüche. Neben der Abwesenheit der Hauseigentümer und Wohnungsinhaber nutzen Einbrecher die früh einsetzende Dämmerung zur Tatbegehung. Nicht zuletzt deshalb hat die Polizei den Tag der Zeitumstellung zugleich zum Tag des Einbruchschutzes erklärt. An diesem Sonntag, 29. Oktober, heißt es erneut: Eine Stunde für mehr Sicherheit.

„Man kann es Einbrechern so schwer wie möglich machen“

Jens Zeiler sieht darin eine gute Gelegenheit, „die Bevölkerung für einen eigenverantwortlichen, effektiven Einbruchschutz zu sensibilisieren“. In Sachen Einbruchschutz gebe es eine gute und eine schlechte Nachricht. „Die schlechte: Das absolut einbruchsichere Haus gibt es nicht. Die gute: Man kann als Bewohner präventiv sehr viel tun und es den Einbrechern so schwer wie möglich machen.“

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Immer seltener gelingt Tätern der Einbruch

Dass Präventionsmaßnahmen wirken und viele Einbrüche durch die Umsetzung der Sicherungsempfehlungen im Alltag verhindert werden, belegen für Zeiler die in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegenen Zahlen der Einbruchsversuche. „Kommt der Gelegenheitseinbrecher nicht ans Ziel, bricht er die Tat in der Regel nach zwei bis fünf Minuten ab“, so eine polizeiliche Erkenntnis. „Ein Einbrecher wird immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen und dort einbrechen, wo es ihm am leichtesten erscheint.“

Sicherungstechnik schrecke ab. Sie verlängere für den Kriminellen die Zeit, bis er ins Objekt gelange, und erhöhe damit sein Entdeckungsrisiko. Die Polizei rät: „Sicherheitsbewusstes Verhalten und solide, mechanische Sicherungstechnik stehen beim Einbruchschutz an erster Stelle und bieten dem Einbrecher Widerstand. Alarmanlagen (sogenannte Einbruchmeldeanlagen) ergänzten mechanische Sicherungen, sie erhöhten weiter das Entdeckungsrisiko.

So agieren die Einbrecher

In vielen Fällen handelt es sich nach Angaben der Polizei um überörtlich agierende Täter, die immer auf der Suche nach neuen, geeigneten Tatorten seien. Diese begingen Einbrüche am Tag oder mit Einsetzen der Dunkelheit zwischen 8 und 20 Uhr. „Da sie unbedingt vermeiden wollen, mit den Bewohnern der ausgewählten Tatobjekte zusammen zu treffen, werden Wohnungen und Häuser vor der Tat ausgekundschaftet“, weiß der polizeiliche Präventionsfachmann. „Es wird darauf geachtet, ob Kraftfahrzeuge und Fahrräder auf dem Grundstück stehen, ob der Briefkasten gefüllt ist, die Blumen verwelkt sind, die Rollläden ständig hochgezogen oder runtergelassen sind.“ Unbeleuchtete Häuser und Grundstücke seien ebenfalls ein Hinweis darauf, dass niemand zu Hause ist. Gekippte Fenster seien „offene“ Fenster: „Sie laden Kriminelle geradezu ein.“

Um sich zu vergewissern, dass niemand zu Hause ist, träten Einbrecher oft auch an das Haus oder die Wohnung heran, klingelten, klopften oder riefen nach den Bewohnern. „Wenn sich ein Bewohner meldet, werden fadenscheinige Begründungen geliefert.“

Polizei rät: In Sozialen Netzwerken nicht Urlaub ankündigen

Sicherheitsbewusstes Verhalten erklärt die Polizei so: Fenster, Balkon- und Terrassentüren sollten auch bei kurzer Abwesenheit geschlossen werden. Schlüssel sollten niemals draußen deponiert werden. „Einbrecher finden jedes Versteck.“ Rollläden sollten zur Nachtzeit – und möglichst nicht tagsüber – geschlossen werden. Es sollte keine Hinweise auf die eigene Abwesenheit gegeben werden, auch nicht etwa in sozialen Netzwerken oder auf dem Anrufbeantworter.

In Mehrfamilienhäusern sollten der Hauseingang sowie Keller- und Bodentüren stets geschlossen gehalten werden und Bewohner prüfen, wer ins Haus wolle, bevor der Türöffner gedrückt werde. Geachtet werden sollte ebenso auf Autos, die betont langsam durch die Wohnsiedlung fahren oder auffällig parken – oder auf Personen, die zu Fuß schlendern oder von Haus zu Haus gehen und nicht ins Wohnumfeld passen. „Scheuen Sie sich nicht, die Polizei über den Polizeinotruf 110 anzurufen, vor allem, wenn Fensterscheiben klirren oder Türholz splittert. Versuchen Sie niemals selbst, Einbrecher festzuhalten“, so die Polizei.

Permanente Außenbeleuchtung schreckt Täter ab

Zudem sei eine gute Außenbeleuchtung ein wirksamer Einbruchschutz. Bewegungsmelder seien allerdings nicht immer die erste Wahl. „Wenn der Melder bei jeder Katze auslöst, kann sich leicht ein Gewöhnungseffekt einstellen.“ Darüber hinaus reagierten die meisten Bewegungsmelder erst, wenn der ungebetene Gast schon recht nah am Haus sei. Die Polizei empfiehlt daher eine sanfte Permanentbeleuchtung mit Energiesparlampen, die über einen Dämmerungssensor geregelt wird. „LED-Leuchten mit integriertem Solarpanel sind kabellos und können eine Alternative darstellen. Bewegungsmelder bieten dann noch eine zusätzliche Sicherheit“, heißt es.

In Beratungsgesprächen weise die Polizei auch stets auf die Möglichkeit einer Anwesenheitssimulation durch Beleuchtung über den WLAN Router (z.B. Fritzbox) oder andere Systeme (z.B. Philips) hin.

80 Prozent der Einbrecher hebeln Fenster oder Tür auf

Grundsätzlich empfiehlt die Polizei für private Haushalte zudem mechanische Sicherheitstechnik. „Diese verhindert, dass ein Einbrecher ins Haus gelangt.“ Jens Zeiler verweist auf die Statistik, nach der 80 Prozent der Täter mit Werkzeugen wie Schraubenziehern Fenster oder Türen aufhebeln. „Weitere 10 Prozent schlagen ein kleines Loch in die Glasscheibe und öffnen den Fenster- oder Türgriff oder treiben einen Gegenstand zwischen Glasdichtung und Scheibe.“

Der Präventionsbeauftragte rät als Sofortmaßnahme zu abschließbaren Fenstergriffen. „Sie sind leicht auszutauschen.“ Die Griffe sollten gleichschließend, zertifiziert und nach DIN EN 18267 geprüft sein. Zu achten sei auf einen Drehmoment von mindestens 100 Nm – besser 200 Nm (Widerstandsklasse/Abdrehwiderstand FG-S-1 oder FGS-2).

Abschließbare Fenstergriffe schützen

Bei Bestandsimmobilien empfiehlt Zeiler als optimale Variante den Austausch aller Fenster- und Türelemente, die ein Einbrecher ohne Hilfsmittel und im Stehen erreichen kann, gegen einbruchhemmende Elemente nach DIN EN 1627-1630 mit einer Widerstandsklasse (Resistance Class) von mindestens RC2. „Diese Elemente sind als Gesamtkonstruktion von Rahmen, Beschlag und Verglasung auf ihre Einbruchhemmung getestet und wurden geprüft oder zertifiziert.“ Sie verfügen über Pilzkopfzapfen-Beschläge, einbruchhemmende Verglasung (P4A-Glas) und sollten mit abschließbaren Fenstergriffen nach DIN EN 18267 ausgestattet sein.

Wolle man vorhandene Fenster und Fenstertüren nicht austauschen, könne auch mithilfe von geprüften Aufschraubsicherungen (DIN EN 18104-Teil 1) oder in das Element eingelassenen (DIN EN 18104 – Teil 2) einbruchshemmenden Beschlägen nachgerüstet werden.

Polizei bietet kostenlose Beratung

Zum Thema Einbruchschutz bietet die Polizei kostenlose und individuelle Beratung vor Ort an.

Beratung in Braunschweig: Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, Friedrich-Voigtländer-Straße 41 in 38104 Braunschweig, Telefon 0531-476-2005 oder 0531-476-3051. E-Mail: bfk@pi-bs.polizei.niedersachsen.de

Tipps im Internet: www.polizei-beratung und www.k-einbruch.de

Veranstaltungen der Polizei in Braunschweig zum Tag des Einbruchschutzes: Ein Vortrag „Einbruchschutz“ findet am Mittwoch, 25. Oktober, von 15 bis 16.30 Uhr in der Stadtbibliothek Braunschweig, Schlossplatz 2, statt. Am Freitag, 27. Oktober, informiert die Polizei von 10 bis 17 Uhr an einem Stand in den Schlossarkaden, Platz am Ritterbrunnen.