Braunschweig. Drei Tage im Magniviertel, die Braunschweig nicht vergessen wird. Eine Bilanz, eine Analyse – und ein Kommentar.

Nein, so voll wie in dieser Nacht der Nächte war das Magniviertel wirklich noch nie. In der Nacht von Samstag auf Sonntag beim Magnifest 2023 wurden Rekorde gebrochen. Mehrere 10.000 Menschen drängten sich auf engstem Raum in den Straßen und Gassen des Magniviertels, nur schubweise kam man voran.

Dicht umlagert zahlreiche Stände mit Getränken und Kulinarischem, gewaltige Menschentrauben vor den Bühnen. Alles mehr als sonst, größer als sonst, letztlich eine neue Dimension Magnifest. Es ist keine Frage: Jetzt wird man Bilanz ziehen müssen. Und es wird wohl auch die Frage aufgeworfen werden, wie viel Magnifest das Magniviertel tatsächlich vertragen kann.

Deutlich mehr als 150.000 Menschen haben das Magnifest 2023 besucht

Zum Glück ist nichts passiert, gab es nach Angaben des Veranstalters und der Polizei keine Zwischenfälle. Und es darf gesagt werden: Nach der Zwangspause, in der das Magnifest durchaus auch zur Disposition stand, und nach der Corona-Pandemie war gerade dies vielleicht der kraftvolle Neustart, den die Stadtgesellschaft bei allerdings auch phantastischem Spätsommerwetter euphorisch goutiert.

Wir sprechen mit Srdjan Rajkovic (Northern Events), der das Magnifest seit 2017 für die Werbegemeinschaft des Magniviertels ausrichtet. Und aus seinen Zahlen, der Abstimmung mit der Polizei und unseren Schätzungen formen sich wahrlich beeindruckende Besucherzahlen: Deutlich mehr als 150.000 Menschen haben das Magnifest 2023 besucht. Es waren 40.000 zum Auftakt am Freitag, vermutlich 70.000 am Samstag – und noch einmal 50.000 am abschließenden Sonntag.

Die besten Bilder vom Magnifest

Magnifest am Eröffnungs-Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen, Eröffnung Eintracht-Maskottchen Leo, Oberbürgermeister Thorsten Kornblum.
Magnifest am Eröffnungs-Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen, Eröffnung Eintracht-Maskottchen Leo, Oberbürgermeister Thorsten Kornblum. © FMN | Bernward Comes
Abendliches Treiben im Magniviertel beim Magnifest: Bühnen, Getränke- und Essensbuden und etwas Mittelalter
Abendliches Treiben im Magniviertel beim Magnifest: Bühnen, Getränke- und Essensbuden und etwas Mittelalter © FMN | Bernward Comes
Bühnen, Getränke- und Essensbuden und etwas Mittelalter und „Abenteuerland“ als Pur-Cover-Band
Bühnen, Getränke- und Essensbuden und etwas Mittelalter und „Abenteuerland“ als Pur-Cover-Band © FMN | Bernward Comes
Abendliches Treiben im Magniviertel beim Magnifest: Bühnen, Getränke- und Essensbuden und etwas Ruhe am Mittelalter-Essensstand auf dem Argidienplatz.
Abendliches Treiben im Magniviertel beim Magnifest: Bühnen, Getränke- und Essensbuden und etwas Ruhe am Mittelalter-Essensstand auf dem Argidienplatz. © FMN | Bernward Comes
Das Magniviertel war drei Tage lang sehr gut besucht.
Das Magniviertel war drei Tage lang sehr gut besucht. © FMN | Bernward Comes
Neben Bier und Wein gab es auch Obst-Bowle.
Neben Bier und Wein gab es auch Obst-Bowle. © FMN | Bernward Comes
Ein seltener Anblick: Platz zischen Kneipen und Ständen.
Ein seltener Anblick: Platz zischen Kneipen und Ständen. © FMN | Bernward Comes
Die Pur-Coverband „Abenteuerland“ sorgte für Stimmung.
Die Pur-Coverband „Abenteuerland“ sorgte für Stimmung. © FMN | Bernward Comes
Mit Touch wurde auch für Fans härter Musik etwas geboten.
Mit Touch wurde auch für Fans härter Musik etwas geboten. © FMN | Bernward Comes
Hassan Dagher bereitet Churros in seinem Stand vor.
Hassan Dagher bereitet Churros in seinem Stand vor. © FMN | Bernward Comes
Magnifest am Eröffnungs-Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen
Magnifest am Eröffnungs-Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen © FMN | Bernward Comes
Ein T-Tanzstück auf der Bühne.
Ein T-Tanzstück auf der Bühne. © FMN | Bernward Comes
Lea Guntermann und Kenny Luft mit dem neuen Löwen-TShirt
Lea Guntermann und Kenny Luft mit dem neuen Löwen-TShirt © FMN | Bernward Comes
Magnifest am Eröffnungs-Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen
Magnifest am Eröffnungs-Freitag Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen © FMN | Bernward Comes
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Das sind Dimensionen, wie sie in Braunschweig in vielen Jahren nur selten, wenn überhaupt, erreicht werden. Und man muss auch sagen: So viel Konkurrenz in der ganzen Stadt wie an diesem Super-Wochenende hatte das Magnifest auch noch nie.

Dass die Sause rund um die magische Achse Ölschlägern - Ackerhof - Magnitor dennoch derart eindrucksvoll reüssierte, spricht für sich. Höhepunkt am Samstagabend, in Festivalatmosphäre auf einem wirklich rappelvollen Magnikirchplatz gefeiert: der Auftritt der Pur-Coverband „Abenteuerland“.

Man kann sagen, was man will: Es hat den Leuten gefallen, sie haben es genossen, und, ja, es waren mächtig viele

Auch die Bands und Acts auf den anderen Bühnen fanden ihr Publikum. Und, ja, derart in Form und mit Magnetwirkung für Massen hatte man das Magniviertel tatsächlich noch nie gesehen. Ob es letzten Endes auch allen gefiel, die da wohnen und leben, auch darüber wird man vermutlich in den nächsten Tagen noch mehr hören und lesen.

Einstweilen sind Veranstalter und Ausrichter nicht nur total kaputt angesichts eines bemerkenswerten Kraftaktes, sondern auch stolz wie die Honigkuchenpferde. Auch mit einiger Distanz zum Geschehen muss man anerkennen: Es hat den Leuten gefallen, sie haben es genossen, und, ja, es waren mächtig viele, die weit über Braunschweig hinaus zum Magnifest pilgerten.

Und es sind, wie es ausschaut, auch alle auf ihre Kosten gekommen. Laut Rajkovics Rechnung ging sie auf, lassen sich Kosten in Höhe von rund 160.000 Euro nach Begleichung aller Rechnungen amortisieren inklusive der Sponsorenleistungen.

Ob nun alle Stände im üblichen Risiko ihr Geschäft gemacht haben, werden die einzelnen separaten Abrechnungen ergeben. Aber vermutlich hätte es schlimmer kommen können. Zwar machte die Hitze einigen Ständen zu schaffen, weil sich manche Ware da schlicht verflüssigte. Während woanders die Biere, Brausen und Bowlen boomten. Und zwar spektakulär.

Ob es da noch eine Steigerung geben kann, ist fraglich. Die Frage ist allerdings berechtigt, denn 2024 steigt die 50. Auflage des Magnifestes, und da ist die Erwartungshaltung auf allen Seiten vermutlich noch einmal höher.

Wie könnte man da überhaupt noch draufsatteln? Schwierige Frage. Schon in diesem Jahr platzte das Magniviertel buchstäblich aus allen Nähten, die Platzressourcen scheint man doch seriöserweise nicht mehr ausdehnen zu können. Und inhaltlich? Tatsächlich könnte man da noch zulegen in puncto Klasse, denn Masse ist ja schon reichlich da.

Ein Schub auch für die notwendigen kommunalpolitischen Impulse für das Quartier

In diese Analysen wird man eintreten, allerdings beflügelt durch einen mehr als positiven Verlauf in diesem Jahr. Nicht nur Srdjan Rajkovic, auch der eher neutrale Beobachter wird erkennen, dass gerade dieses Magnifest nach der Corona-Depression Maßstäbe gesetzt hat.

Ein Schub im Übrigen auch für die notwendigen kommunalpolitischen Impulse für ein Quartier am Eingang zur Innenstadt, das als Traditionsinsel, Gastronomie- und Kulturmeile städtebauliche Qualitäten besitzt, die nicht mehr vernachlässigt werden dürfen.

Mit neuen Bühnen, so etwa direkt am monströsen Horten-Galeria-Leerstand, wurde dies eindrucksvoll deutlich. Nicht auszudenken, wenn Braunschweig die Chance zu nutzen wüsste, gerade hier zu einer Lösung zu finden, die brutale Barrieren abbaut und das Magniviertel endgültig in die Mitte der City zieht.

Das Magnifest, so die Analyse, ist dafür seit diesem Wochenende tatsächlich ein Katalysator.