Braunschweig. Braunschweig will ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen. Doch viele Reaktionen sind erschreckend, findet Katrin Schiebold.

Der Regenbogen steht für Vielfalt, für Toleranz und Offenheit. Er ist ein starkes Symbol, vereint Gegensätze, Sonne und Regen, Himmel und Erde. Sichtbar für alle. Der Regenbogen als Ausdruck der Verbundenheit mit allen Menschen in ihrer Diversität – dieses Zeichen will die Stadt Braunschweig setzen. Eine politische Mehrheit macht sich dafür stark, bis zum nächsten Sommer einen „Regenbogen-Zebrastreifen“ anzulegen. Ein wichtiges, ein überfälliges Statement.

Umso erschreckender sind die Kommentare auf unseren Social-Media-Kanälen zu den Plänen. Die Stadt sollte lieber Geld für wichtigere Dinge ausgeben, der Streifen sei eine Provokation – das sind noch die harmlosen Bemerkungen. Wie viel Hass und Häme sonst noch ausgekübelt wurden, werden wir hier nicht genauer ausführen. Am Ende mussten wir die Kommentar-Funktion unter unserem Instagram-Post deaktivieren. Das ist erschreckend – zumal sich diese Reaktionen mit den Erfahrungen anderer Städte decken.

Ein Oberbürgermeister bekam Hass-Botschaften geschickt

Als Nürnberg Anfang August einen Regenbogen-Zebrastreifen in der City vorstellte, bekam der Oberbürgermeister Hass-Botschaften geschickt. In Wiesbaden wurde ein bunter Zebrastreifen mit schwarzer Farbe beschmiert. Was ist los in unserer Gesellschaft, wenn man solche Symbole nicht ertragen kann? Sie gar als persönlichen Angriff wertet?

Man mag die Aktion für übertrieben halten, man sollte auch kontrovers diskutieren. Aber was soll dieser Hass? Es zeigt sich einmal mehr: Gerade nach dem mutmaßlich homophoben Angriff vor einigen Wochen beim Christopher Street Day in Braunschweig sind klare Bekenntnisse gefordert: Wir sind bunt, wir sind divers, wir lassen Hetze nicht zu. Und wir brauchen nicht weniger, sondern mehr solcher Zeichen – selbst wenn das nicht jedem gefällt.