Braunschweig. „Trafo Hub“ und Braunschweigische Landessparkasse haben ein Projekt gestartet, um die Oker aufzuwerten. Darum geht es jetzt.

Fast 130 Kilometer ist die Oker lang – von ihrer Quelle im Harz bei Altenau bis zur Mündung in die Aller in Müden. In Braunschweig sieht man sie vielerorts: vom Südsee, durch den Bürgerpark und entlang des Wallrings bis zum Ölper See und der Okeraue bei Veltenhof und Watenbüttel.

Um die Oker noch mehr ins Bewusstsein zu holen, um ihr mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und ihre Potenziale zu heben, haben die Trafo Hub GmbH und der Nachhaltigkeitsfonds Löwen+ der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) jetzt ein gemeinsames Projekt gestartet.

„Wasser ist eine unglaublich wichtige Ressource, die oft unterschätzt wird“, betonten Constantin Bettenhausen (Trafo-Team) und Ron Große (BLSK) kürzlich bei der Auftaktveranstaltung. Ihr großes Ziel: dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung entgegenwirken. Sie verweisen darauf, dass nur acht Prozent aller Flüsse in Deutschland im Jahr 2021 in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand gewesen sind.

„Die Oker in Braunschweig bietet ebenfalls ein gewisses Entwicklungspotenzial, das wir gemeinschaftlich nutzen möchten“, so die Veranstalter. Laut dem Jahresbericht der Braunschweiger Stadtentwässerung erreichte die Oker im Jahr 2020 an den meisten Probestellen in Braunschweig die Gewässergüteklasse II (mäßig belastet), im Innenstadtbereich in den Umflutgräben die Güteklasse II-III (kritisch belastet).

Können KI-gesteuerte Roboter die Oker von Müll und Schadstoffen befreien?

Bei der Auftaktveranstaltung ging es zunächst darum, bei Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Vereinen, Initiativen und auch mit Oker-Anliegern ins Gespräch zu kommen. Im Oktober soll dann eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Entscheidern folgen, um Ideen aus den Workshops aufzugreifen und weiterzuführen, kündigt Bettenhausen an.

So wie im Co-Working-Space „Trafo Hub“ Vernetzung großgeschrieben wird, geht es ihm zufolge auch bei den Überlegungen zur Oker darum, möglichst viele Menschen zusammenzubringen.

Es lohnt sich zu schauen, was andere Städte machen. Man muss nicht immer alles neu erfinden. Vielleicht ist etwas dabei, was man auch hier umsetzen kann.
Constantin Bettenhausen, Trafo Hub GmbH

In den Workshops – unter der Leitung von Experten des privaten Digitalisierungsinstituts „August Wilhelm Scheer Institut“ in Saarbrücken – wurden Bettenhausen zufolge verschiedenste Ideen gesammelt. Da ging es zum Beispiel um die Frage, inwiefern sich KI-gesteuerte Roboter um die Reinigung der Oker von Plastikmüll oder chemischen Schadstoffen kümmern können.

Oder wie die Oker an Schulen noch mehr zum Thema werden könnte. Oder wie Echtzeitdaten zur Wasserqualität und zu den Pegelständen per App über das Smart-City-Projekt der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt werden können. Dass die Stadtverwaltung bereits über viele Daten verfügt, schilderte Neven Josipovic, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung und Smart City.

Wann kann man wieder in der Oker baden?

Eine Frage, die auch immer mitschwingt: Wann kann man wieder in der Oker baden? In Paris laufen gerade große Anstrengungen, die Wasserqualität der Seine bis zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr deutlich zu verbessern. Ab 2024 soll man darin schwimmen können. Ein Vorbild für Braunschweig? „Es lohnt sich zu schauen, was andere Städte machen“, sagt Bettenhausen. „Man muss nicht immer alles neu erfinden. Vielleicht ist etwas dabei, was man auch hier umsetzen kann.“

Beispiele für das, was grundsätzlich machbar ist, zeigte im Rahmen der Workshops zum Beispiel die Betriebswirtin und Umweltmanagerin Lina Hollender aus Baden-Württemberg. Sie schilderte, wie die Emscher im Ruhrgebiet von einer Kloake zum abwasserfreien Fluss wurde.

Der Aktivist und Gründer Lukas Bosch berichtete von seinem Unternehmen „Holycrab“: In Berlin wurde vor einigen Jahren der invasive, also eigentlich nicht heimische Rote Amerikanische Sumpfkrebs mangels Fressfeinden zur Plage und bedrohte die heimische Flora und Fauna. Er wurde zum Fang freigegeben, und Bosch überlegte zusammen mit anderen, was sich daraus Sinnvolles und Wertschöpfendes machen lässt. Entstanden ist zum Beispiel ein Biermischgetränk mit besonderer Krebsrezeptur.

Nun gibt‘s in der Oker bislang zwar keine Amerikanischen Sumpfkrebse, aber der Grundgedanke sei wichtig, so Bosch: „Was können wir tun, was uns Spaß macht und das Ökosystem in einem besseren Zustand zurücklässt als aktuell?“