Braunschweig. Die Besucherinnen und Besucher im Lokal und im Biergarten sind traurig. Lesen Sie, wie es jetzt weitergeht.

Wehmut liegt in Braunschweig im Ortsteil Alt Lehndorf in der Luft. Mit Wolfs Gasthaus in der Großen Straße gleich neben der Kreuzkirche wandert ein beliebtes Ausflugslokal ab und verlässt das Haus und den wunderbaren Biergarten.

Noch einmal nehmen wir Platz unter den alten Kastanien im Garten und bestellen etwas Kühles. In Lehndorf und darüber hinaus ist es bereits Tagesgespräch. „Wir ziehen um!!“, heißt es drinnen in der Gaststube auf einem Aushang. Und unmissverständlich: „Bis zum 31. August haben wir hier vor Ort noch für Sie geöffnet!“

Und was wird aus dem Haus, das in Alt Lehndorf neben der Kirche das Ortsbild prägt? Es wurde von Gästen aus nah und fern angesteuert, gern von Radfahrern auf Tour, auch von Spaziergängern und Pilgerern hier am Braunschweiger Ausgang des Jakobsweges. „Schade, einfach nur schade“, hören wir an diesem Abend noch oft.

Wolfs Gasthaus zieht aus in Alt Lehndorf, und jetzt gibt es zwei Optionen

Und blättern im Gästebuch von Wolfs Gasthaus. „Wie schade, dass Sie demnächst schließen, es ist so traumhaft, in Ihrem Garten zu sitzen und zu speisen, dazu noch die Glocken von nebenan ...“, schreibt eine Besucherin. Und ein anderer notiert traurig: „Schade, schade, dass dieser Platz, der sehr gemütlich ist, sich jetzt auflöst.“

Wie ist es dazu gekommen? Nach Informationen unserer Zeitung gab es bereits seit längerem zwischen den Betreibern von Wolfs Gasthaus und den Eigentümern unterschiedliche Auffassungen über den baulichen Zustand des Hauses und die erforderlichen Maßnahmen. „Dies hat für uns den Ausschlag gegeben, jetzt umzuziehen“, erklärt das Gastronomen-Paar Torsten Wolf und Stefanie Deichmann der Redaktion.

Stefanie Plate vom Eigentümer erklärt gegenüber unserer Zeitung auf Anfrage: „Es wäre schön, wenn man in Alt Lehndorf auch weiterhin gut essen gehen könnte. Das hören wir ja auch oft.“ Nach dem Auszug von Wolfs Gasthaus gebe es jetzt zwei Optionen: Verkauf des Hauses oder Sanierung und Wiederverpachtung. Hierzu gebe es noch keine Entscheidung und keine Planung.

Die Familie Plate, die ein Umzugsunternehmen betreibt, hatte die alte Schule im historischen Dorfkern am Ende der 1980-er Jahre gekauft. Das Gasthaus erlebte unterschiedliche Zeiten. Von 1994 bis 1998 residierte hier sogar Sterneköchin Birgit Jahn-Reinhardt, der ihr Mann, der Künstler und Kunstsammler Walter Reinhardt, in Lehndorf die Alt-Bayerische Botschaft eingerichtet hatte. Birgit Jahn-Reinhardt lebt heute in Hannover, hat für ihren 2011 verstorbenen Mann das Privatmuseum Walter Reinhardt – Villa Potzlach in Hannover-Bemerode eingerichtet.

Nach acht Jahren geht es für Wolfs Gasthaus nun tatsächlich in ein neues Domizil

Acht Jahre lang haben nun Torsten Wolf und Stefanie Deichmann das Gasthaus betrieben - mit Erfolg, wie sie zufrieden sagen. Der besondere Ort kam an, der Biergarten bei schönem Wetter ein Magnet, das Team mit vier Angestellten und neun Aushilfen hielt zusammen, wurde immer wieder für Freundlichkeit gelobt. Die schnörkellose Karte mit deutscher Küche mit Schnitzel, Rippchen und Sauerfleisch (und mehr) mundete. Jetzt Aufbruchstimmung, ein Neuanfang mit der kompletten Mannschaft - und es geht in ein neues Domizil!

Neues Ziel: Wolfs Gasthaus demnächst in Volkmarode mit Torsten Wolf, Stefanie Deichmann (rechts) und Sabine Wiegmann vom Team.
Neues Ziel: Wolfs Gasthaus demnächst in Volkmarode mit Torsten Wolf, Stefanie Deichmann (rechts) und Sabine Wiegmann vom Team. © FMN | Henning Noske

Das liegt tatsächlich auf der anderen Seite der Stadt - in Volkmarode an der Berliner Heerstraße. Dort ziehen sich die Wirtsleute des La Locanda mit italienischer Küche nach mehr als drei Jahrzehnten aufs Altenteil zurück.

Und siehe da: Auch dort gibt es einen sehr geeigneten Biergarten, denn auf den legt man in Wolfs Gasthaus großen Wert. Gleicher Name, gleiche Karte, gleiche Kapazität mit 70 Plätzen innen (nach Umbau) und 90 Plätzen draußen - Torsten Wolf und Stefanie Deichmann, die übrigens auch noch in Volkmarode wohnen, schauten sich an und machten Nägel mit Köpfen.

Es soll weitergehen mit Wolfs Gasthaus, auch ein wichtiges Signal, denn gerade ziehen nach der für die Gastronomie verheerenden Corona-Pandemie die Gästezahlen kräftig an, und oft kriegt man in guten Lokalitäten ohne Reservierung gar keinen Platz mehr.

Die Kundschaft freut‘s schon. Schon liest man im Gästebuch in Alt Lehndorf: „Lehndorfer Stammkunden sind traurig über den Wechsel, aber froh, dass wir uns an der Berliner Heerstraße wiedersehen.“ Und: „Ihr Lieben, unser Abschiedsessen ... Aber wir sehen uns bald zur Premiere in Volkmarode.“ Dort ist die Neueröffnung für den 15. September vorgesehen. Der Biergarten soll im April oder Mai 2024 an den Start gehen.

Und wie geht es nun in Alt Lehndorf weiter? Zunächst ist Abwarten angesagt. Neue Gastronomie sei nicht ausgeschlossen, sagt Stefanie Plate. Einstweilen sei kein neuer Pächter in Sicht. Aber das kann sich an einem eingeführten Ort wie diesem ja auch noch ändern.