Braunschweig. Braunschweigs Auszubildende: Waschen, schneiden, föhnen – und natürlich färben: Tabea Malici und Celina Eichberg machen eine Lehre zur Friseurin.

Wenn Kristin Harder zum Friseur geht, plant sie stets etwas mehr Zeit ein. Am Modelltag vertraut sie sich nämlich dem Nachwuchs an: den Auszubildenden im „Haarwerk“. Der Lohn für ihre Geduld: Der Schnitt ist kostenlos, und wenn sie sich Strähnchen färben lässt, muss sie nur das Material zahlen.

Eine schöne Frisur gibt’s natürlich auch, das ist ja das Wichtigste. Das Risiko, dass etwas schiefgeht, ist minimal: Chef oder Geselle sind immer in der Nähe, um helfend einzugreifen oder den Feinschliff zu übernehmen. „Ich nutze den Modelltag schon seit dem Studium und finde das toll. In den ganzen Jahren war ich immer zufrieden. Nur ein einziges Mal sind die Haare etwas kürzer als geplant geraten, weil nachgeschnitten werden musste“, erzählt die Kundin.

An diesem Tag schneidet Tabea Malici ihr den Bob. Sascha Vollmer, der den Betrieb zusammen mit Silvio Christall leitet, schaut der jungen Frau über die Schulter und zeigt der Auszubildenden, mit welchen Tricks sie unterschiedliche Effekte erzielen kann, etwa eine härtere oder weichere Kante. Hochkonzentriert setzt die 18-Jährige das Gelernte um. Sascha Vollmer beruhigt: „Lernen kann man das alles. Wir bringen das bei. Es ist ein Handwerk. Wichtig ist, dass die Bewerber Lust haben, zu lernen und eine positive Grundhaltung mitbringen.“

Die Auszubildenden Tabea und Celine präsentieren ihrem Kunden seine neue Frisur.
Die Auszubildenden Tabea und Celine präsentieren ihrem Kunden seine neue Frisur. © Peter Sierigk | Peter Sierigk

Für Tabea Malici steht die Berufswahl schon seit ihrer Kindheit fest. „Meine Tante ist Friseurin und hat mir damals immer die Haare gemacht. Und ich habe an meiner Puppe geübt.“ Trotz des allgemeinen Fachkräftemangels sei es nicht leicht gewesen, nach der Schule einen Ausbildungsplatz zu finden. Denn längst nicht jeder Betrieb bilde aus. „Gesucht werden eher ausgebildete Friseure als Auszubildende“, hat sie erfahren.

Wo heute Haare gestylt werden, produzierte einst die Jazzkantine ihre Songs

Sascha Vollmer bestätigt das. Natürlich müsse man Zeit investieren, um einen Lehrling gut auszubilden. „Bei uns hat sich das aber bewährt. Wir haben fast alle unsere Mitarbeitenden selbst ausgebildet“, sagt er und fügt hinzu: „Je mehr Zeit man investiert, desto selbstständiger und besser können die jungen Kollegen arbeiten.“

Sascha Vollmer zeigt den Berufsanfängern, wie man einen Bob mit kleinen Tricks variieren kann.
Sascha Vollmer zeigt den Berufsanfängern, wie man einen Bob mit kleinen Tricks variieren kann. © Peter Sierigk | Peter Sierigk

Im „Haarwerk“ werden Bewerber eingeladen, zur Probe zu arbeiten. Auch Tabea kam erstmal zum Schnuppern vorbei und sagt zufrieden: „Es hat direkt gepasst!“ Sie fühlt sich wohl im Team und mag auch die große Halle im Industrial-Chic. Alles ist nüchtern und stilvoll eingerichtet, die riesigen Spiegel hängen an Stahlseilen von der Decke.

Einst produzierte in diesen Hinterhof-Räumlichkeiten die Jazzkantine ihre Songs, Musiker wie Cappuccino, Till Brönner oder Smudo gingen ein und aus. Seit vielen Jahren werden an diesem besonderen Ort nun keine Songs mehr kreiert, sondern Frisuren.

Ihren Eltern macht Tabea Malici daheim schon lange die Haare, anfangs nach Gutdünken, doch inzwischen weiß sie, wie man die Schere korrekt hält, wie man Kamm und Rasierer richtig einsetzt. An der Helene-Engelbrecht-Berufsschule lernt sie zudem, welche Basishaarschnitte es gibt, welche Eigenschaften das Haar hat und welche Haartypen man unterscheidet. An Puppenköpfen wird das Schneiden und Färben geübt.

„Es ist klasse, was man alles mit Schnitt und Farbe zaubern kann“

Im Betrieb lerne man anfangs erstmal die Basics, blickt Celina Eichberg auf den Beginn ihrer Ausbildung zurück. Die 20-Jährige kommt wie Tabea demnächst ins dritte Lehrjahr. Umstylings interessieren sie besonders, und sie freut sich darauf, später mal ganz allein Kunden beraten zu dürfen. „Es ist klasse, was man alles mit Schnitt und Farbe zaubern kann“, findet sie. Anfangs schaue man in der Ausbildung aber erstmal viel zu, reiche Folien an, fege, shampooniere und föhne.

Celine Eichberg in Aktion.
Celine Eichberg in Aktion. © Peter Sierigk | Peter Sierigk

Jeder Friseur habe seine eigene Handschrift, sagt Tabea Malici. Den eigenen Stil müsse man als Berufseinsteiger erstmal finden. „Ich mag das Kreative an dem Job. Und es ist ein schönes Gefühl, wenn die Kunden glücklich und zufrieden aus dem Laden gehen.“

Das Schneiden sei ein Schwerpunkt im dritten Lehrjahr, erzählt Celine. Tabea durfte schon etwas eher die Schere ansetzen, quasi aus der Not heraus. Das war in der Corona-Zeit. „Irgendwann mussten viele aus dem Team in Quarantäne, und ich wurde gefragt, ob ich mir das Schneiden schon zutraue.“ Im ersten Moment sei sie nervös gewesen, gibt sie zu: „Aber dann habe ich mir gesagt: Du hast das so oft geübt, warum sollte es nicht klappen?!“ Es klappte, und mittlerweile hat sie Routine.

Neue Haartrends werden auch in den sozialen Medien gesetzt

Der Job werde nicht besonders gut bezahlt, das sei ja bekannt, sagt Celine: „Man muss das schon wirklich wollen.“ Aber man könne sich durchaus hocharbeiten: Meister, Visagist, Berufsschullehrer, alles sei möglich. Und eine eigene kleine Wohnung sei auch in der Ausbildung durchaus drin: „Mit Unterhalt, Kindergeld und Trinkgeld reicht es, wenn man sparsam ist.“

Häufig kämen Kunden, die sich einen Haarschnitt wie ein bestimmter Fußballstar oder eine Schauspielerin wünschten. „Auch durch die sozialen Medien wechseln die Trends schnell“, hat Celine beobachtet. Dadurch brauche man sich aber nicht verunsichern lassen, am Ende lasse sich alles auf die vier Grundschnitte zurückführen, hat sie gelernt: „Der angesagte Mermaid-Haircut beispielsweise ist nichts anderes als ein krass durchgestufter Schnitt. Neu ist nur der Name.“

DER BERUF

- Die duale Ausbildung zum Friseur/zur Friseurin dauert drei Jahre.

- Friseure und Friseurinnen beraten Kunden bei der Haarpflege und der Wahl einer typgerechten Frisur. Sie waschen, schneiden, pflegen, färben, wellen oder glätten das Haar, arbeiten Extensions ein, rasieren, pflegen und formen Bärte. Sie färben und formen auch Augenbrauen und gestalten Make-ups.

- Etwa die Hälfte der Auszubildenden hat einen Hauptschulabschluss, die andere Hälfte einen höheren Schulabschluss.

- Was muss man können? Man sollte geschickt und kreativ sein, einen Sinn für Ästhetik haben, kunden- und serviceorientiert sein. Mehr dazu hier

„Braunschweigs Auszubildende“: In unserer Serie porträtieren wir junge Menschen, die von ihrer Ausbildung berichten. Wie sind sie dazu gekommen? Was ist für sie das Besondere an diesem Beruf? Und natürlich geht es auch um die Ausbildungsbetriebe: Wodurch zeichnen sie sich aus? Wir suchen weitere Auszubildende im zweiten oder dritten Lehrjahr, die bereit sind, Einblicke zu geben. Schreiben Sie gern eine Mail an: redaktion.bs@funkemedien.de