Braunschweig. Die 15-Jährige aus Kamerun wird im Braunschweiger Klinikum behandelt. In ihrer Heimat wäre sie gestorben. Doch kostet die Therapie mehr als erwartet.

In der nächsten Woche wird Kerene 16 Jahre alt. Ohne die Behandlung in Deutschland hätte sie diesen Geburtstag nicht mehr erlebt. Im Dezember wurde bei der Jugendlichen eine akute lymphoblastische Leukämie (ALL) diagnostiziert. In ihrem Heimatland Kamerun hatte sie keine Überlebenschance. Die einzige Hoffnung: eine Therapie im Ausland.

Seit Januar wird Kerene im Städtischen Klinikum Braunschweig behandelt. Doch die Kosten sind hoch. Die Familie ist auf Spenden angewiesen.

Kerene wurde in Kamerun auf Malaria und Tiphoid-Fieber behandelt
Leonard Nankam

Leonard Nankam ist Kerenes Onkel. Der Ingenieur lebt und arbeitet in der Nähe von Hannover. Im November, berichtet er, begann seine Nichte zu fiebern. „Sie wurde auf Malaria und Tiphoid-Fieber behandelt.“ Eine Fehldiagnose, wie sich herausstellte. Kerene hatte Glück, dass eine verwandte Ärztin die Symptome einer Leukämie richtig deutete. In Kamerun, sagt Leonard Nankam, würden Kindersterben, ohne dass die Leukämie überhaupt festgestellt werde. Da heiße es „Malaria“ oder „Anämie“.

In Kamerun hieß es: Behandlung nur im Ausland möglich

In Kamerun fragte sich die Familie von Arzt zu Arzt durch. Überall habe es geheißen: Kerene könne nur überleben, wenn sie im Ausland behandelt würde. Und zwar schnell. Die Leukämie war schon weit fortgeschritten. Ohne Therapie hätte sie nur noch wenige Wochen zu leben gehabt.

Der Onkel suchte in ganz Deutschland nach einem Krankenhaus, erhielt Absagen. Das Braunschweiger Klinikum erklärte sich bereit, Kerene zu behandeln. Die Jugendliche müsse aber schnell kommen, machten es auch die Braunschweiger Ärzte dringlich. Die nächste Hürde: ein Visum zu erhalten. Am 4. Januar wurde Kerene in die Kinderonkologie des Klinikums aufgenommen.

Komplikationen erschweren Behandlung, Kosten steigen

„Nach den ersten Untersuchungen herrschte richtig Panik auf der Station“, berichtet Leonard Nankam. Die Leukämie war noch weiter fortgeschritten als angenommen, Kerenes Allgemeinzustand schlecht. Immer wieder kam es zu lebensbedrohlichen Komplikationen und Aufenthalten auf der Intensivstation wegen schwerer Infekte. Zudem sprach die Leukämie schlecht auf die Therapie an. Kerene gilt als eine Hochrisikopatientin. „Die Therapie ist deutlich intensiver als bei Patienten mit Standardrisiko oder mittlerem Risiko“, hieß es in einem Arztbrief vom April.

Zur Angst um das Leben seiner Nichte gesellt sich die Sorge, die hohen Rechnungen für die Behandlung bezahlen zu können. Kerene ist nicht krankenversichert. Wurden die Behandlungskosten vom Klinikum ursprünglich auf rund 100.000 Euro geschätzt, übersteigen die tatsächlichen Kosten inzwischen die finanziellen Möglichkeiten der Familie. Kerenes Familie selbst hat aus eigener Tasche 50.000 Euro aufbringen können. Weitere 45.000 Euro kamen in mehreren Spendenaktionen zusammen.

Spenden und Eigenkapital sind längst aufgebraucht

Doch war diese Summe angesichts der anfangs unvorhersehbaren Komplikationen schon nach den ersten zweieinhalb Monaten im Krankenhaus aufgebraucht. 116.297 Euro kostete allein der erste Behandlungsabschnitt bis März. Nun bekam Leonard Nankam für die Weiterbehandlung bis Ende Mai eine weitere Rechnung über knapp 36.000 Euro. Und ein Ende der Therapie ist noch nicht in Sicht. Zurzeit, so der Onkel, erhalte Kerene erneut eine Chemotherapie.

Der Elternverein „Weggefährten“ trägt die Kosten für die Mitaufnahme einer Begleitperson, die vom Klinikum in Rechnung gestellt wurde. Eine Übernahme von Behandlungskosten schließt die Satzung des Vereins aber aus. Auch bei der Deutschen Leukämiehilfe wurde eine Unterstützung beantragt. Doch reiche all dieses Geld bei Weitem nicht aus, um die lebensnotwendigeTherapie weiterhin zu finanzieren, heißt es.

Braunschweiger Klinikum: Einmaliger Fall

Auch im Städtischen Klinikum (skbs) ist bekannt, dass die Familie ist aktuell finanziell nicht in der Lage ist, alle Rechnungen zu begleichen. Klinikum-Sprecherin Thu Trang Tran bestätigt, dass die Verwandten im Vorfeld bereits eine erhebliche Anzahlung geleistet hätten, woraufhin die Jugendliche behandelt worden sei.

Nach rechtlicher Prüfung und in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat sei eine Stundung der Rechnung durch das Klinikum erfolgt. „Andere Lösungsoptionen sind aus Sicht des skbs nicht möglich“, spricht sie von einem bisher einmaligen Fall im Klinikum.

Familie auf Spenden angewiesen

Spenden werden entgegengenommen über gofund.me oder über das Spendenkonto: Leonard Nankam, IBAN: DE23 1203 0000 1053 5295 23, BIC: BYLADEM1001, DKB, Verwendungszweck: Vorname Nachname, Spende fuer Kerene