Braunschweig. Karstadt in Braunschweig soll bis Ende Januar 2024 schließen. Darüber ist eine hitzige Debatte entbrannt – auch in den sozialen Netzwerken.

Die Nachricht traf viele unerwartet: Bis Ende Januar 2024 schließt das Karstadt-Haupthaus in Braunschweig. Bei vielen Kundinnen und Kunden stößt das auf Unverständnis - zumal die Filiale eigentlich schwarze Zahlen schreibt. Was bedeutet das für die Innenstadt? Ist das ein riesiger Verlust oder war das Warenhaus ohnehin längst kein Publikums-Magnet mehr? Auf unseren Instagram- und Facebook-Seiten erreichten uns dazu zahlreiche Reaktionen und Kommentare - von wütenden Statements über Erinnerungen an die gute alte Kaufhaus-Zeit. Auch schrieben viele Leserinnen und Leser ihre Meinung zum Karstadt-Aus direkt an unsere Redaktion. Eine Auswahl haben wir hier zusammengestellt:

„Man kann sich das gar nicht vorstellen das es bald Karstadt gar nicht mehr gibt“, schreibt ein Mann auf unserer Facebook-Seite. „Wenn man etwas braucht, geht man doch zu Karstadt. Ob in die Haushaltswarenabteilung, Elektroabteilung, Schreibwarenabteilung, Spielwarenabteilung, Parfumabteilung, Süßigkeitenabteilung oder die Herrenoberbekleidung. Und auch das Karstadt-Restaurant ist nicht schlecht. Schnell mal eine Currywurst mit Pommes oder die Gabelspaghetti Bolognese waren immer gut. Und den Supermarkt gab es ja früher auch noch. Alles unter einem Dach. Mein Vater hat Anfang der 80er noch in der Schallplattenabteilung gearbeitet und zum Abendbrot um 19 Uhr die schönsten Karstadt Geschichten vom Tag erzählt.“

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Eine Frau ist überzeugt: „Für Braunschweig geht ein Kulturgut verloren. Von ehemals Horten, dem Sportgeschäft, dem Haus am Gewandthaus und nun das Haus in der Schuhstraße wird es zukünftig nur noch Leerstände geben.“

Wichtige Innovationen seien verschleppt worden, finden viele Leserinnen und Leser

Doch viele sehen das Kaufhaus als nicht mehr zeitgemäß an, wichtige Innovationen, ein angepasstes Waren- und Preiskonzept - das alles sei verschleppt worden. So kommentiert eine Frau auf unserer Instagram-Seite: „Zu großes Angebot in einem Geschäft, das ist nicht mehr zeitgemäß.“ Eine andere störte sich an den Preisen – durch die Inflation sei ohnehin alles teurer und Karstadt habe zu wenig preisgünstige Waren im Angebot.

Auf Facebook schreibt eine Userin: „Ich kann mich noch sehr gut erinnern,dass früher die Massen in die Karstadthäuser strömten. Für mich liegt der Niedergang auch darin, dass Karstadt eben kein Haus mehr für alle war, bedingt durch eine fehlgeleitete Preispolitik, die Waren vor allem im höheren Segment anbot. Das findet man auch im Fachhandel plus dortiger kompetenter Beratung, während bei Karstadt nur noch eine Kasse für jede Etage vorhanden war. Das gefiel nicht mehr jedem.“

Das Angebot sei immer schlechter geworden, schreibt ein Facebook-Nutzer

Ein anderer ist überzeugt, dass selbst ein Drogeriemarkt mehr Auswahl hat. „Das Angebot wurde immer weniger. Keine Bücher mehr usw usw... die Spielwarenabteilung ein Witz. Zu Weihnachten gab es immer eine sehr schöne Verkaufsflächen mit vielen Sachen. Nun wurde alles lieblos in die Schreibwaren-Abteilung gequetscht. Mit natürlich viel weniger Artikeln.“

Ein Mann schreibt, dass wichtige Trends verschlafen wurden, zu lange habe man sich der alten Kundschaft zugewandt, zu wenig für eine Verjüngung getan.

Eine ehemalige Karstadt-Mitarbeiterin fühlt nun vor allem mit dem Personal, das sich nun wohl nach neuen Jobs umsehen muss: „Es tut weh zu sehen, was aus Karstadt in den letzten Jahren geworden ist. War selbst viele Jahre dort bevor ich entschied zu gehen. Für die ehemaligen Kollegen tut es mir sehr leid. Man fühlt sich nach wie vor verbunden. Ich wünsche allen das sich für alle eine neue und schöne Tür im Berufsleben öffnet. Daumen sind fest gedrückt.“

Viele machen sich jetzt Gedanken, wie es in der Innenstadt weitergehen soll, wenn das große Gebäude leer steht. Auf Instagram schlägt ein User vor: Ganzer Abriss und neue, kleine Läden oder große Grünfläche.

Einige Leser sehen politische Fehlentscheidungen

Aber vor allem sehen viele die Politik in der Verantwortung. „Man muss der handelnden Politik ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Die Innenstadt wird seit einigen Jahren durch politische Entscheidungen, mangelnde Konzepte und teilweise ausbleibende proaktive Gestaltung geschwächt. An dieser Stelle muss man die Hängepartie der Entwicklung der Burgpassage erwähnen. Des Weiteren wird der PKW-Verkehr in die Innenstadt seit Jahren systematisch bekämpft. Die stetige Erhöhung der Parkgebühren, die kontinuierliche Ausweitung der gebührenpflichtigen Parkplätze (nun bereits auch außerhalb der Innenstadt), in Verbindung mit einer generellen Reduzierung von Parkmöglichkeiten führen zu einer Minimierung der Besucherzahlen.“

Viele Versäumnisse bei der Stadtentwicklung sieht auch eine andere Leserin: „Eine bohrende Frage wäre, warum wird erst jetzt eine ,Task Force’ also Arbeitsgruppe einberufen... der Leerstand ist auch nichts Neues. Warum wurde innerhalb der Okerumflut eine Parkgebühr für alle Parkplätze verabschiedet? Jetzt denkt man über eine Senkung der Parkgebühren nach! Die Einwände im letzten Jahr wurden nicht beachtet!“