Braunschweig. Am Aegidienmarkt wird nach einer Lösung gesucht, damit die Höchstgeschwindigkeit eingehalten wird

Wie sorgt man dafür, dass Tempo 30 nicht nur auf Schildern steht, sondern Tempo 30 auch tatsächlich gefahren wird? Im Bezirksrat Mitte wird nun der Frage nachgegangen: Könnten Temposchwellen am Braunschweiger Aegidienmarkt eine Lösung sein?

Der Aegidienmarkt ist ein Braunschweiger Problemkind. Als vor rund 70 Jahren dort das autogerechte Braunschweig geplant wurde, verlor er seine Funktion. Einst war der Aegidienmarkt Marktplatz und verbindendes Element des Weichbildes Altewiek. Heute zerschneidet ihn die vierspurige August- und Stobenstraße. Die Straßenbahn fährt dort. Eine Barriere, die dazu führte, dass das mittelalterlich geprägte Magniviertel in eine nicht integrierte Insellage innerhalb der Innstadt geriet.

Abhilfe sollte geschaffen werden: Trenngitter der Straßenbahn verschwanden und Bordsteine wurden abgesenkt, damit Fußgänger und Radfahrer die Barriere aus Straße und Trasse queren können. Die vierspurige Straße mit mehr als 12.000 Fahrzeugen je Richtung blieb jedoch. Tempo 30 gilt dort.

Der Übergang Ägidienmarkt.
Der Übergang Ägidienmarkt. © Jürgen Runo

Eine Anfrage der Grünen hinterfragt diese Lösung nun. Grund, so Fraktionsvorsitzender Helge Böttcher: „Die bauliche Gestaltung sorgt nicht dafür, dass die Geschwindigkeiten dort immer eingehalten werden.“ Schilder allein reichen nicht. Blitzer-Einsätze unterstreichen das. In der Stoben- und Auguststraße in Richtung Bohlweg gab es im zweiten Halbjahr 2021 vier Messeinsätze. Knapp sieben Prozent der kontrollierten Fahrzeuge, jedes fünfzehnte Auto, waren zu schnell unterwegs.

Gesundheitsgefährdender Lärm

Dass dort Tempo 30 nicht eingehalten wird, ist ein alter Hut. Auf der Stobenstraße gilt Tempo 30 wegen Lärmschutz. Es ist dort so gesundheitsschädlich laut, dass die Straße nicht nur Lärmschwerpunkt in Braunschweig ist, die Stobenstraße fällt außerdem in die Prioritätengruppe 1 mit höchstem Handlungsbedarf. Der im September 2020 beschlossene Lärmaktionsplan, die EU verpflichtet die Stadtverwaltung dazu, sieht darum vor: Die Einhaltung von Tempo 30 muss an der Stobenstraße zusätzlich überwacht werden. Tempo-Kontrollen sollen für Verkehrsdisziplin und die Vermeidung von gesundheitsschädlichem Lärm sorgen.

Seitens der Grünen wird nun angefragt, wie weitergehende Eingriffe aussehen könnten, damit auch tatsächlich Tempo 30 gefahren wird. Das soll nicht am Straßenrand erfolgen, dort stehen bereits Schilder, sondern auf der Straße selbst. Eine Aufpflasterung sei denkbar. Die Verwaltung soll außerdem die Kosten abschätzen, wenn stattdessen beidseitig Fahrbahnschwellen vor und hinter dem Überweg Aegidienmarkt aufgebracht werden.

Solche Plastikschwellen sind etwa 4,5 Zentimeter hoch. Die Bodenfreiheit von Autos muss selbst voll beladen mindestens acht Zentimeter betragen. Böttcher verweist auf das europäische Ausland: „Dort gibt es vor fast jeder Ortseinfahrt und vor Kreiseln und Zebrastreifen solche Bremsschwellen. Für die Autos ist das aber in der Regel kein Problem.“ Er könne sich auch spanische „bandas transversales“ vorstellen: „Sie sind maximal einen Zentimeter hoch.“

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