Braunschweig. Die Klassenfahrt einer Braunschweiger Schule endet mit einem Polizeieinsatz – wohl wegen eines Streits. Der Hotelier wehrt sich gegen Vorwürfe.

Drei Klassen des 6. Jahrgangs der IGS Querum in Braunschweig hatten sich eigentlich auf ihre Klassenfahrt in den Harz gefreut. Doch der mehrtägige Ausflug in die Nähe von Thale endete in einer mittleren Katastrophe. Am Abend vor dem eigentlichen Abreisetag mussten die rund 70 Kinder und Lehrkräfte bereits ihre Koffer packen. Alle Schüler mussten am späten Abend gegen 22.30 Uhr von ihren Eltern aus dem Harz abgeholt werden.

Vorausgegangen war dem abrupten Ende offenbar ein Streit: Elternberichten zufolge soll der Hotelier die Kinder angebrüllt und verlangt haben, dass sich diese nach dem Abendessen auf ihre Zimmer zurückziehen sollen. Als ein Bett beschädigt wurde – die Rede ist von einer lockeren Schraube – soll es zum Streit zwischen den Lehrkräften und dem Hotelier gekommen sein, bei dem sogar eine Lehrerin verletzt worden sein soll. Eltern zufolge gab es ein Handgemenge – der Hotelchef wiederum wehrt sich gegen Vorwürfe.

Klassenfahrt im Harz: Beim Streit mit dem Hotelier wurde offenbar eine Lehrerin verletzt

Drei Klassen der IGS Querum mussten ihre Klassenfahrt am Vorabend der eigentlichen Abreise abbrechen.
Drei Klassen der IGS Querum mussten ihre Klassenfahrt am Vorabend der eigentlichen Abreise abbrechen. © regios24 | Stefan Lohmann

Die Schule wollte sich gegenüber unserer Redaktion nicht zu dem Vorfall äußern und verwies die Anfrage weiter an das Regionale Landesamt für Schule und Bildung in Braunschweig (RLSB). Die Behörde bestätigte: „Es ist zutreffend, dass die IGS Querum eine Klassenfahrt in den Harz vorzeitig abbrechen musste, weil es nach Auskunft der Schule einen Streit zwischen den Lehrkräften und dem Hotelier gegeben hat, bei dem auch eine Lehrerin verletzt worden sein soll.“ Einige Schülerinnen und Schüler seien dabei gewesen, „aber nicht direkt involviert“. Der Lehrerin soll nach Angaben von Eltern Hausverbot erteilt worden sein.

Die Klassenfahrt sei auf Empfehlung der hinzugerufenen Polizei abgebrochen worden, so das Landesamt. Weitere Details wollte man nicht nennen, da die polizeilichen Ermittlungen in dem Fall nach Kenntnis des Landesamtes noch nicht abgeschlossen seien. Der Vorfall hatte sich am 22. September ereignet.

Harzer Hotelchef stellt seine Sicht der Dinge dar: Lehrerin nicht geschlagen!

Der Hotelchef war am Donnerstag nicht telefonisch für eine Stellungnahme zu erreichen und hat bislang auch nicht zurückgerufen. Im Internet aber ist er bereits vor einer Woche ausführlich auf die negativen Bewertungen eingegangen, die Eltern der betroffenen Schüler dort eingestellt hatten.

Die etwa 70 Jugendlichen und Lehrkräfte wollten ursprünglich in einem Schullandheim unterkommen, das derzeit aber keine Gäste aufnehmen kann, da es als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird. Das Schullandheim habe sein Hotel angefragt, ob es aushelfen könne, schreibt der Eigentümer im Chat: „Nach zwei Jahren Corona und den Einschränkungen haben wir uns aufgrund unserer langjährigen Erfahrung bereiterklärt zu helfen, auch wenn die Buchung Ihrer Klassen unter unserer Preis-Kategorie liegt.“

Vor Anreise sei auf die Einhaltung der Hausordnung hingewiesen worden, gegen diese sei mehrfach verstoßen worden. Er nennt ein Beispiel: „Kurz nach Anreise kam es aufgrund von Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften zu lebensgefährlichen Situationen, weil Kinder in der dritten Etage in zirka zehn Meter Höhe auf der Fensterbank des Hauses herumgeturnt sind. Betreuer / Lehrer waren nicht ansatzweise in der Nähe, um ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen.“

Weiterhin habe im Haus aus Rücksicht auf andere Gäste Ruhe gehalten werden sollen. „Statt das zu respektieren, wurde herumgegrölt, Türen geschmissen und zu allem Überfluss bei den anderen Gästen an die Tür geklopft, auf die Klinken gefasst und weggelaufen, um diese zu ärgern.“

Als eine Lehrerin abends um 20.45 Uhr angemerkt habe, dass ihr Lichtschalter defekt sei, habe sich „ein Disput entwickelt“. Die Lehrerin habe im Hausflur herumgeschrien und einen Mitarbeiter „unter anderem als Idioten“ bezeichnet. Man habe ihr Hausverbot erteilt. Ausdrücklich steht in dem Beitrag: „Der Vorwurf, eine Lehrerin wäre von einem Mitarbeiter des Hauses geschlagen worden, stimmt nicht!“

Manche Kinder weinten – Schüler und Lehrer psychologisch betreut

Eltern hatten unserer Redaktion geschildert, dass der Hotelchef die Kinder angebrüllt habe. Eine Mutter schreibt im Chat: „Wie der Besitzer mit den Kindern und den Lehrern umgegangen ist, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Wenn man keine Kinder in seinem Hotel möchte, dann sollte man keine Klassen für eine Klassenfahrt aufnehmen.“

Die Schülerinnen und Schüler wie auch die Lehrkräfte seien im Anschluss vom Schulpsychologischen Dienst betreut worden und werden dies bei Bedarf auch weiterhin, so die Auskunft der Pressestelle des RLSB: „Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern ist nach Angaben der Schulleiterin sehr ruhig und besonnen mit der Situation umgegangen.“ Die Schule werde vom Fachbereich Recht des Landesamtes beraten und unterstützt.

Harzer Polizei bestätigt Anzeigen und Ermittlungen

Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Hauptkommissar Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz in Halberstadt, bestätigt: „Es gab eine verbale Auseinandersetzung. Der Besitzer soll die Lehrerin geschubst haben. Es wurde eine Anzeige gestellt wegen Körperverletzung (gegen den Hotelier) und wegen Hausfriedensbruchs (gegen die Lehrerin=.“

Transparenzhinweis: Der Text wurde aktualisiert. In der ersten Version hieß es, dass Quedlinburg Ziel der Fahrt gewesen sei. Das ist nicht richtig.

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