Braunschweig. Es soll ein neues Verkehrskonzept für das Magniviertel erstellt werden. Den Auftakt machten die Bürger: Wie sehen ihre Ideen und Wünsche aus?

Der Unterschied fällt einem gleich ins Auge: Wenn in der Straße Ölschlägern keine Autos parken, dann kommen die hübschen Fachwerkhäuser mit den liebevoll gestalteten Schaufenstern der kleinen Läden und Cafés im Magniviertel noch viel besser zur Geltung.

Das ist eine Erkenntnis. Doch es gibt weitere – die Stadtverwaltung hat den Bürgern am Samstag Raum gegeben, ihre Ideen und Wünsche für die Quartiersentwicklung im Magniviertel einzubringen. Vor den Flipcharts auf dem Magnikirchplatz wurde angeregt diskutiert, von Anwohnern wie Besuchern.

„Es soll so bleiben, wie es ist“, hatte ein Anwohner auf eine Tafel geschrieben. Der Meinung ist auch Alexander Krieg, der ebenfalls im Magniviertel wohnt: „Uns stören die Autos nicht.“ Er ist sich sicher, dass auch seine Frau es nicht gut fände, wenn sie hier abends nach der Arbeit nicht mehr parken dürfte sondern ins Parkhaus fahren müsste.

Das Quartier ist nicht barrierefrei – und auch für Radfahrer kein Genuss

Anwohner Guido Kiehne fühlt sich auch sehr wohl im Quartier, findet jedoch, dass das Kopfsteinpflaster für Fahrradfahrer ungünstig sei – die weichen lieber auf den Bürgersteig aus und kommen dort den Fußgängern in die Quere. Er hofft allerdings, dass nichts umgestaltet wird, was den Charme des Magnikirchplatzes gefährden würde.

In den Cafés und Läden rundum ist man geteilter Meinung: Einerseits sei es toll, ohne auf Autos achten zu müssen, die Gäste auf dem Magnikirchplatz bewirten zu können, sagt ein Mitarbeiter. Anderseits: würden so viele Gäste und Kunden kommen, wenn die Straße autofrei wäre?

Studierende der Lehrveranstaltung „Straßenraumgestaltung“ der TU Braunschweig haben die potenzielle Straßenraumgestaltung des Magniviertels untersucht. Auf einer Tafel präsentieren sie ihre Ergebnisse. Was war ihnen vor Ort zuerst aufgefallen? Studentin Vanessa Vinke antwortet: „Dass es hier sehr schön aussieht: das tolle Fachwerk, alles ein bisschen krumm und schief. Das Kopfsteinpflaster fördert das historische Flair.“

Die Straße Ölschlägern könnte Fußgängerzone oder Anwohnerstraße werden

Negativ aufgefallen sei den Studierenden aber auch einiges. Vinke zählt auf: „Die Wege hier sind nicht barrierefrei. Radfahrer haben es auch schwer. Und in der Woche ist es hier wegen der parkenden Autos und des Liefer- und Ladeverkehrs sehr eng.“ Deshalb haben die Studenten dem Viertel trotz aller Possierlichkeit, die es hat, nur die Schulnote drei gegeben. Heißt: verbesserungswürdig.

Zwei Szenarien sind auf einer Karte dargestellt, über die auch Claudia Fricke, Abteilungsleiterin Verkehrsplanung und Verkehrsmanagement im Fachbereich Tiefbau und Verkehr der Stadt, mit den Bürgern diskutiert: 1) Man könnte die Straße Ölschlägern zur Fußgängerzone erklären. Nur Lieferverkehr wäre dann zulässig. 2) Man könnte die Straße Ölschlägern zur Anwohnerstraße erklären, dann wären Lieferverkehr erlaubt, zudem dürften Anwohner durch die Straße fahren und auch hier parken.

Über diese und andere Ideen wird in den nächsten Monaten sicherlich noch viel gesprochen. „Das ist hier der Auftakt“, betont Claudia Fricke.

Braunschweig beteiligt sich an der Europäischen Mobilitätswoche

Der „Parking Day“ am Freitag – bei dem Organisationen wie der Verkehrsclub Deutschland, Greenpeace und Fridays-for-Future mit vielen Angeboten und Aktionen im Magniviertel zeigten, wie man Parkflächen anderweitig nutzen kann – sowie die Bürgerbeteiligungsaktion am Samstag waren Teil des Programms zur Europäischen Mobilitätswoche, an der sich Braunschweig beteiligt.

Die Europäische Mobilitätswoche ist eine Kampagne der Europäischen Kommission und findet jedes Jahr vom 16. bis zum 22. September statt.

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