Braunschweig. Ob auf der Baustelle in der Neuen Nordstadt oder im Naturparadies am Dowesee: Pausen, Trinken und Achtsamkeit sind das beste Rezept.

Da stehst du also an so einem Tag bei brüllender Hitze, gefühlt 40 Grad, vor einem Trupp Bauarbeiter, die haben alle ein Eis in der Hand – und dir fällt keine vernünftige Frage ein. Das heißt: Die ersten drei Fragen aus dem Urgrund des Journalismus sind schon parat, nicht originell, aber Eisbrecher. Macht das Spaß hier?

Wie ich mich noch gräme ob der dämlichen Frage, hilft mir Otto im knallorangen Overall aus der Bresche. „Den Job hat man sich ausgesucht. So sieht’s aus.“ Und dann haut Otto einen raus: „Wenn ich ‘nen klimatisierten Raum haben will, dann muss ich Bänker werden.“ So fängt das schon mal an. Gut.

Neue Nordstadt, Nähe Mittelweg, Mitgaustraße. Also letzteres soll’s mal werden. Hineingleiten ins neue Wohnen. Dafür sorgen sie hier, bei jeder Temperatur, die Mannschaft von August Reiners, Braunschweig, Bauunternehmung. Polier Mike Wilson teilt sachlich mit: „Kanalbau. Straßenbau. Wir machen hier die neue Fahrbahn.“

Kontraste zwischen Baustelle Neue Nordstadt und Naturparadies Dowesee

So sieht’s aus. Schotter, Schlagschatten, Schockhitze. Wie hält man das aus? „Viele Pausen. Trinken, trinken, trinken.“ Und ranklotzen, reinhauen, sonst geht’s nicht. Und so setzen wir ihnen, während der Polier gerade ein Eis ausgegeben hat, hier mal ein Arbeiterdenkmal: Niko, Dirk, Justin, Finn, Dominik, Kurt, Heiko, Otto, Jack, Mike und alle die anderen. Euch sei gesagt: Respekt! Es ist nur mit den Besten zu schaffen.

Punkt zwei im Urgrund des Journalismus: Kontraste. Also zum Dowesee. Schul- und Bürgergarten. Sanfter Wind streichelt Wangen und Waden unter uralten Bäumen. Es ist still, Bienen nippen Nektar auf wunderschönen Beeten. Was für eine Wohltat an so einem Hitzetag. Und hier kommt uns – Schritt für Schritt, jeden Schritt auskostend – Susanne Klauke entgegen.

Geh-Meditation am Dowesee: Susanne Klauke.
Geh-Meditation am Dowesee: Susanne Klauke. © Henning Noske

Und jetzt wird’s philosophisch. Denn nun erhalten wir, unverhofft, eine wunderschöne Lektion in Sachen Achtsamkeit. Denn Susanne Klauke, die Planerin aus der Braunschweiger Stadtverwaltung, gerade im Urlaub, startet hier am Dowesee just an diesem Tag ihre erste Geh-Meditation.

Achtsamkeit lernen bei der Geh-Meditation

Geh-… was? Jeder Schritt zählt. Buchstäblich. „Du gehst langsam, achtsam. Du bist im Moment. Ein Fuß nach dem anderen setzt auf. Und wenn ich den Schritt so löse, bewusst, hinterlasse ich Frieden“, erklärt sie mir. „Das ist schön“, sage ich. „Können wir ja grad gut gebrauchen.“

Susanne Klauke macht das heute zum ersten Mal, natürlich am Dowesee, dem wunderbaren Ort, da wohnt sie in der Nähe. Bei einem Seminar letzte Woche war jeden Morgen vorm Frühstück eine Einheit Geh-Meditation angesetzt.

Was macht das mit dir? Der Fuß setzt auf – und schon wollen wir weiterhetzen? Immer vorwärts, immer. Sind wir nicht manchmal unachtsam und rücksichtslos gegenüber uns selbst? Meistens, sagt sie. Meistens? „Fast immer. Weil wir durchs Leben hetzen – und dabei nicht auf uns und auf andere achten.“

Gesundheitsamt: Auf Warnzeichen des Körpers achten

Kann man nachmachen, denke ich. Und schaue ihr noch ein wenig nach. Schritt für Schritt. Dann fassen wir wieder Tritt, schließlich wartet die Redaktion. Das ist Grundsatz drei: Auch wenn’s heiß ist, wartet dein Leser. Die Leserin auch. Das Gesundheitsamt der Stadt meldet fürsorglich: Trinkt, Leute, geht in den Schatten. Auch heute wird’s nochmal richtig heiß.

Warnzeichen des Körpers müssten unbedingt ernst genommen werden: Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Muskel- und Bauchkrämpfe, Erschöpfungs- oder Schwächegefühl, Verwirrtheit und Mundtrockenheit. Diese Symptome könnten einen Flüssigkeitsmangel anzeigen. Davor sei die Achtsamkeit.