Braunschweig. Zwei neue Informationsstelen für Außenorte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel zur Zeit des Nationalsozialismus werden öffentlich eingeweiht.

Zur öffentlichen Einweihung von zwei Informationsstelen am Dienstag, 12. Juli, 16.30 Uhr, in der Rennelbergstraße 10 in Braunschweig lädt die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel ein.

Auch Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza ist laut einer Pressemitteilung dabei und spricht ein Grußwort, ebenso wie Braunschweigs Bürgermeisterin Annegret Ihbe und Brunhilde Frye-Grunwald von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, leitet ein. Die musikalische Begleitung am Saxophon hat Hanns-Wilhelm Goetzke.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass in der Rennelbergstraße keine Parkmöglichkeiten vorhanden sind.

Das Netzwerk des Strafgefängnisses Wolfenbüttel erstreckte sich über das gesamte Braunschweiger Land

Historischer Hintergrund: Das Netzwerk des Strafgefängnisses Wolfenbüttel mit seinen Außenarbeitsorten, weiteren Haftorten, Hinrichtungsorten und Begräbnisstätten erstreckte sich über das gesamte Braunschweiger Land. Dazu gehörte auch das Kreis- und Untersuchungsgefängnis Braunschweig, das dem Strafgefängnis Wolfenbüttel unterstand.

Es diente als zentrale Frauenhaftanstalt im Land Braunschweig und dem Vollzug der Untersuchungshaft sowie kürzerer Haftstrafen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es auch von der Gerichtsbarkeit der Wehrmacht und der SS als Haftort genutzt.

In den letzten Kriegswochen bis zur Befreiung am 12. April 1945 war das Gefängnis mit mehr als 900 Inhaftierten stark überbelegt. Auf dem Garnisonfriedhof Braunschweig ruhen abgesehen von verstorbenen Soldaten auch Opfer der NS-Militärjustiz.

Der wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilte und in Wolfenbüttel hingerichtete Soldat Otto Kauffelt (1915–1940) wurde dort begraben. Die Bestattung weiterer hingerichteter Wehrmachtsdeserteure auf dem Friedhof ist wahrscheinlich.

Zwei neue Stelen werden über diese Außenorte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel im Braunschweiger Stadtgebiet informieren.

Mit rund 70 Außenorten, auch in Braunschweig, war das Strafgefängnis in der Gesellschaft fest verankert

Die Informationsstelen vor dem Braunschweiger Gefängnis und auf dem Garnisonfriedhof Braunschweig sind ein Ergebnis des Forschungsprojektes „outSITE Wolfenbüttel. Das Strafgefängnis Wolfenbüttel und sein Netzwerk im Land Braunschweig“, das mit einer Laufzeit von 2018 bis 2022 an der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel angesiedelt ist.

Ziel dieses Projektes ist die Erforschung, Dokumentation und Sichtbarmachung der Außenorte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel zur Zeit des Nationalsozialismus, die über das ehemalige Land Braunschweig verteilt waren, vom Harz bis in die südliche Heide.

Dabei handelt es sich in erster Linie um Außenarbeitsstellen und Außenkommandos, aber auch um Haft-, Hinrichtungs- und Beerdigungsorte. Mit seinem Netzwerk von rund 70 Außenorten war das Strafgefängnis Wolfenbüttel keine abgeschlossene Haft- und Hinrichtungsstätte, sondern in der Gesellschaft fest verankert.

Durch die Aufstellung von insgesamt acht Informationsstelen, eine interaktive Medienwand im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte sowie eine Buchpublikation (erschienen im Februar 2022) soll das Netzwerk historischer (Tat-)Orte wieder sichtbar werden.

Das Projekt wurde gefördert durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Braunschweigische Stiftung und die Stiftung Zukunftsfonds Asse.

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