Braunschweig. „Begrenzte Ressourcen“: HvF in Braunschweig muss losen und Eltern an andere Gymnasien verweisen.

Der Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen ist in vielen Familien immer eine aufregende Sache. Wenn indes eine Ablehnung ins Haus flattert, wie jetzt bei Familie D. und anderen, dann kann es schon mal Tränen geben.

Und nicht nur das – auch Ärger und Nachfragen. Mit einem Thema beschäftigt sich derzeit die Landesschulbehörde, wie eine Sprecherin auf Anfrage der Redaktion bestätigte. Betroffen sind Eltern, die ihre Kinder in Klasse 5 des Gymnasiums Hoffmann-von Fallersleben-Schule (HvF) anmelden wollten. Die Redaktion erhielt in diesem Zusammenhang gleich mehrere Hinweise und Hilferufe.

Verteilerkonferenz der Stadt Braunschweig mit allen Schulleiterinnen und Schulleitern der Gymnasien wurde tätig

Zuvor hatte es in einem Schreiben der Schule, das der Redaktion vorliegt, auch für Familie D. die enttäuschende Nachricht gegeben: „Zum neuen Schuljahr 2022/23 haben sich an unserer Schule mehr Kinder für den Jahrgang 5 angemeldet als wir tatsächlich aufnehmen können.“ Aufgrund begrenzter Ressourcen werde man nur vier fünfte Klassen einrichten können und habe daher unter den Anmeldungen auslosen müssen.

An sich keine ungewöhnliche Sache, schließlich ist ja doch alles eine Sache der Kapazitäten und der Ressourcen. Bloß, dass bei Familie D. und anderen sauer aufstößt, dass zumindest in den vergangenen beiden Jahren eben fünf fünfte Klassen an der HvF eingerichtet waren. Indes – auch das gehört zum Thema – die beim Schulträger hinterlegte Norm aber Vierzügigkeit anzeigt.

„Mit außerordentlichem Bedauern“ muss die Schule Familie D. jedenfalls mitteilen, dass man ihr Kind nicht aufnehmen könne. Auf der Verteilerkonferenz der Stadt Braunschweig mit allen Schulleiterinnen und Schulleitern der Gymnasien sei indes festgestellt worden, dass am Lessinggymnasium, am Martino-Katharineum und an der Ricarda-Huch-Schule noch Plätze vorhanden seien.

Allerdings ist jetzt bereits Eile geboten: Ein beigefügter Anmeldebogen möge an einer der aufgeführten Schulen bis spätestens Donnerstag dieser Woche, 15 Uhr, abgegeben werden, so das erst kurz vor Pfingsten versandte Schreiben. Die freien Plätze würden dann von den aufnehmenden Schulen gemeinsam vergeben.

Da bleibt jetzt auch für Familie D. nicht mehr viel Zeit. Die extrem kurze Nachmeldefrist bis Donnerstagnachmittag, 15 Uhr, erschwere es, irgendwie noch Widerspruch zu artikulieren oder an Informationen zu kommen, niemand sei ja gerade erreichbar, teilte sie der Redaktion mit. Tatsächlich konnte am Dienstag auch die Landesschulbehörde uns noch keine umfängliche Auskunft erteilen – tja, letzter Tag der Pfingstferien.

Zeitdruck: Dienstagabend aus den Ferien zurück, bis Donnerstagnachmittag, 15 Uhr, an einer anderen Schule angemeldet ...

Vater D. bitter: Familien, die in den Pfingsturlaub gefahren seien, würden es also Dienstagabend bei ihrer Rückkehr erfahren, dass ihr Kind bis Donnerstagmittag an einer anderen Schule angemeldet sein müsse ...

Schülerin Li (10), die gemeinsam mit ihren Eltern der Redaktion schreibt, weiß es immerhin schon – sie ist an der HvF angenommen. Allerdings auch kein ungetrübter Grund zur Freude. Lis Eltern haben da wohl ein wenig Formulierungshilfe geleistet: „Es hagelte viele, viele Ablehnungen. Meine zwei besten Freundinnen wurden abgelehnt, so wie viele andere Kinder aus meiner Klasse auch. Ich hatte Glück, ich darf an die HvF. Freuen konnte ich mich allerdings nicht ...“

Wie auch immer, es gibt noch Klärungsbedarf – und wohl auch noch etwas Hoffnung. Li und ihre Eltern formulieren ihre Kritikpunkte an der Sache nun so: „Es betrifft so viele Schülerinnen und Schüler, eine ganze Klassenstärke. Aus Fußgängern werden Buskinder, aus Freunden werden Bekannte.“

Bereits in der Coronazeit hätten Kinder ja viel zurückstecken müssen. Und dann der Wink mit dem Zaunpfahl an den Kultusminister: „Lieber Herr Tonne, wo bleiben die versprochenen Lehrer? Wann kommen wir Schüler zu unseren Rechten? Wo bleibt die Gerechtigkeit?“

Man wird sehen, ob das noch Erfolg hat. Ohnehin ist die „Ressourcenlage“ an nicht wenigen Schulen angespannt – die vergangenen beiden Corona-Jahre hatten hier ihre Wirkung. Könnte man sich etwas wünschen, wäre für Familie D., Schülerin Li, ihre Eltern und die anderen die Sache klar: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass vielleicht doch noch eine eine fünfte 5. Klasse aufgemacht wird ...“

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