Braunschweig. In der Weststadt betreibt die Braunschweiger Baugenossenschaft eine riesige Solaranlage.

Bis zum Jahr 2030 soll Braunschweig möglichst klimaneutral werden. Erneuerbare Energien sollen eine weit größere Rolle als bislang spielen. Bei der Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) setzt man auf einen behutsamen Wandel – und neue Gesetze.

Weststadt, Emsviertel, Wohnanlage an der Recknitzstraße. Sechster Stock. Über eine kleine Treppe geht es hinauf aufs Dach. Dort befindet sich die größte Solaranlage der BBG. Die Genossenschaft hat rund 24.000 Mitglieder und zählt neben der Nibelungen Wohnbau und der Wiederaufbau zu den wichtigsten Wohnungsunternehmen Braunschweigs.

Ein Kranwagen sei vor rund zehn Jahren gekommen, um die 456 Module aufs Dach zu heben, erinnert sich Dirk Sievers, Geschäftsbereichsleiter Bestandsmanagement. Knapp 100.000 Kilowattstunden Solarstrom leistet die Anlage im Jahr. Leistungsfähiger ist in der Weststadt nur die Anlage auf der IGS Wilhelm Bracke. Aus luftiger Höhe hat man einen guten Überblick über die Dächer der Weststadt. Weit und breit sind die Flachdächer frei von Solaranlagen. Und das, obwohl die Dächer in aller Regel unverschattet sind und im Prinzip beste Bedingungen für Solarenergie bieten.

Solarstrom wird verkauft und nicht gespeichert

Die riesige Solaranlage befindet sich in der Weststadt.
Die riesige Solaranlage befindet sich in der Weststadt. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Bei der BBG weiß man um die Potenziale. Alexander Faul, Vorstand Technik, berichtet von einem Solarkataster, das die BBG hat anfertigen lassen, um die Eignung der Genossenschaftsdächer in Erfahrung zu bringen. Gleichwohl: Die BBG betreibt stadtweit 13 Solaranlagen. Sie speisen insgesamt 300.000 Kilowattstunden Solarstrom ein. Gespeichert wird nichts. Der Strom wird verkauft.

Das sei eins der Probleme, sagt Faul: „Der Solarstrom, den wir auf den Dächern erzeugen und verkaufen, wird von unseren Mitgliedern teuer wieder zurückgekauft. Wir würden viel lieber direkt und günstig an sie verkaufen.“ Der Direktverkauf sei im Prinzip zwar möglich, sagt Sievers. Mieterstrom-Modelle seien jedoch höchst kompliziert und kaum kompatibel mit einer Genossenschaft, wie sie die BBG sei.

Gebäude werden energetisch saniert

Faul berichtet davon, dass die BBG natürlich die Preisentwicklung bei Gas und Fernwärme im Blick habe: Die Lage sei noch nicht so angespannt. Fernwärme sei natürlich teurer geworden. Der günstige Gasvertrag werde erst in einem Jahr auslaufen. Günstige Konditionen bei Strom würden sogar bis in das Jahr 2024 gelten: „Bei der Gestaltung solcher Verträge haben wir natürlich ganz andere Verhandlungsmöglichkeiten.“

Die BBG setzt auf die energetische Modernisierung von Gebäudehüllen. Die Energiebilanz soll sich verbessern, Nebenkosten verringert und so die Kohlendioxid-Abgabe reduziert werden. Leerrohre werden zwar verlegt, um Solaranlagen nachrüsten zu können. Der Fokus, so Sievers, liege jedoch auf der Modernisierung der Haustechnik und verbesserter Gebäudeisolierung.

Wie Faul berichtete, zähle die BBG nicht zu den Gründungsmitgliedern der Braunschweiger Energiegenossenschaft, die den Ausbau von Solaranlagen vorantreiben will. Das käme vielleicht noch. Die BBG dränge darauf, dass sich gesetzliche Vorgaben ändern. Im April war die BBG eingeladen ins Niedersächsische Umwelt- und Bauministerium. Minister Olaf Lies übergab einen Förderbescheid in Höhe von 8,9 Millionen Euro, damit die BBG in der neuen Nordstadt 48 Sozialwohnungen baut. Faul: „Natürlich haben wir darauf verwiesen, dass der Solarausbau nicht nur von Fördergeldern abhängig ist. Es müssen sich Gesetze ändern ­– zumal das auch noch kostenlos ist.“