Braunschweig. Das Braunschweiger Paar, Siegrid und Rolf Mlejnek, feiern eiserne Hochzeit. Die erste Verabredung führte ins Blaue.

Dass sich die beiden im Mai 1954 ineinander verguckt haben, war für Siegrid Buchheister, wie sie damals hieß, und Rolf Mlejnek ein großes Glück – und doch in erster Linie überraschend. Jedenfalls wurde am 1. Juni 1957 geheiratet – die Ehe hält bis heute, zum Fest der eisernen Hochzeit. Gefeiert wird mit Tochter und Schwiegersohn, drei Enkeln und drei Urenkeln, einer ihrer Schwestern und einem seiner Brüder.

Doch wie lernten sich die beiden kennen? Eine Kriegerwitwe gab dem 21-Jährigen bei einer Veranstaltung des Reichsbundes den Tipp. Sie sagte, sie arbeite beim Modehaus Pieper in der Landstraße, heute Franz-Trinks-Straße, mit einer jungen Frau zusammen, die doch gut zu ihm passen könnte. Rolf Mlejnek, Lehrling zum Feinmechaniker im Brunsviga-Werk Kastanienallee, später Meister mit zusätzlich erworbenen Kenntnissen im Bereich Elektronik, spielte einmal im Monat Akkordeon für Reichsbund-Mitglieder.

Der erste Ausflug ging zur Garage des Roller-Klubs

Die Witwe weckte auch bei Verkäuferinnen-Lehrling Siegrid Interesse – „obwohl ich damals noch keine 17 Jahre alt war“, betont die in Boimstorf im Landkreis Helmstedt aufgewachsene Frau, also rund viereinhalb Jahre jünger als ihr späterer Mann Rolf. Er erzählt: „Jedenfalls stand ich eines Tag zur Feierabendzeit mit meiner Lambretta vor dem Laden und habe sie abgeholt.“

Siegrid fand ihn ganz sympathisch und interessant, traute sich und setzte sich auf den Sozius. „Wo es hinging, wusste ich nicht, habe mich überraschen lassen – und der Einschätzung meiner älteren Kollegin vertraut“, erzählt die heute 85-Jährige. Er ist mittlerweile 89 Jahre alt.

Der erste Ausflug ging damals zur Garage des Roller-Klubs, da waren viele Freunde von Rolf, und auch Siegrid hat sich „gleich wohlgefühlt“. Es wurde die Liebe des Lebens für beide. „Sie ist auf meinen Roller auf- und nie wieder abgestiegen“, wählt der Ehemann die passende Metapher für das Bündnis.

40 Jahre hatten die beiden einen Kleingarten

Das Bild zeigt sie am 1. Juni 1957 vor dem Rathaus.
Das Bild zeigt sie am 1. Juni 1957 vor dem Rathaus. © Karsten Mentasti

Nach der Hochzeit wohnten beide erstmals bei ihren Eltern – selbst verheiratete Paare hatten es damals schwer, eine Wohnung zu finden. Nach und nach verbesserte sich die Lage, letztlich landeten beide in einer Wohnung für Angestellte der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Lehndorf-Siedlung. Im gleichen Haus wohnen sie noch heute, wenn auch nicht mehr in der einstigen Wohnung. Ein paar Jahre arbeitete Rolf Mlejnek bei der PTB und dann 32 Jahre – bis 1990 – als Technischer Angestellter in der Verkehrsplanung der Stadt. „Ich war maßgeblich an den Planungen fürs Kanzlerfeld beteiligt“, berichtet er.

Sie wechselte von der Mode- in die Feinmechanik-Produktion, erst zu Hartmann & Braun, später, als die 1963 geborene Tochter aus dem Kindesalter raus war, bis 1992 bei der Reiher GmbH in Lehndorf.

40 Jahre hatten die beiden einen Kleingarten Am Horstbleeke, er war zweieinhalb Jahrzehnte Schriftführer im Verein und bei Festen für die Musik auf der selbstgebauten elektronischen Orgel oder der Ziehharmonika zuständig. „Zu Tänzen mit ihm gab es keine Gelegenheit, aber es gab unter den Gartenfreunden genug andere, die mit mir tanzen wollten“, berichtet die Ehefrau.

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Dem Verhältnis von Rolf und Siegrid hat das nicht geschadet, die beiden leben noch autark, halten sich geistig fit. Statt im eigenen Kleingarten hilft insbesondere sie nun im Garten von Tochter und Schwiegersohn, während Rolf „alles repariert, was anliegt“ und sich zudem liebend gern um die dreieinhalbjährige Urenkelin kümmert, die nur zwei Straßen weiter wohnt.