Braunschweig. Wissenschaftler des Julius-Kühn-Instituts warnen: In Pflanzen aus dem Ausland können sich gefährliche Schädlinge verbergen.

In der Coronazeit ging das unter: Mit Bußgeld, Beschlagnahmung und kostenpflichtiger Vernichtung ist mittlerweile zu rechnen, wenn Pflanzen, Früchte oder Saatgut ohne Gesundheitszeugnis aus dem Nicht-EU-Ausland eingeführt werden. Schädlinge könnten eingeschleppt werden. Das Braunschweiger Julius-Kühn-Institut (JKI) warnt und rät, das Verbot unbedingt zu befolgen.

Es ist eine Mammut-Aufgabe, die Dr. Bernhard Schäfer und seine 40 Kollegen vom Messeweg aus in Angriff nehmen. Im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums sollen sie dafür sorgen, dass Deutschland weiß: EU-weit gibt es neue Regeln. Vorbei die Zeit, dass nach Herzenslust im Internet bestellt werden konnte, was am anderen Ende der Welt wächst. Vorbei die Zeit, dass mitgebracht werden durfte, was am Urlaubsort an der Pflanzenwelt beeindruckte. Schäfer sagt: „Die Risiken sind einfach zu große geworden.“

Eine echte Neuigkeit sei das natürlich nicht, sagt der Leiter des Instituts für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit am JKI: „Die Reblaus hat einst riesige Anbauflächen von Wein vernichtet. Die Kraut- und Knollenfäule Hungersnöte in Irland ausgelöst.“ Schutzmechanismen seien bis heute begrenzt: „„Gegen die Kraut- und Knollenfäule gibt es weiterhin keine resistenten Kartoffeln.“

1000 Jahre alte Olivenbäume sterben ab

Die Globalisierung hat aber für ganz neue Herausforderungen gesorgt: Nicht um Reblaus oder Kartoffelkäfer geht es. Die Schädlinge heute heißen zum Beispiel Japankäfer, Asiatischer Holzbocklauskäfer oder Feuerbakterium. Die größten Sorgen bereitet das Feuerbakterium. Es ist mittlerweile in Italien, Frankreich, Spanien, Portugal zu finden. „Weil die Bakterien nicht bekämpft werden können, sterben dort 1000 Jahre alte Olivenbäume ab.“ Aus Sorge, dass das Feuerbakterium verschleppt werden könnte, ist es mittlerweile nicht mehr erlaubt, bestimmte Pflanzenarten aus Apulien in Süditalien, den Balearen, inklusive Mallorca, und Korsika mitzubringen. Schäfer rät: „Besser, Sie bringen überhaupt keine Pflanzen mit.“

Die Wissenschaftler wissen, welchen Folgen zu erwarten sind. Das JKI unterhält ein Referenzlabor und steht im Austausch mit Forschern weltweit. Der Japankäfer wurde kürzlich bei Freiburg entdeckt. Wie Schäfer erläutert, sei der Japankäfer nicht auf eine Pflanzenart spezialisiert. Fünf weiße Punkte am Hinterleib unterscheiden ihn vom ähnlichen Rosenkäfer und der Umstand: Er befällt Buche, Ahorn, Eiche, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten, Erdbeeren, Kirsch- und Apfelbäume, Erd- und Heidelbeeren, Flieder und Schnellball. „Der Japankäfer hat mehr als 300 verschiedene Wirtspflanzen.“

Eventuelle Schäden sorgen für riesige Kosten. Eine Sonderrolle spielt der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB). Er befällt bevorzugt Ahorn, Birke, Kastanie. Aber auch Pappeln, Ulmen, Weiden. Er werde oft auch mit Verpackungsholz eingeschleppt. Schäfer sagt: „Das Holz sollte eigentlich wärmebehandelt sein und einen Brandstempel tragen. Wer das umgeht, macht sich strafbar. Wer kein Problem mit dem Käfer hat, der hat kein ausgeprägtes Problembewusstsein.“

Schädlingssuche mit Spürhunden und Drohnen

Der ALB wurde im Jahr 2014 auch bei Magdeburg entdeckt. Viele Risiko-Bäume wurden damals gefällt. Schäfer erzählt: „Bis heute wird untersucht, ob der ALB dort tatsächlich ausgerottet ist. Fallen werden aufgestellt. Hunde sind ausgebildet worden, den Käfer zu erschnüffeln. Die Kronen der Bäume werden mit Drohnen abgesucht, um auch dort einen Befall auszuschließen.“

Was die Zukunft bringe, wisse man nicht, sagt der Institutsleiter. Im Wochenrhythmus erfolgen beim JKI Risikobewertungen zu Pflanzenschädlingen. Viele vermögen im hiesigen Klima nicht zu überleben.

Das Wissen über Risiken zu verbreiten, sei schwierig, sagt Schäfer. Kompliziert die Rechtslage noch dazu: Schweiz und Liechtenstein werden wie EU-Gebiet behandelt. Außereuropäisches EU-Gebiet, die spanischen Kanaren zum Beispiel oder das französische Guadeloupe, jedoch nicht. Das JKI hat mittlerweile Stofftaschen mit einer klaren Botschaft bedrucken lassen. „Don`t risk it!“ und der Hinweis: „Bringen Sie keine Pflanzen, Samen, Früchte, Gemüse oder Blumen von der Reise mit nach Hause!“

Mehr auf der Internet-Seite des JKI unter dem Suchbegriff „Pflanzengesundheit“. Dort findet man auch ein Quiz mit Gewinnspiel.