Braunschweig. Es entsteht ein bundesweites Netzwerk. Gute Ideen der Bürgerschaft sollen den Weg zur Klimaneutralität verkürzen.

Will Braunschweig möglichst bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden, müssen alle Register gezogen werden. Nun kommt ein überraschendes Hilfeangebot, damit sich jeder Braunschweiger an dieser Aufgabe beteiligen kann. Ein sogenannter ClimateHub soll entstehen. Ein Klimavernetzer soll gute Ideen in die richtige Bahn lenken.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität hat Braunschweig zuletzt einen Rückschlag erhalten: Es scheiterte der Antrag, in ein EU-Förderprogramm aufgenommen zu werden. Planlos ist Braunschweig gleichwohl nicht: Ein neues Klimaschutzkonzept ist auf dem Weg. Wie genau es umgesetzt werden soll, will die Verwaltung möglichst noch bis zu den Sommerferien darstellen.

20 Bausteine gibt es. Vorgesehen ist zum Beispiel der Ausbau der Braunschweiger Energieberatung und die Schaffung eines Nachhaltigkeitszentrums. Aus Erlangen kommt nun der Vorschlag, auch neue Wege zu gehen, um die Bürgerschaft besser einzubinden. Denn: Was in Erlangen klappt, sollte auch in Braunschweig klappen.

Die Idee kommt aus dem Uni-Umfeld

Eine Initiative, die dort auf das Engagement junger Akademiker und Studenten fußt. Sie hoben erst die gemeinnützige Climate Connect gUG und unter deren Dach vor einem Jahr den ClimateHub Erlangen aus der Taufe. Der Plan nun: In zwölf weiteren Städten sollen ClimateHubs entstehen. Grund, so Mitinitiator Christoph Stoll: „Es soll ein Netzwerk entstehen, damit die Kommunen und Bürgerschaften voneinander lernen können.“

Dass Braunschweig dabei sein soll, sei kein Zufall, sagt Stoll: „Wir hatten uns beraten lassen. Es hieß: Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern seien zu klein. Je größer die Kommune, desto langsamer drehe sich dort jedoch das Rad der Veränderung. Wir halten Städte wie Braunschweig, Magdeburg, Saarbrücken oder Kiel für ideal.“

Christoph Stoll, Mitinitiator von Climate Connect.
Christoph Stoll, Mitinitiator von Climate Connect. © JS | Climate Connect

Im luftleeren Raum werde nicht geplant, versichert Stoll: „Wir hatten bei der Stadtverwaltung nachgefragt, ob Interesse besteht. Es gibt keine Einwände.“ Unterstützung kommt mittlerweile vom Green Office der TU Braunschweig. Dort werden Nachhaltigkeitsangebote der TU erarbeitet und koordiniert. Leiterin Sira Möller sagt: „Ich habe mir das Projekt vorstellen lassen. So ein Angebot fehlt tatsächlich bislang in Braunschweig.“

Ein ClimateHub ist vorrangig ein Internet-Angebot. In Erlangen eine Mischung zwischen Ideen-, Projektbörse und Veranstaltungskalender. Schulen, Stadt, Greenpeace, Uni und eine Vielzahl von Initiativen sind dabei. Aber auch Unternehmen. Es geht zum Beispiel um Foodsharing, nachhaltige Snacks, Kleidertausch-Börsen, klimafreundliche Bushaltestellen, grüne Pausenhöfe. Aushängeschild ist zurzeit ein Projekt der Universität: klimafreundliche Speisepläne in der Mensa. Stoll: „Es vernetzen sich jetzt die Großküchen der Stadt und Region, um diese Idee aufzunehmen.“

Klimavernetzer sollen gute Ideen zum Durchbruch verhelfen

Ähnliches soll in Braunschweig entstehen, ergänzt um einen sogenannten Klimavernetzer. Eine Teilzeitkraft auf 450-Euro-Basis. Stoll: „Irgendjemand muss lokaler Ansprechpartner bei Fragen sein und die guten Ideen aus anderen Netzwerk-Kommunen in das heimische Netzwerk einspeisen.“

Die Initiative hat mittlerweile Fördergelder in Höhe von 930.000 Euro bei der Nationalen Klimaschutzinitiative der Bundesregierung beantragt. Der Eigenanteil von 93.000 Euro fehlt noch. Der soll ab Dienstag, 10. Mai, per Crowdfunding unter auf der Plattform Startnext eingesammelt werden. Stoll sagt: „Wir sind eine gemeinnützige Organisation und finanzieren uns allein aus Spenden.“ Klappt alles wie erhofft, soll im August der Aufbau des Netzwerks beginnen und 2025 beendet sein.