Braunschweig. Am Freitag startet die Frühjahrsmesse auf dem Schützenplatz. Die Schausteller freuen sich riesig. Zugleich bedrängt sie aber auch ein großes Problem.

Die Neugier trieb schon am Dienstag den einen oder anderen durch die Gassen, die gerade auf dem Braunschweiger Schützenplatz entstehen. Eine Mutter mit ihren zwei Kindern, ein älterer Herr auf dem

Mit dem altbekannten und beliebten Breakdancer wird es wieder hoch hinaus gehen.
Mit dem altbekannten und beliebten Breakdancer wird es wieder hoch hinaus gehen. © regios24 | Stefan Lohmann

Fahrrad und drei junge Männer schauten kurz vor Mittag den Schaustellern beim Aufbau ihrer Fahrgeschäfte zu: Die Riesenrutsche stand am Dienstag schon, die Kinder-Eisenbahn kommt noch, und so manches Großfahrgeschäft ließ schon als halb aufgebautes Konstrukt aus Eisen, Rädern und bunten Lämpchen seine Mutprobentauglichkeit erahnen. Ab Freitag bis zum 15. Mai wird die Frühjahrsmesse wieder Besucher anlocken – nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie und mit vier Fahrgeschäften mehr als 2019.

Darunter sind auch einige, die auf der Frühjahrsmesse bisher noch gar nicht vertreten waren, verrät Kirmes-Organisator und Schausteller Frank Berweke. Dazu zählt „Devil Rock“, das zahlreiche Loopings und Kopfstände verspricht. Mit rund hundert Tonnen sei es der schwerste Einzeltransport gewesen, den Berweke bisher erlebt habe. Auch die 40 Meter lange Riesenrutsche zählt zu den Neuheiten, die Kinder-Eisenbahn und das 7-D-Kino. Bei letzterem können die Besucher einen 3-D-Film auf beweglichen Sitzen verfolgen, begleitet von Effekten wie Vibration, Nebel, Schnee, Seifenblasen, Regen sowie Gerüchen. Rund 40 Fahrgeschäfte sind dabei. Das letzte komme Donnerstag aus Den Haag an und werde vermutlich erst in der Nacht zu Freitag aufgebaut, sagte Berweke.

„Wir finden kein Personal, die Arbeit wollen nicht alle machen“

Bis November konnten sich die Schausteller laut Berweke auf einen Platz in Braunschweig bewerben, im

Aufbau des „Jaguar-Express“ von Familie Ahrend, einer Berg-und-Tal-Bahn.
Aufbau des „Jaguar-Express“ von Familie Ahrend, einer Berg-und-Tal-Bahn. © regios24 | Stefan Lohmann

Januar seien die Planungen dann konkret geworden. Immer im Blick: die politischen Entscheidungen rund um die Corona-Lage. „Wenn es keine Lockerungen gegeben hätte, hätten wir den Platz eingezäunt und an den Eingängen kontrolliert“, so Berweke. Jetzt aber seien Kontrollen nicht mehr nötig. Kein 3 G, keine Maskenpflicht. Berweke ist heilfroh: „Masken würden das Geschäft beeinflussen, das haben wir auf dem Weihnachtsmarkt gemerkt.“ Er selbst ist mit der kleinen Weinstube vertreten, nebenan betreiben seine Söhne ein Kinderkarussell und einen Bubble-Waffel-Stand. Nach zwei Jahren Corona sei es vor allem schwierig geworden, Mitarbeiter zu finden. „Sie sind woanders hingegangen und kommen nicht zurück“, sagte Berweke.

Das kann auch Schausteller Camillo Franzelius bestätigen: „Wir finden kein Personal, die Arbeit, die keinen Sonnabend und Sonntag kennt, wollen nicht alle machen.“ In die laufende Saison blickt Franzelius positiv. Für ihn ist es das dritte Gastspiel in diesem Jahr. „Die Menschen nehmen das gut an, sie sind froh, dass sie wieder rauskommen.“ Auf das Braunschweiger Publikum freue er sich schon, da sie die Kirmes in der Vergangenheit immer gut angenommen hätten. Ohnehin: „Wir müssen positiv denken, wenn wir negativ denken würden, hätten wir schon das Handtuch geworfen.“

Kreativität war gefragt, um die Zeit der Corona-Pandemie zu überbrücken

Und auch Kreativität war gefragt, um die Zeit der Corona-Pandemie zu überbrücken. Konrad Ahrend aus dem Kreis Peine beispielsweise hatte im Winter 2020, als reihenweise Weihnachtsmärkte ausfielen, kurzerhand seine Stände auf seinem Grundstück aufgebaut. Das sei gut gelaufen, sagte am Dienstag sein

Messe-Chef Frank Berweke putzt auch die eigene Weinstube für den Neustart heraus. Seine Söhne betreiben Stände nebenan.
Messe-Chef Frank Berweke putzt auch die eigene Weinstube für den Neustart heraus. Seine Söhne betreiben Stände nebenan. © regios24 | Stefan Lohmann

gleichnamiger Sohn und Juniorchef. Auch bei der „Kirmes to Go“ auf dem Harz- und Heide-Gelände seien sie dabei gewesen. Bei der Frühjahrsmesse betreiben sie den „Jaguar Express“, eine Berg- und Talbahn. Es ist das vierte Gastspiel in diesem Jahr auf einem Rummel. „Wir sind sehr optimistisch“, sagte der 19-Jährige. Auch, wenn das Wetter nicht mitspielen sollte. „Meine Generation geht normalerweise beim ersten Regentropfen rein und ans Handy.“ Bisher aber habe sich die Nachfrage gut gehalten. Und auch Franzelius berichtet, dass die Besucher auch bei seiner ersten Kirmes in diesem Jahr, bei der es gestürmt und geregnet habe, gekommen seien. „Die Leute sind willig.“

Für Patrick Dreger, in achter Generation Schausteller, ist es in diesem Jahr die erste Station. Er hat ein großes Wasserbecken aufgebaut, in dem Kinder und Jugendliche in einen Riesen-Wasserball schlüpfen und herumlaufen können. „Die vergangenen zwei Jahre waren schwierig, aber wir hoffen jetzt das Beste“, sagte Dreger.

Einige ukrainische Familien erhalten freie Fahrten

An zwei Tagen erhalten ukrainische Familien, die von der Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport ausgewählt werden, freien Eintritt. „Wir machen einen Rundgang mit Dolmetscher. Wer in den Fahrgeschäften mitfahren will, fährt kostenfrei“, sagte Berweke. Zudem werde es Speisen und Getränke geben. Die Kosten dafür würden von den Schaustellern sowie vom Technikerverein und der Jägerschaft Braunschweig getragen.

Die Öffnungszeiten vom 29. April bis 15 Mai: Montag bis Donnerstag 15 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonnabend 14 bis 23 Uhr, Sonntag 14 bis 22 Uhr. Familientage sind jeweils Mittwoch am 4. und 11. Mai zwischen 15 und 22 Uhr.

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