Braunschweig. Die Jugendlichen berichten: „Er wartet auf eine lebensrettende Stammzellenspende.“ Ihr Appell: Lassen Sie sich für eine Spende registrieren!

Die Diagnose Leukämie, also Blutkrebs, verändert alles. Nur bei einem Teil der Patienten hilft eine medikamentöse Behandlung. Für viele ist hingegen eine Transplantation von Blutstammzellen die einzige Chance, die Krankheit zu besiegen. Wenn in der eigenen Familie kein geeigneter Spender gefunden wird, ist der Patient auf einen Fremdspender angewiesen.

Für die meisten Betroffenen ist diese Nachricht wie eine Vollbremsung, ein Schlag vor den Kopf, ebenso für ihre Familien und Freunde – und auch darüber hinaus, wie ein aktueller Fall zeigt: Schüler aus Braunschweig meldeten sich jetzt mit einem Hilferuf in der Redaktion.

Schüler: Er ist ein großes Vorbild für uns – wir können ihn nicht verlieren!

„Bei unserem Lehrer wurde vor ein paar Wochen Leukämie diagnostiziert. Er ist derzeit im Krankenhaus und wartet auf eine lebensrettende Stammzellenspende“, schreibt ein Jugendlicher. Er bittet um Anonymität für alle Beteiligten. Der Vorstoß in die Öffentlichkeit habe mit dem Lehrer nicht abgesprochen werden können, aber die jungen Leute wollen unbedingt etwas tun.

„Die Diagnose hat Lehrkräfte und Schüler*innen schockiert und nimmt uns alle sehr mit“, so der Jugendliche. „Unser Lehrer setzt sich mit einer anderen Lehrkraft in einer Schul-AG gegen Diskriminierung und für die Rechte der LGBTQ+ Community ein. Er ist ein großes Vorbild für uns und unterstützt uns in unserer Identität. Jetzt möchten wir ihn unterstützen. Wir können ihn nicht verlieren!“

Jugendliche appellieren: Jede und jeder kann helfen

Und weiter: „Eine Lehrkraft hat sogar in der Schule schon eine Aktion mit der DKMS gestartet, was jedoch nur den älteren Schüler*innen möglich ist.“ Außerdem erreiche man damit niemanden außerhalb der Schule. „Wir haben so vielen wie möglich mitgeteilt, wie sie sich registrieren können, aber wir haben keine große Reichweite.“ Seine Bitte an die Redaktion: ein Hinweis an alle Leserinnen und Leser auf die grundsätzliche Möglichkeit einer Stammzellenspende.

Die Stammzellentnahme aus dem Blut läuft so ähnlich ab wie eine Blutspende.
Die Stammzellentnahme aus dem Blut läuft so ähnlich ab wie eine Blutspende. © Dpa | Hendrik Schmidt

Die von ihm angesprochene DKMS – Deutsche Knochenmarkspenderdatei – ist eine gemeinnützige Organisation, die weltweit Stammzellspenden vermittelt. Elf Millionen potenzielle Spender sind laut der DKMS registriert, und rund 95.000 Mal habe man bereits passende Spender und Empfänger zusammengebracht, heißt es. Die DKMS ist die bekannteste Spenderdatei, es gibt aber auch weitere, zum Beispiel die Deutsche Stammzellspenderdatei des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Alle Spenderdaten der verschiedenen Spenderdateien laufen im Zentralen Knochenmarkspenderregister für Deutschland (ZKRD) zusammen. Die Registrierung selbst ist sehr einfach möglich. Ein Überblick über die wichtigsten Schritte:

Wer kommt überhaupt als Stammzellspenderin oder Spender in Frage?

Grundsätzlich kann sich jeder zwischen 17 und 55 Jahren für die Stammzellspende registrieren. 17-Jährige dürfen zwar noch nicht spenden, werden aber ab dem 18. Geburtstag automatisch bei der Suche nach Spendern berücksichtigt. Man sollte gesund sein und mehr als 50 Kilogramm wiegen.

Wie lässt man sich registrieren?

Man kann sich das Registrierungsset von einer Spenderdatei nach Hause schicken lassen. Die DKMS erläutert das Verfahren so: Das Set enthält Wattestäbchen, mit denen man einen Abstrich der Wangenschleimhaut nimmt – anschließend werden die Stäbchen samt unterschriebener Einverständniserklärung zurückgeschickt. Das Labor wertet dann die relevanten Gewebemerkmale aus und stellt dem Zentralen Knochenmarkspenderregister für Deutschland das Ergebnis der Probe für den weltweiten Patientensuchlauf zur Verfügung.

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Was passiert bei einem Treffer?

Laut der DKMS kommt es bei etwa einem von hundert potenziellen Stammzellspendern zu einer Stammzellspende. Wenn es tatsächlich einen Patienten gibt, dem man aufgrund der passenden Gewebemerkmale helfen kann, folgen zunächst ein ausführliches Aufklärungsgespräch und eine gründliche medizinische Untersuchung. „Erst wenn alle Untersuchungsergebnisse in Ordnung sind, darf der Spender Blutstammzellen spenden“, heißt es beim Zentralen Knochenmarkspenderregister.

Wie läuft die Stammzellspende ab?

Es gibt zwei verschiedene Methoden: die periphere Stammzellentnahme und die Knochenmarkentnahme. Die periphere Stammzellentnahme kommt laut der DKMS in rund 90 Prozent der Fälle zum Einsatz. Dabei werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gewonnen. Ähnlich wie bei der Blutspende wird jeweils ein Zugang in beide Armvenen gelegt.

Vorher erhalten der Spender fünf Tage lang ein Medikament mit einem Wachstumsfaktor – dieser sorge für eine vermehrte Produktion von Stammzellen und deren Ausschwemmung in die Blutbahn, so die DKMS. „Die periphere Stammzellentnahme dauert normalerweise drei bis höchstens fünf Stunden.“

Die Entnahme von Knochenmark kommt bei etwa 10 Prozent der Stammzellspenden zum Einsatz. Dabei wird dem Spender oder der Spenderin unter Vollnarkose etwa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. „Das sind etwa fünf Prozent des Gesamtknochenmarks“, so die DKMS. „Das Knochenmark regeneriert sich innerhalb weniger Wochen. Im Anschluss an die Knochenmarkentnahme ist es möglich, dass für wenige Tage ein lokaler Wundschmerz auftritt, ähnlich dem bei einer Prellung.“

Zur Entnahme bleiben die Spender ein bis zwei Nächte im Krankenhaus. Das gesundheitliche Risiko der Knochenmarkentnahme sei gering. Es beschränke sich im Wesentlichen auf das allgemeine Risiko, das mit jeder Operation unter Vollnarkose einhergehe.

Weitere Informationen gibt es zum Beispiel bei der Deutschen Knochenmarktspenderdatei (DKMS) und beim Zentralen Knochenmarkspenderregister für Deutschland (ZKMD).