Braunschweig. Aus alten Seecontainern werden Ferienwohnungen für eine naturnahe Auszeit im Grünen – Drei Gründer starten das Projekt in Hahnenklee.

Seecontainer mitten im Harz. Was sich nach Warenumschlag anhört, hat ganz und gar nichts mit dem weltweiten Handel zu tun. Oder, wenn man so will, ganz am Rande. Denn die Container haben durchaus die Weltmeere bereist, jetzt aber sind sie gekommen, um zu bleiben: als Tiny Houses in Hahnenklee, die als Ferienwohnungen vermietet werden sollen. Die Idee dazu hatten die gebürtigen Braunschweiger Madeline und Robin Krause, die in Bortfeld wohnen, sowie Stefanie Rümmler, die in Thale im Harz groß wurde und heute in Berlin lebt.

Ab Herbst wollen die jungen Gründer mit ihrem Unternehmen „Cozy Cabins“ auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück im Westen von Hahnenklee zwei Container-Tiny-Houses über das Online-Portal „Airbnb“ anbieten. „Es gibt viele Möglichkeiten, im Harz unterzukommen“, sagt Rümmler. Mit „Cozy Cabins“ wollen sie eine „coole“ Alternative bieten. In den zwölf Meter langen Containern wird sich auf 25 Quadratmetern ein separates Schlafzimmer, ein Bad und ein Küchen-Wohnraum befinden. Gedacht sind sie für zwei Personen, mit Option auf eine dritte, beispielsweise ein Kind. Auch eine Terrasse soll es geben. Auf dem Grundstück werden sie rund 20 Meter voneinander entfernt stehen und so, „dass man sich nicht auf den Teller schauen kann“, sagt Rümmler.

Nah am Wald, nachhaltig gebaut

Robin Krause mit einem Seecontainer. Derzeit werden zwei solcher Container bei einer Firma im Wendland zu Tiny Houses umgebaut.
Robin Krause mit einem Seecontainer. Derzeit werden zwei solcher Container bei einer Firma im Wendland zu Tiny Houses umgebaut. © Cozy Cabins

Derzeit werden die Seecontainer von einer Firma im Wendland zu Tiny Houses ausgebaut. Parallel holen sie Angebote für den Tiefbau ein, da das Grundstück, das wenige Meter vom Waldrand entfernt aber als Baulücke zwischen Wohnbebauung liegt, noch nicht erschlossen ist. „Wir wollen aber so wenig wie möglich in die Natur eingreifen“, sagt Robin Krause. Deshalb werden die Container beispielsweise auch aufgeständert und nicht direkt auf den Boden gesetzt, der dafür verdichtet werden müsste. Auch legen die Gründer Wert darauf, dass die Container mit nachhaltigen Materialien ausgebaut werden. So werde beispielsweise auf eine erdölbasierte Dämmung verzichtet, auch wenn sie raumsparender sei als die Dämmung mit Naturmaterialien.

Nachhaltigkeit spielte für das Projekt von Anfang an eine große Rolle. „2017 habe ich in Warnemünde ein Container-Hostel gesehen“, sagt Rümmler. Die Idee, Seecontainer umzufunktionieren und ihnen so ein zweites Leben zu geben, habe sie seitdem nicht mehr losgelassen. Bis zum Entschluss, die Idee umzusetzen, dauerte es noch drei Jahre. Dann, an einem Tag im ersten Lockdown 2020 standen Rümmler und Madeline Krause auf dem Wurmberg und beschlossen: „Lass uns einen Business-Plan schreiben.“ Tatsächlich habe die Corona-Zeit, der der die drei neben der Arbeit plötzlich viel Zeit hatten, den Anstoß gegeben. Doch bis sie im Juni 2021 ihre Firma „Cozy Cabins“ gründen konnten, verstrich viel Zeit mit der Suche nach einem passenden Grundstück.

Die Vision: „Überall auf der Welt an schönen Orten Container aufstellen“

Wo sie ihre Container aufstellen wollten, war schnell klar: Sie lieben den Harz, gehen selbst gerne dort wandern. Doch über die üblichen Immobilienportale war kein passendes Grundstück zu finden. Nach rund

Auf diesem Grundstück an der Lautenthalerstraße in Hahnenklee sollen zwei Container als Ferienwohnungen aufgebaut werden.
Auf diesem Grundstück an der Lautenthalerstraße in Hahnenklee sollen zwei Container als Ferienwohnungen aufgebaut werden. © Cozy Cabins

einem Jahr Suche beschlossen sie dann Anfang 2021, zahlreiche Bürgermeister im Harz anzuschreiben und ihnen von ihrem Plan zu berichten. Oliver Junk, bis Ende vergangenen Jahres Oberbürgermeister von Goslar, vermittelte einige Grundstücke. „Er hat uns sehr geholfen“, sagt Madeline Krause. Fündig wurden sie dann an der Lautenthalerstraße 30 in Hahnenklee, einem langgezogenen Grundstück, das sie nun pachten und das Platz für zwei weitere Container-Tiny-Houses bieten würde.

Die Vision der Gründer ist diese: „Überall auf der Welt an schönen Orten Container aufstellen, damit Menschen dort eine besondere Zeit verbringen können.“ Doch erst einmal konzentrieren sie sich auf Hahnenklee und hoffen, den Herbst als Startdatum in Zeiten der Lieferengpässe einhalten zu können. Ursprünglich hatten sie schon im Sommer an den Start gehen wollen. Und ganz im Vordergrund stehe dies, so Madeline Krause: „Das Wichtigste ist, dass wir Freude daran haben und mit dem Herzen dabei sind.“ Und sie wollten den Menschen das Konzept näherbringen, auf sich und die Umwelt zu achten, so Rümmler. „Wir wollen dafür sensibilisieren, dass man gar nicht so viele Dinge braucht.“

Die Gründer stehen mit beiden Beinen im Berufsleben

Dass sie von „Cozy Cabins“ leben können, sei kein vorrangiges Ziel. Alle drei stehen fest im Berufsleben. Rümmler arbeitet in der Personalabteilung einer Berliner Firma der E-Mobilitätsbranche. Robin Krause ist Ingenieur im Bereich E-Mobilität und Batterien bei VW in Salzgitter und Madeline Krause Verantwortliche für Personal und Finanzen bei der BMA-Ausgründung Awama. Die Krauses haben 2019 geheiratet und kennen sich schon seit Schultagen in der Braunschweiger Realschule Maschstraße. Rümmler lernten sie im Studium an der Hochschule Harz kennen. Finanziert haben sie das Projekt bisher über Eigenmittel und einen Kredit.

Wer das Projekt weiter verfolgen will, kann das auf Ihrer Homepage, auf Instagram oder bei Facebook tun.

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