Braunschweig. Marburger Bund fordert bessere Arbeitsbedingungen. Klinikum: Verdienst und Arbeitsbedingungen sind Garant von Erfolg und Mitarbeiterzufriedenheit.

Der Marburger Bund ruft am Donnerstag, 31. März, zu einem ganztägigen Warnstreik an kommunalen Kliniken auf. Etliche Ärztinnen und Ärzte nehmen dann an der zentralen Kundgebung in Frankfurt teil. In Niedersachsen seien rund 40 Krankenhäuser von dem Warnstreik betroffen, kündigt die Ärztegewerkschaft an, darunter auch das Städtische Klinikum Braunschweig. Die medizinische Basisversorgung der Patienten sei aber weiterhin gewährleistet, betont der Anästhesist Dr. Wolfgang Koß vom Klinikum. Er ist Bezirksvorsitzender des Marburger Bunds im Bezirk Braunschweig, Leitender Oberarzt und seit vier Jahren für den Betriebsrat freigestellt.

Die Gewerkschaft fordert von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände bessere Arbeitsbedingungen: maximal zwei Wochenenden pro Monat mit regelmäßiger Arbeit, Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft; maximal vier Bereitschaftsdienste pro Monat; maximal zwölf Rufbereitschaften pro Monat; eine verlässliche Dienstplangestaltung und 5,5 Prozent mehr Gehalt.

Marburger Bund: Arbeitslast muss begrenzt werden

Koß zufolge liegen die Forderungen des Marburger Bundes seit über einem halben Jahr auf dem Tisch – doch seitens der Arbeitgeber gebe es leider keine Bewegung. Mit dem Warnstreik wolle man nun ein Zeichen setzen. „Wir wollen es auf dem Verhandlungsweg lösen, aber zum Verhandeln gehören immer zwei“, sagt er. Der Druck steigt ihm zufolge, weil die Belastung immer mehr zunehme, insbesondere verstärkt durch die Pandemie.

Die Arbeit in Krankenhäusern werde immer unattraktiver, so Koß: „Wer im ambulanten Bereich eine Alternative ohne Nachtarbeit und Wochenenddienste findet, verlässt uns.“ Der Mangel an Fachkräften wirke sich immer gravierender aus, nicht nur bei Ärztinnen und Ärzten, sondern bei allen Beschäftigten in den Kliniken. Zumal die Medizin immer weiblicher werde. Entscheidend sei eine vernünftige Work-Life-Balance. „Und das geht nur über eine Begrenzung der Arbeitslast!“

Klinikum: Es wird Einigung geben, die für alle Ärztinnen und Ärzte richtig sein wird

Klinikum-Sprecherin Janina Gander sagte auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir stecken momentan in einer der schwierigsten Lagen der Gesundheitsversorgung, daher ist der Zeitpunkt des Streiks ungünstig gewählt. Alle Kolleginnen und Kollegen, Pflege wie Ärzt:innen, stellen gerade unter höchsten Anstrengungen die Patientenversorgung sicher.“

Zu den Forderungen des Marburger Bunds erläutert sie: „Das Tarifrecht und das Streikrecht des Marburger Bundes, für alle Ärztinnen und Ärzte die Umgebungsbedingungen, die Verdienstsituation und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, stellt einen gewichtigen Garant des Erfolgs und der Mitarbeiterzufriedenheit im Gesundheitswesen dar. Es wird eine Einigung geben, die für alle Ärztinnen und Ärzte richtig sein wird und auch für das Klinikum von Wichtigkeit ist.“

Bundestagsabgeordneter: Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden

Der Braunschweiger Bundestagsabgeordnete und Mediziner Dr. Christos Pantazis (SPD) betont in einer Pressemitteilung: „Der Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen ist etwas, was ich als ehemaliger Betriebsrat und Sozialdemokrat stets unterstützen werde. Die Ärztinnen und Ärzte sind in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt einem enormen Druck ausgesetzt gewesen. Es muss klar sein, dass die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern verbessert werden müssen. Zudem müsste in Anbetracht des aktuellen Inflationsniveaus auch Verhandlungen über Entgelterhöhungen geführt werden.“

Man dürfe aber andere Berufsgruppen in Krankenhäusern nicht außer Acht lassen: „Auch Pflegekräfte haben unter den Belastungen der Pandemie stark gelitten. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege bedürfen einer dringenden Verbesserung, vor allem mit Blick auf den enormen Fachkräftemangels“, unterstreicht der stellvertretende gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

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