Braunschweig. Das Rizzi Haus symbolisiert Braunschweig im aktuellen Autokennzeichen-Buch für Kinder. Die Autorin erklärt, warum sie das bunte Haus gewählt hat.

Über 650 Sticker gehören zum Autokennzeichen-Buch von Autorin Annette Maas. Quengelnde Kinder will sie damit in begeisterte Mitfahrer verwandeln. Alle deutschen Städte sind vertreten. Dem Platz geschuldet nur mit jeweils einem kleinen Foto und einem winzigen Text. Und unter BS sehen wir das Rizzi Haus.

Und lesen: James Rizzi war bekannt für seine lustigen Figuren und bunten Farben. In Braunschweig hat er zusammen mit dem Galeristen Olaf Jaeschke und dem Architekten Konrad Kloster ein Haus gestaltet, das Happy RIZZI House. Das Haus steht am Rand des Magniviertels. Der lachende und bunte Baukörper setzt ein optisches Gegengewicht zum Schloss..

Kinder lieben Rizzi

„Kinder lieben Rizzi“, erzählt die Autorin am Telefon. Annette Maas wohnt in München, bietet ihre Arbeits- und Lehrbücher für Kinder bundesweit an. „Das Autokennzeichenbuch war eine Auftragsarbeit vom ars-Verlag“, fügt sie an.

„Ich weiß aus meinen Unterrichtsstunden in Kindergärten, dass Rizzi bei den Kleinen besonders gut ankommt“, sagt sie, „sie fühlen sich an Wimmelbilder erinnert.“ Ein idealer Einstiegskünstler also, um junge Menschen an Kunst zu führen. „Niedrigschwellig“ lobt Maas und erzählt von ihrer Tochter, die inzwischen 18 Jahre alt ist und zwei Rizzi Bilder in ihrem Zimmer aufgehängt hat.

Die Anfänge sind so bunt wie das Haus

Die Anfänge des Rizzi Hauses sind ebenso bunt wie das Gebäude selbst. Der Kontakt zur Galerie Jaeschke bestand schon in den 80ern. Und Olaf Jaeschke hatte von seinem Künstler-Freund erfahren, dass der gern etwas Dreidimensionales schaffen möchte. „Seine Agentur hatte an Paris oder New York gedacht“, weiß Jaeschke noch genau. Gemeinsam mit seinem Architektenfreund Konrad Kloster heckten sie den Plan aus: Warum nicht nach Braunschweig.

Architekt Konrad Kloster erzählt in der Galerie Jaeschke über die Geschichte des Rizzihauses.
Architekt Konrad Kloster erzählt in der Galerie Jaeschke über die Geschichte des Rizzihauses. © Foto: Obi-Preuß

Beide Männer flogen nach Montreux, wo Rizzi gerade ausstellte und überzeugten ihn. „Wir sagten, dass seine Kunst in einer Metropole ein Objekt unter vielen ist, in Braunschweig aber alleinsteht.“ Rizzi stellte eine Bedingung: „Wenn in einem halben Jahr ein Rohkonzept vorliegt, komme ich nach mit dem Projekt nach Braunschweig“„Wir wussten damals nicht, ob das überhaupt zu realisieren ist“, blicken Jaeschke und Kloster zurück, „wir hatten keinen Geldgeber.“

Eine flammende Rede im Rat

Der Rest ist Geschichte. Der Unternehmer Friedrich Knapp übernahm die Finanzierung, in der Stadtverwaltung ging es erstaunlich schnell, der Bebauungsplan wurde für die Realisierung großzügig ausgelegt. „Schließlich haben wir den Platz zu 100 Prozent bebaut“, sagt Architekt Kloster. Es gab Diskussionen im Vorfeld. „Wir hatten viel Gegenwind“, erzählt Olaf Jaeschke, „aber auch viele Unterstützer. Zum Beispiel Ratsfrau Isolde Saalmann, sie hatte in einer Ratssitzung eine flammende Rede für das Projekt gehalten und geendet mit den Worten: Warum sollen wir nicht einmal etwas wagen?“

Der Grundstein wurde schließlich während des 26. Magnifestes Anfang September 1999 durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski gelegt. Nach zweijähriger Bauzeit war das aus neun verbundenen Teilbaukörpern bestehende Haus fertiggestellt.

Ein kritische Debatte

„Es gab damals durchaus eine kritische Debatte“, weiß Stadt-Pressesprecher Adrian Foitzik. Auch Architekten und Stadtplanern hätten sich damals kritisch zu Wort gemeldet, weil sich das Haus in Farb- und Formgebung schon sehr stark von seiner Umgebung abgehoben habe.

„Heute nehmen wir oft wahr, dass viele Gäste und auch Einheimische das Haus ansehen und Fotos machen. Es ist überregional bekannt und in Reiseführern vertreten. Auf alle Fälle ist es eine der Sehenswürdigkeiten Braunschweigs, auf die die Braunschweig Stadtmarketing GmbH in ihrer touristischen Kommunikation hinweist. Und es ist ein erfolgreiches Motiv in den sozialen Medien, was natürlich auch immer auf die Bekanntheit Braunschweigs wirkt.“

Galerist Olaf Jaeschke und sein Künstlerfreund James Rizzi 1988
Galerist Olaf Jaeschke und sein Künstlerfreund James Rizzi 1988 © Foto: oh

„Mein Mann konnte mit dem Haus nichts anfangen“

Annette Maas hat sich das Rizzi Haus mit ihrem Mann angeschaut. „Ein Architekt der klassischen Bauhaus-Schule“, beschreibt sie ihren Ehemann und erzählt von einem Jahre zurück liegenden Besuch in Braunschweig. „Er konnte mit dem Haus gar nichts anfangen. Absolut durchgefallen“, lacht sie. Sie selbst mag das bunte Haus. „Ein berechtigter Kontrapunkt in der städtebaulichen Umgebung.“

Diametral entgegengesetzte Meinungen also. Das kennen Architekt Konrad Kloster und Galerist Olaf Jaeschke zu gut. Aber – das Rizzi Haus gehört seit inzwischen über 30 Jahren fest zu Braunschweig. „Bemerkenswert auch, dass wir bisher keine Schäden oder Graffitis an dem Haus haben“, freut sich Jaeschke, „es gibt wohl eine Achtung, auf jeden Fall einen Ehrenkodex unter Künstlern.“

Das Autokennzeichen-Buch gibt es im Handel

Das Autokennzeichen-Buch ist im ars-Verlag erschienen und kostet 9,99 Euro aus . Auch alle wiedereingeführten alten Kennzeichen findet man in diesem Stickerbuch. Mit Sonderseiten zu Europäischen Kennzeichen, Rekorden, Spielen und vieles mehr. Integriert sind Stickerbögen mit über 650 Aufklebern. Die Bögen sind perforiert zum leichten Heraustrennen.