Braunschweig. Die Braunschweiger Hochzeitsplanerin Nicole Schwalm und zwei Modeausstatterinnen reden über die Hochzeitstrends 2022.

Den Moment genießen, nicht mehr durch ein Programm hetzen, draußen feiern. Hochzeitspaare nehmen sich heutzutage mehr Zeit für ihre Gäste und für einander. Das sagt Nicole Schwalm, Hochzeitsplanerin und Projektleiterin bei der Braunschweiger „Hochzeitswerkstatt“.

Die 36-Jährige ist schon 10 Jahre in der Branche unterwegs und verrät auf dieser Seite unter anderem, welche Hochzeitstraditionen in unserer Region noch ausgeübt werden, welches Mobiliar am wichtigsten ist und wie die Corona-Pandemie die Hochzeitslandschaft geprägt hat. Inspiration für das richtige Outfit liefern außerdem Kristina Flemming von der „Brauterei“ und Doris Guhlke vom „Gentleman Atelier“. Braucht es noch das pompöse Prinzessinnenkleid? Welche Farben sind momentan beliebt – und trägt man überhaupt noch einen Schleier? Die Modeexpertinnen geben einen kleinen Einblick in die Trends für das Hochzeitsjahr 2022.

Mehr Feiern draußen – Outdoor-Locations sind beliebter geworden

Während der Pandemie finden viel mehr Outdoor-Hochzeiten statt. 
Während der Pandemie finden viel mehr Outdoor-Hochzeiten statt.  © Nils Müller | Hochzeitswerkstatt

60 Prozent aller von der Braunschweiger „Hochzeitswerkstatt“ betreuten Hochzeiten in 2020 haben draußen stattgefunden, wie Hochzeitsplanerin Nicole Schwalm sagt. „Das liegt natürlich an der Pandemie“, erklärt sie. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir haben die letzten zwei Jahre über Abstand gehalten, also tun wir das auch auf Hochzeiten und draußen ist einfach mehr Platz..“ Der Trend ist mittlerweile etwas abgeflaut. Dennoch sind Outdoor-Hochzeiten so beliebt wie nie zuvor. Egal ob in Scheunen, Zelten oder in Gärten. Gerade die Feier im Garten war früher kein Thema. „Nun sind die Menschen aber viel mehr zu Hause und der Gedanke liegt näher“, sagt Schwalm. Besonders bei Hochzeiten im Freien werden gerne Holzmöbel verwendet. Sie würden die natürliche Ästhetik abrunden.

Hochzeitscatering – lieber leicht und vegetarisch bis vegan

Vegane Grillspezialitäten wie diese Spieße liegen im Trend. Denn gegrillt wird coronabedingt viel.
Vegane Grillspezialitäten wie diese Spieße liegen im Trend. Denn gegrillt wird coronabedingt viel. © Shutterstock | Lunov Mykola

Das Hochzeitscatering spiegelt laut Hochzeitsplanerin Nicole Schwalm allgemeine Trends wider. „Viele Paare ernähren sich sowieso vegetarisch oder vegan und wollen das dann auch auf ihrer Hochzeit so machen.“ Da coronabedingt viele Hochzeiten draußen stattfinden, liege daher vegetarisches Grillbuffet stark im Trend. „Auch bei Fleischessern wird viel gegrillt, aber nicht nur Bratwurst, sondern auch Scampis oder Steak“, so Schwalm. Ein weiterer Trend sind sogenannte Food-Stationen, an denen Gerichte frisch zubereitet werden. „Da wird Pasta frisch serviert, oder zum Nachtisch werden frische Crêpes gemacht.“ Auch Foodtrucks seien beliebt, da durch sie die Küche auch an ausgefallene Locations transportiert werden kann. Was den Esstisch angeht, sind lange Tafeln beliebt, oft umrahmt von einem „Wedding Frame“, einer Holzkonstruktion mit

Lichterketten.

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Brautmode ist flexibler – Bräute wagen sich an den Zweiteiler ran

Viele Frauen hätten große wallende Prinzessinnenkleider mit Reifröcken im Kopf, wenn es um das perfekte Hochzeitskleid geht, erzählt Kristina Flemming von der „Brauterei“. Doch der Trend gehe 2022 in eine ganz andere Richtung: schlichtere Kleider, gerne auch in zarten, cremefarbenen Tönen sind in – weil in ihnen kaum jemand blass aussieht.

Doch nicht immer muss es ein richtiges Kleid sein: Zweiteiler, sogenannte „Mix-and-Match-Teile“, wie Kristina Flemming sie nennt, können freier kombiniert und so besser auf die Bedürfnisse der Bräute angepasst werden.

Hochzeitstrends 2022- Das trägt die Braut

Zarte rosafarbene oder auch cremefarbige Töne sind im Trend, denn sie schmeicheln vielen Hautfarben. Die klassischen Bolero-Jäckchen können durch Jäckchen aus Wolle ersetzt werden.
Zarte rosafarbene oder auch cremefarbige Töne sind im Trend, denn sie schmeicheln vielen Hautfarben. Die klassischen Bolero-Jäckchen können durch Jäckchen aus Wolle ersetzt werden. © Peter Sierigk
Olga Grominski vom Braunschweiger Label „Lola Meinhardt“ produziert handgefertigte, individuelle Jäckchen. Sie bestehen aus Mohair und Seide und sind in verschiedenen Farben erhältlich.
Olga Grominski vom Braunschweiger Label „Lola Meinhardt“ produziert handgefertigte, individuelle Jäckchen. Sie bestehen aus Mohair und Seide und sind in verschiedenen Farben erhältlich. © Peter Sierigk
Leichte Kleider liegen im Trend. Oben darf es gerne verspielter sein, während es unten schlicht gehalten wird.
Leichte Kleider liegen im Trend. Oben darf es gerne verspielter sein, während es unten schlicht gehalten wird. © Peter Sierigk
In der „Brauterei“ im Magniviertel in Braunschweig sind die angesagten Farben und Zweiteiler auch auf den Puppen präsentiert.
In der „Brauterei“ im Magniviertel in Braunschweig sind die angesagten Farben und Zweiteiler auch auf den Puppen präsentiert. © Peter Sierigk
Auch ein leicht verspielter Haarschmuck ist angesagt. Vor allem goldene oder roségoldene Elemente werden bevorzugt.
Auch ein leicht verspielter Haarschmuck ist angesagt. Vor allem goldene oder roségoldene Elemente werden bevorzugt. © Peter Sierigk
Grobe Häkelspitze ist im Trend. Was auch gut zu erkennen ist: es wird durch Cut-Outs, also durch Ausschnitte im Stoff, viel Haut gezeigt.
Grobe Häkelspitze ist im Trend. Was auch gut zu erkennen ist: es wird durch Cut-Outs, also durch Ausschnitte im Stoff, viel Haut gezeigt. © Peter Sierigk
Kristina Flemming von der „Brauterei“ zeigt verschiedene Oberteile. Diese können dann mit einer Hose oder einem Rock kombiniert werden. Verschiedene Spitzen kommen dabei zum Einsatz. Peter Sierigk
Kristina Flemming von der „Brauterei“ zeigt verschiedene Oberteile. Diese können dann mit einer Hose oder einem Rock kombiniert werden. Verschiedene Spitzen kommen dabei zum Einsatz. Peter Sierigk
Ein klassisches Beispiel für ein „Mix and Match“-Oberteil: ein Top wird mit einem Rock kombiniert. Dieser weist einen leichten Pastell-Ton auf.
Ein klassisches Beispiel für ein „Mix and Match“-Oberteil: ein Top wird mit einem Rock kombiniert. Dieser weist einen leichten Pastell-Ton auf. © Peter Sierigk
Hier ist deutlich zu erkennen, dass es sich um zwei separate Kleidungsstücke handelt. Das Oberteil ist mit grober Spitze versehen, die auch über den Rand überlappt.
Hier ist deutlich zu erkennen, dass es sich um zwei separate Kleidungsstücke handelt. Das Oberteil ist mit grober Spitze versehen, die auch über den Rand überlappt. © Peter Sierigk
Dieses Kleid ist zwar vom Schnitt schlichter, jedoch ist es mit viel Glitzer versehen. Das Glitzer ist für viele Bräute eine Möglichkeit, ihrem Kleid doch noch einen Prinzessinnen-Charakter zu verleihen.
Dieses Kleid ist zwar vom Schnitt schlichter, jedoch ist es mit viel Glitzer versehen. Das Glitzer ist für viele Bräute eine Möglichkeit, ihrem Kleid doch noch einen Prinzessinnen-Charakter zu verleihen. © Peter Sierigk
Auch im unteren Teil dieses Kleides finden sich Spitzenelemente wieder. 2022 können auch verschiede Spitzenarten, von grob bis fein, miteinander kombiniert werden.
Auch im unteren Teil dieses Kleides finden sich Spitzenelemente wieder. 2022 können auch verschiede Spitzenarten, von grob bis fein, miteinander kombiniert werden. © Peter Sierigk
Tiefe Ausschnitte bleiben auch 2022 beliebt. Dieses Kleid ist untenrum schlicht gehalten, oben ist es durch die unterschiedlichen Spitzenarten verspielter.
Tiefe Ausschnitte bleiben auch 2022 beliebt. Dieses Kleid ist untenrum schlicht gehalten, oben ist es durch die unterschiedlichen Spitzenarten verspielter. © Peter Sierigk
Der Trend, viel Haut zu zeigen, setzt sich auch im unteren Teil der Hochzeitskleider weiter fort. Der Schlitz im Kleid ist in.
Der Trend, viel Haut zu zeigen, setzt sich auch im unteren Teil der Hochzeitskleider weiter fort. Der Schlitz im Kleid ist in. © Peter Sierigk
Die Spitzenelemente zieren auch den Arm. Vor allem bei kälteren Temperaturen ist ein Kleid mit langen Ärmeln praktisch.
Die Spitzenelemente zieren auch den Arm. Vor allem bei kälteren Temperaturen ist ein Kleid mit langen Ärmeln praktisch. © Peter Sierigk
Kombiniert mit einem weißen Jäckchen von „Lola Meinhardt“ wirkt das Model Hjørdis Menzel ein bisschen wie eine Eiskönigin.
Kombiniert mit einem weißen Jäckchen von „Lola Meinhardt“ wirkt das Model Hjørdis Menzel ein bisschen wie eine Eiskönigin. © Peter Sierigk
Die Bräute tragen in diesem Jahr mehr Farben. Die Knöpfe des Jäckchens können sowohl hinten…
Die Bräute tragen in diesem Jahr mehr Farben. Die Knöpfe des Jäckchens können sowohl hinten… © Peter Sierigk
...als auch vorne getragen werden. So entsteht mehr Flexibilität.
...als auch vorne getragen werden. So entsteht mehr Flexibilität. © Peter Sierigk
Auch wenn es nicht so aussieht: Dieses Outfit besteht auch aus einem Zweiteiler. Der weiße Rocküberwurf ist extra.
Auch wenn es nicht so aussieht: Dieses Outfit besteht auch aus einem Zweiteiler. Der weiße Rocküberwurf ist extra. © Peter Sierigk
Dieser goldene Gürtel verdeckt geschickt den Übergang zwischen dem Top und dem Rock. Gold als Schmuckfarbe ist im Trend.
Dieser goldene Gürtel verdeckt geschickt den Übergang zwischen dem Top und dem Rock. Gold als Schmuckfarbe ist im Trend. © Peter Sierigk
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Oben kann die Braut beispielsweise eine Korsage mit Häkelspitze tragen, untenrum einen Rock oder eine Hose. Dabei darf auch gerne viel Haut gezeigt werden. Das Model Hjørdis Menzel, welches hier auf dem Foto zu sehen ist, trägt genau so einen Zweiteiler, ihr Top ist mit Häkelspitze besetzt.

Dieser Trend macht Brautmode nachhaltiger, denn die einzelnen Teile können auch später noch im Alltag angezogen werden. Auch während der Hochzeit kann die Braut ihr Outfit ändern, die Hose wird zum Beispiel zum Standesamt getragen, der Rock im Anschluss bei der kirchlichen oder freien Trauung.

Dazu ist immer noch ein Schleier im Trend. „Ich bin ein Fan von langen Schleiern“, erzählt Flemming lachend. Auf Glitzer muss auch nicht verzichtet werden, im Gegenteil: Oftmals bringt Glitzer den gewünschten Prinzessinnen-Charakter auch eines schlichten Kleides hervor.

Bräutigam trägt Farbe – Anzüge mit Fliege und zarten Tönen sind im Trend

Nicht nur die Braut sollte sich frühzeitig Gedanken um ihr Hochzeitsoutfit machen, auch der Bräutigam sollte früh anfangen zu planen. Doris Guhlke vom „Gentleman Atelier“ rät, drei Monate vor der geplanten Hochzeit einen Anzug auszuwählen. Dieser Hochzeitsanzug darf dabei gerne in einem zarten Bordeaux, Aubergine oder Grün gehalten sein. Diese Farben passen gut in den Vintage- oder Boho-Stil einer Hochzeit. Der klassische blaue Anzug sei zwar nicht verkehrt, der Bräutigam könne aber auch mehr wagen, erklärt Guhlke.

Das trägt der Bräutigam 2022 – Die Trends

Der Hochzeitsanzug im Spiegel ist in einem zarten Grün gehalten. Laut Doris Guhlke vom „Gentleman Atelier“ trägt der Bräutigam 2022 nicht immer nur das klassische Blau.
Der Hochzeitsanzug im Spiegel ist in einem zarten Grün gehalten. Laut Doris Guhlke vom „Gentleman Atelier“ trägt der Bräutigam 2022 nicht immer nur das klassische Blau. © Peter Sierigk
Cognacfarbene Schuhe sind im Trend.
Cognacfarbene Schuhe sind im Trend. © Peter Sierigk
Diese hölzernen Manschettenknöpfe passen wunderbar zu den cognacfarbenen Schuhen von dem vorherigen Bild.
Diese hölzernen Manschettenknöpfe passen wunderbar zu den cognacfarbenen Schuhen von dem vorherigen Bild. © Peter Sierigk
Gehören zusammen: eine verspielte Fliege und die passenden Hosenträger. Vor allem die jüngeren Männer greifen eher zu einer Fliege.
Gehören zusammen: eine verspielte Fliege und die passenden Hosenträger. Vor allem die jüngeren Männer greifen eher zu einer Fliege. © Peter Sierigk
Eine etwas andere Farbe zum Heiraten, die im Trend liegt: beige.
Eine etwas andere Farbe zum Heiraten, die im Trend liegt: beige. © Peter Sierigk
Hier kommt alles zusammen, was angesagt ist. Ein beiger Anzug, dazu Fliege im Karomuster mit passendem Anstecktuch.
Hier kommt alles zusammen, was angesagt ist. Ein beiger Anzug, dazu Fliege im Karomuster mit passendem Anstecktuch. © Peter Sierigk
Dieser Anzug mit Karomuster passt gut in den Vintage- oder Bohostil einer Hochzeit.
Dieser Anzug mit Karomuster passt gut in den Vintage- oder Bohostil einer Hochzeit. © Peter Sierigk
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Dazu trägt vor allem der jüngere Mann eine Fliege. Gerne darf diese zusammen mit den angesagten Hosenträgern verspielter sein. Ein Karo-Muster, welches sich auch im gesamten Anzug wiederfinden lassen kann, passe dann wieder gut zum Boho-Stil, weiß die Expertin.

Hochzeitstraditionen – weniger ist mehr

Baumstammsägen gehört immer noch dazu – wie bei dieser gleichgeschlechtlichen Hochzeit.
Baumstammsägen gehört immer noch dazu – wie bei dieser gleichgeschlechtlichen Hochzeit. © André Walter(Archiv)

Es gibt Hochzeitstraditionen, an denen sind bereits die eigenen Eltern nicht vorbeigekommen. Manche Traditionen halten sich wacker und gehören zu fast jeder Hochzeit, wie Hochzeitsplanerin Nicole Schwalm bestätigt. „Dazu gehören vor allem Traditionen, die zwischen Trauung und Feier gemacht werden, wie Baumstammsägen oder das Bettlakenherz, welches das Brautpaar ausschneidet.“ Seltener sind Spiele während der Feier geworden. „Am Abend wollen viele Brautpaare auch Zeit für sich haben, und sich mit den Gästen unterhalten können.“ Das Brautpaar sollte den Moment genießen können und nicht von Spiel zu Spiel hetzen. „Dann bleibt auch Zeit, einen Aperol zu trinken.“