Braunschweig. Die Front des barocken Gebäudes am Altstadtmarkt stammt aus dem Jahr 1708. Aber was haben die Türme mit den Halbmonden zu bedeuten?

Die PSD Bank Braunschweig eG hat das Haus zu den sieben Türmen am Braunschweiger Altstadtmarkt gekauft. Darüber informiert Vorstandssprecher Carsten Graf in einer Pressemitteilung. „Bereits seit 1996 ist die Hauptstelle der PSD Bank in diesem historisch bedeutungsvollen Gebäude in Sichtweite des Altstadtrathauses beheimatet“, so Graf. Mit dem Erwerb des Gebäudes festige die Bank ihre Position als regionaler Partner.

Das barocke Wohn- und Geschäftshaus fällt durch das Relief im Giebel auf: Dieses zeigt ein Haus oder eher eine Burg mit sieben Türmen – und die sind von Halbmonden gekrönt. Was steckt dahinter? Ein Stück Istanbul mitten in Braunschweig?

Die Historikerin Elke Frobese erzählt die Geschichte in dem Buch „Braunschweiger Geheimnisse“ (Eva-Maria Bast und Georg Ruppelt). Die Türmchen gehen ihr zufolge auf den Vorgängerbau des heutigen Gebäudes aus dem Jahr 1249 zurück: „An diesem Haus haben sich sieben Türmchen befunden, und die sollen an das Staatsgefängnis in Konstantinopel erinnert haben.“

Das ursprüngliche Haus wurde in Brand gesteckt

Warum das? Wie Elke Frobese berichtet, soll der Erbauer des Hauses ein Gefährte Heinrichs des Löwen gewesen sein und diesen auf seiner Pilgerreise im Jahr 1172 begleitet haben. „Er soll in diesem Gefängnis eingesperrt gewesen sein und gelobt haben, ein Haus mit sieben Türmen zu bauen, wenn er je wieder heil nach Hause kommt.“ Offenbar sei ihm das gelungen, so Frobese – sonst gäbe es das Relief nicht.

Später, in der Mitte des 14. Jahrhunderts, habe das Gebäude der Rats- und Patrizierfamilie von Damm gehört. Tile von Damm, der damals auch Bürgermeister der Altstadt war, wurde am 19. April 1374 hingerichtet, schildert Elke Frobese. Der Grund sei die „Große Schicht“ gewesen, in der sich revolutionäre Gruppen gegen den Rat der Altstadt blutig erhoben. Tile von Damms Haus mit den sieben Türmen wurde in Brand gesteckt.

Historikerin: Halbmonde sind wohl als Symbol des Islam gedacht

Die Front des Nachfolgebaus, des heutigen Gebäudes, stammt aus dem Jahr 1708. Der Bauherr wollte die Geschichte des Vorgängerbaus offenbar bewahren, so Frobese, und brachte das Relief an. Bei den Halbmonden, die wohl als Symbol des Islam gedacht seien, handele es sich allerdings um einen kleinen historischen Fehler, erläutert Frobese. Als der Freund Heinrichs des Löwen im Gefängnis mit den sieben Türmen einsaß, sei Konstantinopel noch nicht muslimisch gewesen – dies folgte erst 1453 mit der Eroberung durch die Osmanen, schildert die Historikerin. Zuvor sei es byzantinisch gewesen.

Übrigens: Die „Burg der sieben Türme“ ist noch heute zu besichtigen. Man kennt sie unter dem Namen „Yedikule“. Sie befindet sich in Istanbul, dem einstigen Konstantinopel. Yedikule gehört zu der Befestigungsanlage, die Kaiser Theodosius II. (401-450) Anfang des 5. Jahrhunderts hatte errichten lassen. Sie ist Teil der Theodosianischen Mauern, die einen der größten Wehrbauten der Spätantike darstellen.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte das Gebäude der Rats- und Patrizierfamilie von Damm.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte das Gebäude der Rats- und Patrizierfamilie von Damm. © PSD Bank

Genossenschaftsbank betreut 38.000 Mitglieder und Kunden

Die PSD ist eine genossenschaftliche Direktbank. Die Braunschweiger Bank wurde 1872 gegründet. Graf zufolge beschäftigt sie 63 Mitarbeiter, 6 Außendienstmitarbeiter und einen Auszubildenden. Rund 38.000 Mitglieder und Kunden werden betreut. Die Bilanzsumme liegt laut Graf bei rund 840 Millionen Euro. Das Geschäftsgebiet umfasst Süd-Ost-Niedersachsen sowie Sachsen-Anhalt.

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Geschäftsstellen bestehen in Braunschweig (Hauptsitz) und Halle/Saale, ein Beratungscenter ist in Magdeburg angesiedelt. Die Bankengruppe besteht heute aus 14 selbstständig agierenden Mitgliedsinstituten, einer zentralen Servicegesellschaft und dem Verband der PSD Banken mit Sitz in Bonn.

„Es freut mich sehr, dass die PSD Bank Braunschweig im Jubiläumsjahr des 150-jährigen Bestehens dieses klare Bekenntnis zur Stadt Braunschweig abgibt und die vielschichtige Verbundenheit in die Stadt und Region untermauert“, betont Graf. Man werde auch in Zukunft Investments zum Wohle der Stadt und der Standortsicherung sowie der Eigenständigkeit der Bank durchführen.