Braunschweig. Bewohner der Senioren-Residenz Brunswik zeigen, was ihnen im Leben wichtig ist, zum Beispiel dies: „Nimm Dich selbst nicht so wichtig!“

Zu einer besonderen Aktion haben sich jetzt die Bewohnerinnen und Bewohner der Alloheim-Senioren-Residenz „Brunswik“ im Westlichen Ringgebiet zusammengetan. „Lebensweisheiten“ heißt das Projekt, bei dem sie jeweils auf einer Tafel jungen Menschen in einem Satz das verraten, was jeder von ihnen jeweils im Leben für wichtig hält. Auf Fotos präsentieren sie ihre „Lebensbilanz“ unter anderem in sozialen Netzwerken.

„Mein Name ist Hans, ich bin 89 Jahre alt und ehemaliger Pilot. Mein Rat fürs Leben: Nimm Dich selbst nicht so wichtig!“ Nach diesem Prinzip stellen sich die betagten Bewohner vor. Auf den Fotos halten sie eine Tafel mit ihrer Kurzvorstellung und ihrem Lebensrat in der Hand. Das Projekt und die Selbstvorstellungen sollen zum Nachdenken anregen.

Projekt der Senioren-Residenz Brunswik richtet sich an junge Generation

„Das ist auch der Sinn dahinter“, sagt Einrichtungsleiterin Isabelle Buhrs. „In einer gefühlt sich immer schneller drehenden Welt bleibt vieles auf der Strecke. Am Ende seines Lebens zieht man dann Bilanz, blickt zurück und kommt dabei zu einer Schlussfolgerung. Genau das versuchen die Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Projekt ,Lebensweisheiten’ festzuhalten und an die jüngeren Generationen weiter zu geben.“

Karin Popp (63), einst als pharmazeutisch-technische Assistentin tätig, schreibt auf ihrer Tafel: „Wir können nicht verhindern, dass wir alt werden, aber wir können dafür sorgen, dass wir Spaß haben.“ Und die frühere Bankkauffrau Erika Grote (89) hat dieses Lebensmotto: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Klaus Michaelis (64), ehemals Melker, schreibt: „Es gibt Menschen, die sind so geizig … die pinkeln in Schnee und machen Zitroneneis daraus.“ Und Wolfgang Obermüller (77), einst Dekorateur, meint: „Man lebt nur einmal. Also nimm mit, was du kriegen kannst.“

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„Und plötzlich ist man Mitte 70 und fragt sich: Wo ist die Zeit geblieben?“

Leiterin Isabelle Buhrs sieht noch einen weiteren positiven Effekt: „Durch die Personalisierung der Lebensweisheiten wird einem bewusst, dass in Seniorenresidenzen der Querschnitt unserer Gesellschaft lebt, agil und aktiv ist. Mitnichten haben wir es mit interessenlosen Menschen zu tun. Jeder hat seine Geschichte, seine Hobbys und Leidenschaften. Und jeder unserer Bewohnerinnen und Bewohner hat unglaublich viel Lebenserfahrung, von denen man profitieren kann und sollte. Das wird leider viel zu oft in unserer schnelllebigen Zeit vergessen.“

„Mit 20, 30 oder 40 Jahren setzt Du ganz anderer Schwerpunkte“, bringt es ein Bewohner auf den Punkt. „Man denkt, ewig Zeit zu haben, die Zukunft ist fern. Man beschäftigt sich mit Sinnlosigkeiten oder Unwichtigem. Und plötzlich ist man Mitte 70 und fragt sich: Wo ist die Zeit geblieben? Was habe ich aus meinem Leben gemacht, was hätte ich anders machen sollen?“

Auf der Facebookseite ist täglich ein neuer Beitrag zu sehen

Im Gespräch und in der Umsetzung des Lebensweisheiten-Projekts spüre man die gesamte Bandbreite der Gefühle, sagt Isabelle Buhrs. „Die Verbitterung darüber, vieles auf ,später‘ verlegt zu haben und es jetzt nicht mehr tun zu können, ist genauso vertreten wie das Resümee eines erfüllten, freudigen Lebens. Wenn es uns gelingt, hier den einen oder anderen zum Nachdenken zu bringen, dann haben wir schon viel erreicht. Denn: Eine Seniorenresidenz, das dortige Leben und die Gedanken zurück sind auch ein Blick in die eigene Zukunft.“

Auf der Facebookseite der Seniorenresidenz „Brunswik“ ist täglich bis zum 28. Februar ein neuer Beitrag zu sehen.