Braunschweig. Im Trafo Hub und anderen Gründerzentren werden Impfungen organisiert. Das Angebot richtet sich aber ausdrücklich nicht nur an die Startups.

In Braunschweig gibt es mehrere Gründerzentren, in denen Unternehmensgründer Infrastruktur von Schreibtisch über Netzwerkanschluss bis zur Nutzung vom Kopierer, Kaffeeküche und sofabestückten Treffpunkten zum beruflichen Austausch nutzen können – für kleines Geld. Ihnen wird also von der Betreibern ein kreatives Umfeld bereitet. Das nutzen die entstehenden Netzwerke nicht nur für die Arbeit, sondern auch für das Gemeinwohl, wie die derzeit laufenden Sonder-Impfaktionen zeigen.

Eine solche Impfaktion ist jetzt im Gründerzentrum Trafo Hub in den Wichmann-Hallen an der Sophienstraße bereits zum dritten Mal geschehen, ein vierter Impftermin steht kurz bevor. Die Aktion richtet sich laut Netzwerker Felix Draheim ausdrücklich nicht nur an die Startups samt Angestellten und Mitarbeitenden, sondern auch an Familienangehörige wie Großeltern, die mit dem Boostern dringend dran sind. Und es geht weiter, denn impfen lassen können sich alle Menschen, die dringend die Drittimpfung brauchen, aber nur schwer drankommen.

Impfangebot für alle, die die Impfung dringend brauchen

Das ist zum einen von Vorteil für alle Impfwilligen, die nicht mehr gut zu Fuß sind oder zu den Öffnungszeiten der Impfzentren schlicht keine Zeit haben. So bekommen nicht nur junge Gründer, sondern auch Bekannte, Senioren und Risikopatienten über das Netzwerk ihren Booster. „Wir hatten sogar Eltern aus Schleswig-Holstein, die wegen ihres kranken Kindes in Sorge waren“, berichtet Draheim. Nur ein kleiner Teil der Impflinge sei tatsächlich jung, die meisten würde man ansprechen, etwa weil sie nicht mehr gut stehen können – womit lange Schlangen beim Impfbus keine Option sind.

„Wir sprechen aktiv Menschen in unserem Umfeld an, die Schwierigkeiten haben, jetzt zeitnah eine Impfung zu erhalten“, sagt Draheim. Dabei sei es unerheblich, ob sie im Trafo Hub arbeiten oder Familienangehörige seien. Jeder, der sie dringend braucht, bekommt seine Impfung.

Schlangestehen am Impfzentrum für manche unmöglich

Natürlich profitieren auch diejenigen, die tagsüber arbeiten müssen – genau dann, wenn eben auch das Impfzentrum und mobile Impfstationen geöffnet haben. Glück haben alle, bei denen es Betriebsärzte gibt, die am Arbeitsplatz impfen. Diesen Service bieten für Selbstständige und deren Mitarbeiter eben auch einige Gründerzentren, die untereinander vernetzt sind und Angebote wie diese untereinander kommunizieren, somit können alle davon profitieren.

„Meine ganze Firma war hier, alle waren begeistert von dem Angebot“, berichtete Vladimir Afonichev, Geschäftsführer des in den Wichmann-Hallen ansässigen Software-Herstellers Re:Think.

„Super Service“ für Unternehmen

„Das ist ein super Service, dass wir uns hier nicht alle die Frage stellen müssen, wo kriegen wir den Booster her“, betonte Afonichev und ergänzte: „Die Impfaktion erleichtert uns in der Firma auch die Überprüfung, ob alle geimpft oder getestet sind und jedem einzelnen die sonst möglicherweise nötige tägliche Testung.“ Gründerzentrum-Geschäftsführer Henrik Heß erklärte: „Im gesamten Trafo Hub gilt die 2G-Regel.“

Zu den Initiatoren gehören neben Heß auch Christian Wirthsmann von der Firma Sternico in Wendeburg und Netzwerker und Ökosystem-Manager Felix Draheim. Sie haben die Aktion zusammen mit Kai Ebert, Geschäftsführer der Firma Arbeitsmedizin Braunschweig GmbH (ABS), die unter anderem Unternehmen betreut, die ab einer bestimmten Größe einen Betriebsarzt haben müssen. Die Firma bietet aber auch Eignungsuntersuchungen für potenzielle Mitarbeitende im Verkehrswesen an. Sonderimpfaktionen wie im Trafo Hub „oder anderen regionalen Gründerzentren“, wie Wirthsmann betonte, gehören ebenfalls zum Portfolio.

Gründer organisiert die Impfaktionen im Urlaub

„Die Organisation im Vorfeld nimmt natürlich einige Zeit in Anspruch“, sagte Draheim, der sich als „Netzwerker in der Gründer-Familie“ bezeichnet und für die Vorbereitung und Terminvergabe für die dritte und vierte Impfaktion in den Wichmann-Hallen „sogar eine Woche Urlaub genommen“ hat. Angeboten wurden übrigens Erst- und Zweit- sowie Boosterimpfungen.

Draheim betont ausdrücklich, dass niemandem der Impfstoff weggenommen würde. „Durch unsere Aktion gibt es in den Impfzentren oder bei den Ärzten nicht weniger.“ Es sei bundesweit genug Impfstoff da, nur hapert es an der Verteilung. Die Ärzte, mit denen man über ABS kooperiert, stellen für die Aktionen ihre Kontingente zur Verfügung. Diese kämen zusätzlich nach Niedersachsen und würden nicht an anderer Stelle fehlen.

Impfstoff dringend erwartet

Allerdings ginge noch mehr. Kapazitäten, die ABS hat, um bei Anfrage eventuell auch in anderen Firmen oder Netzwerken Sonderimpfaktionen mit Ärzten und medizinischem Fachpersonal umzusetzen, „sind grundsätzlich vorhanden“, sagte Ebert, „aber alles hängt derzeit von der Lieferung von Impfstoff ab“, stellte er klar.

„Aktuell gibt es damit in Deutschland ein Problem, was sich aber wöchentlich ändern kann“, so Ebert, sofern die Ankündigung aus Berlin, bis Weihnachten noch 30 Millionen Menschen zu impfen, umgesetzt wird. „Wir sind bereit“, so der ABS-Chef. Draheim: „Wir würden mehr impfen, wenn wir mehr Impfstoff bekämen.“ Allein mit der derzeitigen Planung werde man rund 2000 Menschen bis Jahresende geimpft haben.

Hinweis: In einer ersten Version des Artikels wurde der Eindruck erweckt, die Impfaktion richte sich ausschließlich an die zumeist jungen Mitarbeiter der Gründerzentren. Tatsächlich können sich alle Risikogruppen impfen lassen. Wir haben den Text entsprechend aktualisiert. Die Redaktion.