Braunschweig. Er geht an die Frauen- und Mädchenberatung bei sexueller Gewalt. Sie will ihr Angebot künftig auch aus betroffene Jungen ausweiten.

Die Frauen- und Mädchenberatung bei sexueller Gewalt wird vom Braunschweiger Präventionsrat für ihr Engagement mit dem Braunschweiger Präventionspreis 2021 ausgezeichnet. Gewürdigt werden damit laut Stadt Beratung und Unterstützung betroffener Mädchen und Frauen, der Einsatz für eine geschlechtergerechte Gesellschaft und die Initiativen des Vereins, sexualisierter Gewalt auch präventiv entgegen zu treten.

Rainer Schubert, Leiter des Sozialreferats der Stadt und Vorsitzender des Präventionsrats, hebt die Bedeutung der Beratungsstelle für Braunschweig hervor: „Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle leistet mit ihrem Angebot als Anlaufstelle für Betroffene in Braunschweig einen wichtigen Beitrag. Sie stellt darüber hinaus mit ihren spezifischen Fachkompetenzen, die sie in verschiedenen Facharbeitskreisen und Initiativen einbringt, ein Alleinstellungsmerkmal dar.“

Lokal und bundesweit gut vernetzt

Die Beratungsstelle sei sowohl auf lokaler Ebene sehr gut vernetzt als auch in bundesweiten Initiativen fachlich eingebunden. Der Verein Frauen- und Mädchenberatung bei sexueller Gewalt existiert seit 1999 und hat sich zum Ziel gesetzt, von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen und Mädchen zu beraten und zu unterstützen, darüber hinaus aber auch gesellschaftspolitisch Einfluss zu nehmen, beschreibt die Stadt. Seither werden Mädchen und Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder dies waren, in einem interdisziplinär aufgestellten Team beraten. In den vergangenen Jahren haben durchschnittlich 200 Frauen und Mädchen in der Beratungsstelle Hilfe und Unterstützung gesucht.

Nadine Wehner, Sozialarbeiterin und Traumapädagogin im Team der Beratungsstelle, erklärt, warum ein feministischer Ansatz für die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle einen unumstößlichen Leitgedanken darstellt und gesellschaftliche Zusammenhänge mitbedacht werden müssen: „Ein ganz entscheidender Aspekt unserer Arbeit, sowohl in der Prävention als auch in der Beratung, ist die Betrachtung sexualisierter Gewalt als strukturelles, gesamtgesellschaftliches Problem. Es erfordert gesamtgesellschaftliche Lösungen. Wir müssen als Gesellschaft hinsehen und hinhören. Nur so können wir diesem Problem begegnen und Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt schützen. Es ist unser aller Aufgabe.“

Wichtige Erweiterung des Angebots

Ann Kristin Hartz, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin wird zitiert: „Wir werden unser Angebot als Beratungsstelle zukünftig auch für von sexualisierter Gewalt betroffene Jungen öffnen, weil wir ein entsprechendes Angebot für sehr wichtig halten und es dieses in Braunschweig bislang so nicht gibt. Sexualisierte Gewalt ist ein Tabuthema, für Jungen in unserer Gesellschaft nochmal mehr. Opfersein ist in unserer Welt nicht zu vereinen mit Männlichkeit. Umso wichtiger ist es, diskriminierende Geschlechterstereotype zu hinterfragen und zu überwinden.“ Das sieht auch der Präventionsrat so.

Für den Projektträger nahmen Ann-Kristin Hartz und Nadine Wehner den mit 2000 Euro dotierten Preis entgegen.