Braunschweig. Planer Guido Haas will auf dem Friedhofsgelände an der Helmstedter Straße so manches verändern. Es geht auch um Grünes und Gräber.

Ein Friedhof ist immer auch ein Stück Stadtgeschichte. Wer hier täglich unterwegs ist, weiß viel zu berichten, über das Leben und das Sterben. So wie Guido Haas, Ingenieur und Freiraumplaner und seit 15 Jahren Leiter der Verwaltung auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof. „Trotz allen Leids ist das ein fantastischer und vielfältiger Ort“, sagt er.

Und er erzählt: von bedeutenden Braunschweiger Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, historischen Grabanlagen, denkmalgeschützten Gebäuden und der Gestaltung des 42 Hektar großen Geländes durch den ehemaligen Stadtbaurat Ludwig Winter in den 1880er Jahren. Haas will dessen Vorstellungen und Ideen wieder sichtbar machen, mit prägenden Baumalleen, geschwungenen Wegen und Sichtachsen. Gleichzeitig muss er in seiner Arbeit den veränderten Umgang der Menschen mit Bestattungen und Grabpflege berücksichtigen – und dabei weit in die Zukunft planen. „Dafür ist viel Statistik nötig“, sagt Haas.

Hauptfriedhof Braunschweig: Gräber künftig rund um die Kapelle

Zu Hilfe kommt ihm dabei ein Computerprogramm, das die Laufzeiten aller 35.000 Gräber berücksichtigt und die jahrzehntelang üblichen Karteikarten ersetzt hat. Die Tendenz ist eindeutig: Während der Friedhof in den 1960er Jahren noch voll belegt war, werden bis zum Jahr 2050 nur noch rund 12,5 Hektar für traditionelle Erdbestattungen benötigt. Und noch etwas verrät der Computer: Künftig werden nur noch gut 20 Prozent der Gräber von den Angehörigen traditionell bepflanzt und gepflegt. Und es werden immer weniger.

Diese Gräber sollen sich in den kommenden Jahren rund um die Kapelle konzentrieren. In den Randbereichen des Friedhofs kann Neues entstehen – etwa eine naturnahe Wildblumenwiese mit Nistkästen, Sträuchern und Stauden. Oder eine Obstwiese mit dem Dithmarscher Paradiesapfel, dem Salemer Klosterapfel, der Birne David oder der Kochbirne Queeny. Letztere ist die Birne, die dem Braunschweiger Braunkohl seinen typischen Geschmack gibt. Auch auf der Obstwiese oder unter einzelnen Bäumen sind Bestattungen möglich ebenso wie im Urnenhain oder als Gemeinschaftsanlage auf besonders erhaltenswerten, historischen Grabstätten.

Friedhofsplaner aus Braunschweig: Tote ohne Angehörige nicht vergessen

Mancher entscheidet schon zu Lebzeiten, wo seine letzte Ruhestätte sein und wie diese später gepflegt werden soll. Das Computerprogramm erleichtert die Vorauswahl. Haas begrüßt derartige Vorsorge-Vereinbarungen für Friedhofsleistungen: „Das entlastet die Hinterbliebenen emotional und finanziell.“

Doch auch für die 40 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die beiden Ehrenamtlichen, die sich um die Pflege des Hauptfriedhofs und der weiteren Anlagen in zwölf Ortsteilen kümmern, kann der tägliche Umgang mit dem Tod belastend sein. „Vor allem, wenn Kinder sterben oder Menschen durch einen Unfall aus dem Leben gerissen werden“, sagt Haas. Und er erinnert an eine immer größer werdende Gruppe von Menschen, die nicht in Vergessenheit geraten dürfe: die Unbedachten, diejenigen, die ohne Angehörige und ohne Trauerfeier im Urnenhain beigesetzt werden.