Braunschweig. Eine Reportage aus dem verwaisten Kaufhaus, wo am 12. November die „Grand Horten Dinner Revue“ Premiere hat.
Der zähnefletschende Dino ist längst fehl am Platz. Ein Relikt aus jener Zeit, als im vierten Stock des Horten-Hauses noch die Spielzeugabteilung von Galeria Kaufhof war. Jetzt wird dort gebohrt, gesägt, gefräst, gedübelt und getackert, was das Zeug hält. Mit viel Farbe, Stoff und stilvollen Tapeten soll bis zum 12. November aus dem verwaisten Konsumtempel ein intimer Club im Stil der 1920er-Jahre werden. Dann wird aus dem Kaufhaus das „Grand Horten“, und eine exklusive Dinner-Revue wird Premiere feiern.
„Glanz und Glamour, Girls und Ganoven, Prohibition und Prekariat“: So bringt Veranstalter Paul Kunze die zeitliche Verortung des Projekts auf den Punkt. Eine Reise in die Goldenen Jahre des vergangenen Jahrhunderts soll es werden. Stilvoll und ein bisschen geheimnisvoll. Mit 100 Minuten Show und viergängigen Schlemmereien. „So etwas wird Braunschweig noch nicht gesehen haben“, meint Kunze mit vielversprechendem Grinsen.
Für die Ortsbegehung mit Pressefotograf haben sich Kunze und sein Partner Marco Bittner in Schale geworfen. Die beiden haben vor einiger Zeit die Applaus Kulturproduktion gegründet und seitdem mit großem Erfolg kulturell den Garten der Wolters-Brauerei bespielt.
Aus Galeria-Kaufhaus in Braunschweig wird das „Grand Horten“
14 Tage vor der Premiere ist nur zu erahnen, was im Grand Horten auf die zahlenden Zuschauer zukommen wird. Wo vorher nackte Kaufhauswände waren, sind die Mauern nun mit grauem Molton-Stoff bezogen und einzelne Tapetenbahnen im Art-Deko-Stil verklebt. „Aus’m Baumarkt“, meint Bittner trocken, der wie Kunze viel Zeit mit Recherche verbracht hat. Was trug man damals? Was aß man damals? Wie dekorierte man damals einen Tisch? Wo kriege ich heutzutage 800 schwarze Tischdecken her? (Antwort: aus _Istanbul).
Das Vier-Gänge-Menü, kreiert im Hause Überland und gekocht und angerichtet vor Ort in einer mobilen Küche, soll stilvoll serviert werden. Bittner zeigt Fotos von der Probeverkostung und verdreht selig die Augen in Erinnerung des Desserts. Es wird Brownie geben von der Valrohna Guanaja Schokolade (70 Prozent) und Mousse au Chocolat mit beeriger Waldbeergrütze und Vanille-Sahne. Klar, die Sache ist kostspielig. „Aber der Abend sein Geld wert“, verspricht er.
„Alles ein ziemlicher Irrsinn, den wir hier veranstalten“, meint Kunze lachend und berichtet von einer Fast-Katastrophe, als das Team eine Zwischenwand versetzen wollte und haarscharf an der Sprinkleranlage vorbeischrammte. „In den Wassermassen, die wir ausgelöst hätten, wenn wir den Sprinkler abgerissen hätten, wären wir schnell abgesoffen.“
Das Team plagt sich mit Versorgungsengpässen und unterbrochenen Lieferketten. „Kein Material zu kriegen“, klagt Kunze. So schlachten sie alles aus, was das verwaiste Kaufhaus zu bieten hat. Aus Regalen werden Trennwände. „Keine Sorge, wir kriegen das hin!“
Tickets ab 111,50 Euro gibt es bei der Konzertkasse unter www.konzertkasse.de und unter der Rufnummer 05 31-1 66 06. Dauer der Dinner-Revue: zirka vier Stunden. Es gilt die 2G Verordnung. Abendgarderobe erbeten, möglichst im Stil der 1920er. Geplant sind zunächst 20 Termine bis Weihnachten.