Braunschweig. Die mehr als 100 Jahre alte Friedenskapelle des Marienstifts soll wieder genutzt werden – und zwar vom kürzlich gegründeten Zentrum Würde.

Viele Jahre fristete die mehr als hundert Jahre alte Friedenskapelle des Marienstifts ein Schattendasein, künftig sollen die Räume wieder von Leben erfüllt sein. Pünktlich zum 150-jährigen Bestehen des Marienstifts wird das rote Backsteingebäude an der Helmstedter Straße, die ehemalige Leichenkapelle, ausgebaut, um Raum für Aktivitäten des kürzlich gegründeten Zentrum Würde zu schaffen.

Zu den Aktivitäten zählen die „Letzte Hilfe-Kurse“, bei denen es um Begleitung von Menschen am Ende ihres Weges geht, die neue Trauergruppe, die im November beginnt, sowie kulturelle Veranstaltungen, die Lust aufs Leben machen – mit Musik, Ausstellungen, Theater und Begegnungen.

„Bei den Angeboten des Zentrums Würde geht es nicht nur ums Sterben, sondern um Leben in all seinen Facetten“, sagt Ruth Berger, die als Seelsorgerin im Marienstift tätig und maßgeblich am Aufbau des Zentrums Würde beteiligt ist. „Zentral ist, wir wollen Würde wahren.“

Im Veranstaltungsraum der Kapelle, in dem es einen kleinen Altar und eine Empore gibt, finden bis zu 30 Personen Platz. Im angrenzenden Vorraum können sich bis zu zwölf Besucher zu einem kleinen Essen und anregenden Tischgesprächen treffen, etwa die Pflegeschülerinnen und –schüler, die inzwischen aus der ganzen Welt kommen. „Ein gedeckter Tisch lädt zur Gemeinschaft ein und macht neugierig aufeinander“, so Ruth Berger.

Doch bevor die ersten Veranstaltungen in der Friedenskapelle stattfinden können, gibt es viel zu tun. Derzeit blättert der Putz von den Wänden, Teppichboden und Fliesen sind zerschlissen, im Altarraum steht ein Gerüst. Die wahren Schätze der Friedenskapelle zeigen sich erst auf den zweiten Blick.

So hat eine Restauratorin unter dem Putz Wandmalereien freigelegt, unter Teppich und Fliesen verbirgt sich ein Terrazzoboden. Gut erhalten sind Säulen und Schluss-Steine mit Blumenranken und Knospen, ein farbig verglastes Fenster Richtung Helmstedter Straße lässt den früheren Charme des Gebäudes erahnen.

„Leider ist die ursprüngliche Verglasung des großen Auferstehungsfensters hinter dem Altar nicht mehr erhalten“, bedauert Ruth Berger. Doch sie hofft, dass hierfür eine Lösung gefunden wird.

Ebenso setzt sie auf großzügige Spenderinnen und Spender, die der Ausstrahlung des Ortes verfallen sind und etwas für dessen Erhalt tun wollen. Schließlich wird die Friedenskapelle künftig für alle Besucher des Krankenhauses gut zu erreichen sein.

Nach Fertigstellung der umfangreichen Baumaßnahmen am Marienstift befindet sich die Kapelle gleich neben dem neuen Eingangsbereich. Und damit niemand den Weg verfehlt, begrüßt eine lebensgroße Skulptur der Bildhauerin Christel Lechner die Ankommenden, eine Diakonisse.

Das Zentrum Würde bietet auch 2021 wieder „Letzte-Hilfe-Kurse“ an, die Angehörige befähigen sollen, Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Neu ist die feste Trauergruppe „Trauerwege gemeinsam gehen“.

Sie findet an folgenden Terminen jeweils von 15 bis 17.30 Uhr statt und wird von Trauerbegleiterinnen geleitet: 20. Oktober,
13. und 27. November, 11. Dezember, 8. und 22. Januar, 5. und
19. Februar.

Anmeldungen für beide Angebote sind per E-Mail unter end-lich.leben@marienstift-braunschweig.de möglich oder unter (0531) 7011371.

Rund um das 150-jährige Jubiläum des Marienstifts wird zudem Geld gesammelt, um in der Friedenskapelle an der Helmstedter Straße einen Ort der Würde zu schaffen. Es ist ein Spendenkonto eingerichtet.