Es gibt heute eine Art Fanatismus der einzig zugelassenen, der einzig (vermeintlich) guten Ansicht. Das ist bedenklich.

Zuweilen erinnere ich mich an den früheren Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, an Hans-Jürgen Heidebrecht. Wenn die Wogen in der täglichen Redaktionskonferenz zwischen links und rechts mal wieder allzu hoch schwappten, hob er mit beruhigender Geste beide Hände und meinte: „Wir sind ein freies Land.“ Diesen Satz sagte er oft. Sehr oft. Damit appellierte er an die Meinungsfreiheit. An das Sagen, was man dachte. Das schien mir damals wie heute als hohes Gut.

Inzwischen hat sich da etwas geändert. In einem Leitartikel der „Welt am Sonntag“ fand ich diesen Satz: „In Deutschland sind die Korridore des Sagbaren schmaler geworden.“ Das mag wohl stimmen. Es gibt heute eine Art Fanatismus der einzig zugelassenen, der einzig (vermeintlich) guten Ansicht. Das ist bedenklich. Gerade die Diskussion mit Andersdenkenden ist es doch, die eine Gesellschaft, eine Demokratie weiterbringt. Und auch dies ist spürbar: Die Toleranz schwindet, Hass und Aggression wachsen. Vor kurzem wurde ich in einer Zuschrift als „Umweltverschmutzer und Klimazerstörer“ bezeichnet, weil ich einen Oldtimer fahre. Nun, gut: Solche kleinen Attacken muss man aushalten. Ansonsten darf ich aber betonen, dass meine Kolumnen bei den Lesern durchweg ein überwältigend positives, ein oft auch berührendes Echo auslösen. Damit will ich mir keinen Orden anstecken – es ist einfach so.