Braunschweig. In Braunschweig sind erneut Fälle der Taubenkrankheit Paramyxovirose (PMV) aufgetreten. Das teilt der Verein Stadttiere Braunschweig mit.

Der Verein betont, dass das Virus unter den Tauben zwar als hochgradig infektiös gelte, für Säugetiere und Menschen jedoch keinerlei Gefahren darstelle. Um die Ausbreitung der Seuche eindämmen zu können, bitten die Mitglieder des Vereins um Mithilfe der Öffentlichkeit: Tote Tauben sollten unter (0531) 512570 gemeldet werden.

Sie gelte als die gefürchtetste Taubenkrankheit: Paramyxovirose, kurz PMV, sei sozusagen das Corona-Virus dieser Vogelart – hochgradig infektiös und in vielen Fällen mit tödlichem Ausgang, so der Verein. Was die Mitglieder des Vereins Stadttiere Braunschweig bereits im Rahmen ihrer kontrollierten Fütterungen während der Covid-19-Pandemie befürchtet hätten, habe nun ein Gutachten der Tiermedizinischen Hochschule (TiHo) Hannover bestätigt: „Nachdem wir vermehrt verendete Stadttauben im Innenstadtgebiet aufgefunden hatten, ließen wir drei Kadaver an der TiHo untersuchen“, wird Vereinsvorsitzende Beate Gries, auch Fachreferentin für Stadttaubenmanagement im Landestierschutzverband Niedersachsen, zitiert. Alle drei Tiere hätten das Virus in sich getragen – „stark positiv“, wie es im Untersuchungsprotokoll heiße.

Ausnahmegenehmigung zum Füttern zugesagt

Der Verein habe dies unverzüglich der Stadtverwaltung gemeldet, die dem Verein daraufhin ihre ursprünglich für die Corona-Krise erteilte Ausnahmegenehmigung zur Fütterung der wild lebenden Haustiere an den sechs kontrollierten Futterstellen im Stadtgebiet zugesagt habe. „Dadurch können wir nicht nur leichter erkrankte Tauben einfangen, sondern zudem eine gezielte Seuchenprävention betreiben, indem wir den Tieren zusätzlich zu ausreichend artgerechtem Futter, auch Vitamine und Mineralstoffe zur Immunabwehr verabreichen können“, so Gries. Durch das kontrollierte Füttern könne zudem einer Ausbreitung entgegengewirkt werden, da hungrige Tiere nicht in der Innenstadt nach Abfällen suchen müssten.

Kropfparasiten können ausgeschlossen werden

Nachdem beim jüngsten Seuchenausbruch 2019 aufgrund der durchweg schlechten Ernährungszustände der damaligen Kadaver zunächst angenommen worden sei, die Tauben seien vornehmlich an Kropfparasiten gestorben, könne dieser Verdacht bereits ausgeschlossen werden: „Wir haben die jüngst gestorbenen Tiere hinlänglich pathologisch untersuchen lassen. Ein Befall liegt zweifelsohne nicht vor“, so Gries. Der Ernährungszustand der drei Tiere habe auch Grund zur Sorge gegeben: Zwei befanden sich laut Untersuchungsprotokoll in mäßiger, das dritte in schlechter Verfassung, heißt es. „Das liegt daran, dass sich die PMV unter anderem auf das zentrale Nervensystem auswirkt, was übergangsweise einen Kopfschiefstand mit sich ziehen kann. Infolgedessen können die erkrankten Tauben schlechter Futter aufnehmen. Durch den erbitterten Kampf um die wenigen Essensreste der Außengastronomie, haben die Tiere kaum eine Chance an Nahrung zu kommen, und verhungern.“ Vergleichbar seien die Symptome in etwa mit einem Schlaganfall beim Menschen.

Da es sich bei Stadttauben um wild lebende Haustiere handele, sei jede Kommune in der Pflicht, sich um die Versorgung der Tiere zu kümmern. Eine Missachtung, so heißt es, würde nicht nur eine Zuwiderhandlung im Sinne des Tierschutzgesetzes darstellen, sondern wäre zudem eine grobe Fahrlässigkeit der Überwachung des Seuchenschutzes. Hobbyhaltern von Tauben und Geflügel empfiehlt der Verein, den Impfstatus ihrer Tiere für PMV und New Castle Desease (PMV bei Hühnern) zu überprüfen und gegebenenfalls auch nachzuimpfen.