Braunschweig. Kulturdezernentin Anja Hesse ist guter Dinge, dass die Lichtkunst an der Oker realisiert werden kann. Visualisierungen gibt es schon im Internet.

Kann der Lichtparcours in diesem Jahr stattfinden? Braunschweiger Kulturdezernentin Anja Hesse ist zuversichtlich, dass es trotz Corona möglich sein wird. Geplant ist die Lichtkunst im öffentlichen Raum vom 13. Juni bis zum 9. Oktober. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, gibt es für die meisten Entwürfe Partner und Sponsoren – jetzt arbeiteten die Künstler mit dem Kulturdezernat an der Realisierung.

Auf der Homepage www.lichtparcours.de sind bereits Entwürfe und Visualisierungen der finalen Kunstwerke zu finden. Außerdem werden mögliche Routen für den Lichtparcours 2020 vorgestellt. „Im Mittelpunkt steht – auch als Reminiszenz an den ersten Parcours 2000 – die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Wasserlauf der Oker und seinen 24 Brücken“, heißt es seitens des Kulturdezernats. „Kraftvolle, farbintensive, abstrakte Installationen kontrastieren den in Städten von Werbung durchdrungenen öffentlichen Raum.“

Bjørn Melhus zeigt mit „The Beat goes on“ einen in die Oker gerollten Kleinwagen, aus dem bunte Lichter, passend zum Bass des 90er-Jahre-Techno-Beats aufleuchten.
Bjørn Melhus zeigt mit „The Beat goes on“ einen in die Oker gerollten Kleinwagen, aus dem bunte Lichter, passend zum Bass des 90er-Jahre-Techno-Beats aufleuchten. © Stadt Braunschweig | Michaela Heyse

Einige Beispiele: Bjørn Melhus, das Künstlerkollektiv Bar du Bois (Julian Turner, Andreas Harrer und Florian Pfaffenberger) und das Künstlerpaar Lotte Lindner & Till Steinbrenner thematisieren der Pressemitteilung zufolge die Gegenbilder einer Leistungsgesellschaft, in der Müßiggang, der Stillstand oder der Kontrollverlust als notwendiges Ventil der Regulation verhandelt werden. Bei Bjørn Melhus’ Arbeit THE BEAT GOES ON – ein in die Oker gerollter Kleinwagen, aus dem bunte Lichter aufleuchten – stelle sich die Frage der Konsequenz aus solchen hedonistischen Rauschzuständen. Die langsam aber stetig einen schnell fließenden Fluss hinauf rudernde Person im Film EKSTASE von Lotte Lindner und Till Steinbrenner wiederum verweise auf die Suche nach einem Glücksmoment im stetigen Tun. Auf verschiedene Weise werde hier Fragen nachgegangen, inwieweit der Rauschzustand, die Ekstase, nicht Teil eines glückseligen Lebens sei.

Die von Johannes Wohnseifer konzipierte Skulptur No Sleep bestehe aus in einen künstlichen Schlaf versetzten, ausgemusterten Laternen aus dem Braunschweiger Stadtraum. Mit Hilfe einer Lichtsteuerung werden die verschiedenen Schlafphasen simuliert. „Eine ähnliche animistische Idee verfolgen auch FORT & Anna Jandt mit ihrer Arbeit Hellsinki“, so das Kulturdezernat. „Hierfür versenkt das Kollektiv Straßenlaternen in der Oker, welche nur noch mit ihren leuchtenden Köpfen aus dem Wasser herausschauen. Insbesondere bei Dunkelheit, im Zusammenspiel von Licht und spiegelnder Wasseroberfläche, entfaltet sich der zunächst verstörende Eindruck von Hellsinki zur poetischen Assoziation.“

Der aus einem Patchwork verschiedener recycelter Materialien zusammengefügte „stranded drifter“ von Sven-Julien Kanclerski referiert auf im Ozean treibendes Plastik, welches gleich an drei Standorten entlang der Oker seine Form findet.
Der aus einem Patchwork verschiedener recycelter Materialien zusammengefügte „stranded drifter“ von Sven-Julien Kanclerski referiert auf im Ozean treibendes Plastik, welches gleich an drei Standorten entlang der Oker seine Form findet. © Stadt Braunschweig | Michaela Heyse

Weitere Kunstwerke kommen unter anderem von Benjamin Bergmann, Sven-Julien Kanclerski, Tim Etchells, Paul Schwer, Brigitte Kowanz, Nevin Aladağ, das Institut für Architekturbezogene Kunst der TU Braunschweig, Joseph Zehrer, Anselm Reyle und Martin Groß.