Braunschweig. Die Stadt rechnet im April mit einem deutlichen Zuwachs an Erkrankten. Klinikum, Marienstift und HEH kooperieren, um Versorgung sicherzustellen.

Wo und wie können Corona-Patienten in Braunschweig am besten behandelt werden, wenn die Zahl der schwerer Erkrankten steigt? Mit dieser Frage haben sich der Krisenstab der Stadt, das Städtische Klinikum, das Marienstift und das Herzogin-Elisabeth-Hospital in den vergangenen Tagen intensiv befasst.

Aktuell liegt die Zahl der nachweislich Infizierten bei 63. Die allermeisten haben leichte Symptome und befinden sich in häuslicher Quarantäne. Allerdings sagt Oberbürgermeister Ulrich Markurth: „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir im April mit einem deutlichen Zuwachs an Erkrankten in Braunschweig rechnen müssen. Deshalb war es uns wichtig, bereits frühzeitig festzulegen, wie wir uns gemeinsam mit den drei Kliniken in der Stadt auf die Situation vorbereiten können.“ Wie die Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte, gibt es nun einen Plan zur Versorgungsstruktur.

Städtisches Klinikum: schwerstbetroffene Corona-Patienten

Demnach ist das Städtische Klinikum zuständig für die schwerstbetroffenen, intensivpflichtigen Corona-Patienten und übernimmt die Maximal- sowie Traumaversorgung in Braunschweig. „Darüber hinaus werden hier weiterhin regionale und überregionale Notfälle medizinisch betreut“, so die Stadtverwaltung.

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„Als regionaler Maximalversorger mit einem über Braunschweig hinaus gehenden Patientenzufluss sind wir uns über die großen Herausforderungen im Klaren, denen wir uns stellen. Darauf haben wir uns in den vergangenen Tagen und Wochen vorbereitet“, sagt Dr. Thomas Bartkiewicz, Ärztlicher Direktor des Klinikums Braunschweig.

Krankenhaus Marienstift: mittelschwer und schwer betroffene Corona-Patienten

Das Krankenhaus Marienstift ist zuständig für mittelschwer und schwer betroffene intensivpflichtige Corona-Patienten. Weiterhin wird im Haus die Notfallversorgung für Patienten sichergestellt, die an Corona erkrankt sind und stationär behandelt werden.

„Die gegenseitige Unterstützung der Beteiligten ist beeindruckend. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, so Rüdiger Becker, Direktor der Evangelischen Stiftung Neuerkerode als Träger des Krankenhauses Marienstift. „Wir richten uns mit Hochdruck darauf ein, bestimmte Stationen für die genannten Corona-Patienten zur Verfügung zu stellen und für sie separierte Bereiche zur Genesung vorzuhalten. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass die über die Helmstedter Straße und über einen eigenen Eingang zu erreichende Frauenklinik und Geburtshilfe sowie unsere Palliativstation weiterhin ihren regulären Tätigkeiten nachkommen können.“

Herzogin-Elisabeth-Hospital: Grund- und Regelversorgung neben Corona

Das Herzogin-Elisabeth-Hospital deckt die Grund- und Regelversorgung für Patienten ab, die nicht an Corona erkrankt sind. Ebenso wie das Marienstift übernimmt das HEH die Versorgung für stationär-behandlungsbedürftige Corona-Patienten und stellt als Ausweichlösung für das Städtische Klinikum und das Marienstift weitere Intensivbetten zur Verfügung. Das HEH übernimmt des Weiteren das Backup in der Traumaversorgung für Notfälle des Städtischen Klinikums.

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„In der Lenkung der Patientenströme wird sich das HEH ganz besonderes um die nicht an Corona erkrankten Patienten kümmern und dafür sorgen, die ausfallenden stationären Notfall-Kapazitäten der beiden anderen Krankenhäuser aufzufangen“, sagt Monika Skiba, Geschäftsführerin des HEH. „Auf die zusätzliche Versorgung von Corona-Patienten, auch in intensivpflichtigen Fällen, sind wir gut vorbereitet.“

Medizinische Behelfseinrichtung in Hotel

Laut der Stadtverwaltung ist aktuell keine sichere Prognose zu den Patientenzahlen möglich. Um auch bei einer sehr großen Anzahl versorgungspflichtiger Patienten die Versorgung für alle sicherstellen zu können, soll eine zusätzliche medizinische Behelfseinrichtung entstehen – im Hotel „Vienna House Easy“ an der Salzdahlumer Straße, und damit ganz in der Nähe des Städtischen Klinikums. Zu normalen Zeiten bietet das Hotel 176 Zimmer und Suiten sowie 11 Konferenzräume für bis zu 550 Personen an. Wie alle Hotels darf aber auch das Vienna zurzeit keine Touristen mehr beherbergen.

Wie die Stadt mitteilt, laufen bereits umfangreiche Materialbeschaffungen unter anderem für eine Sauerstoffversorgung. Außerdem werden Gespräche mit möglichen Betreibern dieser Einrichtung geführt.

Dem Aufruf, sich für den Einsatz in der Behelfsklinik zu melden, seien schon rund 500 Interessierte gefolgt, heißt es in der Pressemitteilung. Gesucht werden Menschen mit Erfahrung in Medizin und Pflege. Es gehe um die Versorgung leichterer Fälle, hatte Sozialdezernentin Christine Arbogast, die Leiterin des Krisenstabs, vor wenigen Tagen erläutert.

Das Behelfskrankenhaus soll die drei Braunschweiger Kliniken auf dem Höhepunkt der Erkrankungswelle entlasten und trotzdem eine adäquate Versorgung auch der nicht so schwer erkrankten Patienten sicherstellen.

„Im Namen der Braunschweigerinnen und Braunschweiger möchte ich mich bei allen Ärzten und Pflegekräften bedanken, die in dieser außergewöhnlichen Situation über sich hinaus wachsen und Unglaubliches leisten“, sagt die Sozialdezernentin. „Um diese wichtige Arbeit zu unterstützen, haben wir sehr frühzeitig 100 Beatmungsgeräte und Schutzkleidung in großer Stückzahl geordert, die in den kommenden Tagen eintreffen und auf die Krankenhäuser verteilt werden. Ich bin sicher, dass es uns durch die vorbildliche Kooperation der Häuser miteinander gelingen wird, die komplizierte Versorgung der Patienten sicherzustellen.“

Rat beschließt: 10 Millionen Euro für Bewältigung der Corona-Krise

Damit alles Geplante auch schnell umgesetzt und bezahlt werden kann, hat der Rat am Dienstag zugestimmt, den Haushalt um zehn Millionen Euro aufzustocken. Es handelte sich um die wohl kürzeste Ratssitzung aller Zeiten. Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, war der Rat im Großen Saal der Stadthalle zusammengekommen – mit viel Abstand zwischen den Tischen. Ohne einen einzigen Redebeitrag stimmten die Ratsleute in nur 26 Minuten zackig über alle Tagesordnungspunkte ab.