Braunschweig. Weihnachtsmarkt und Innenstadt in Braunschweig sind gut besucht. Doch der Handel hat nicht das Geschäft, das er sich wünscht.

Für die Freundinnen Bianca aus Stuttgart, Sandra und Claudia aus Meine und Iris aus Peine ist es wie immer um diese Zeit in Braunschweig: einfach schön. Man hat sich weihnachtlich ausstaffiert, schlendert durch die festlich beleuchteten Straßen der Innenstadt und schließlich – na klar – lockt der schönste Weihnachtsmarkt, den wir weit und breit kennen.

So muss das sein, natürlich auch am 1. Advents-Wochenende 2019, das weniger von der freudigen Botschaft des Advent erfüllt war, dafür aber von Botschaften wie „Nie wieder!“ und „Nicht hier!“ Den erwarteten Innenstadt-Umsätzen am wichtigsten Verkaufs-Wochenende des Jahres ist das natürlich nicht gerade förderlich gewesen, wie uns Olaf Jaeschke vom Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI) am Sonntag denn auch bestätigt.

Klar, die Stadt war voll – aber eben auch stundenlang auf dem Schlossplatz und beim Demo-Zug. Und wenn dann auch der Weihnachtsmarkt anschließend aus allen Nähten zu platzen schien, so ist die Bilanz des Handels an diesem Samstag dennoch negativ. „Ich habe mit vielen gesprochen. Wir haben deutlich an Umsatz verloren“, erklärt Olaf Jaeschke.

Mehr noch: Diese Verluste würden jetzt in den nächsten Tagen bis Weihnachten auch nicht mehr hereingeholt. Denn der Kunde, das weiß man, kommt gerade für die Braunschweiger City in hohen Graden aus dem Umland – und da wird es ihn wohl, weiß Jaeschke, angesichts der Sperrungen und Verkehrsturbulenzen am Parteitags-Wochenende in die ruhigeren Gefilde von Goslar, Wolfsburg oder Hildesheim gezogen haben.

Vielleicht ist das 2019 aber noch nicht das letzte Wort gewesen, und zum Glück blieb am Wochenende in der Braunschweiger Innenstadt auch alles friedlich. Die Polizeimeldungen jenseits des Demonstrationsgeschehens waren jedenfalls im Duktus alljährlicher Routine abgefasst. Wenn also jemand zum Beispiel vom Bohlweg in den Waisenhausdamm abbiegt, obwohl dies weihnachtsmarktbedingt untersagt ist, muss er sich ein kleines Stück weiter über ein „Beet“ von 40 Euro nun wirklich nicht mehr wundern. Überschrift der lakonischen Polizeimeldung: „Alle Jahre wieder ...“

So geht das Leben weiter, auch nach Höcke und Co., die auf zahllosen Protestplakaten und Demo-Utensilien in rekordverdächtigem Recycling-Volumen auf dem Müllhaufen der Geschichte dieses 1. Advents in Braunschweig landeten. Viel Abfall um nichts, aber beim Karnevalsumzug bleibt bekanntlich ja noch mehr liegen.

Nicht nur die Polizei war am Wochenende übrigens im Großeinsatz, sondern – vorsorglich – auch die Feuerwehren. Chef Torge Malchau lobte Bürger und Gäste, die – bei klarer Meinungsäußerung – auch viel Umsicht gezeigt hätten. So hätten die Demonstranten etwa bei einem Rettungsdiensteinsatz eine Gasse gebildet, vorbildlich!

Ansonsten auch hier: keine besonderen Vorkommnisse. Das ist die gute Nachricht, und wenn man noch mehr davon möchte, sollte man auch noch die Aktion „Braunschweig zeigt Herz“ erwähnen. AAI und Stadtmarketing sammelten, unterstützt von der Landessparkasse, an fünf Stationen Spenden für die Wohlfahrtsverbände, um soziale Projekte in der Region zu unterstützen. Gut! Alles in allem: „Eine wunderschöne City, die mit ihrem Weihnachtsmarkt punkten kann“, meint Olaf Jaeschke noch.

Für Bianca, Sandra, Claudia und Iris ist das keine Frage. War da was? Schon vergessen – und erst recht an den nächsten Advents-Wochenenden. Drei sind’s ja noch.

Auch Braunschweig hat an diesem Wochenende gepunktet. Mit Haltung und Gelassenheit.