Braunschweig. In Braunschweig wird voraussichtlich Mitte November ein neuer Propst gewählt. Die Kirchenregierung hat jetzt zwei Pfarrer nominiert.

Mitte November soll in Braunschweig ein neuer Propst gewählt werden. Wie die evangelisch-lutherische Landeskirche Braunschweig am Donnerstag mitteilte, kandidieren Henning Böger (45), Pfarrer der Magni-Gemeinde, und Landesjugendpfarrer Lars Dedekind (51). Die Kirchenregierung habe beide im Benehmen mit dem Propsteivorstand nominiert, so Pressesprecher Michael Strauß. Die Propsteisynode sei nun aufgefordert, die Wahl innerhalb von zwei Monaten durchzuführen. Voraussichtlicher Wahltermin ist Donnerstag, 14. November.

Die bisherige Pröpstin Uta Hirschler war am 1. Mai als Oberkirchenrätin in den Vorstand des Diakonischen Werkes evangelischer Kirchen in Niedersachsen nach Hannover gewechselt. Seitdem führt Peter Kapp, Pfarrer an St. Andreas, als stellvertretender Propst die Amtsgeschäfte.

„Akzente setzen: Bildung, Teilhabe“

Henning Böger ist seit 2008 Pfarrer in der St.-Magni-Gemeinde. Zuvor war er drei Jahre lang Pfarrer im Probedienst in den Kirchengemeinden Hallendorf, Beddingen und Waten-stedt (Propstei Salzgitter-Lebenstedt). Sein Vikariat absolvierte er in den Propsteien Seesen und Bad Gandersheim. Böger hat Theologie in Göttingen, Hamburg und Bielefeld-Bethel studiert. Er ist Mitglied der braunschweigischen Landessynode und Vorsitzender des Finanzausschusses der Propsteisynode. Böger ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Warum er kandidiert? „Ich bin in den letzten Jahren in kirchliches Leitungshandeln hineingewachsen“, sagt er. „Diese großartige Chance ergibt sich jetzt, weil das Amt vakant ist. Ich bin bereit, mehr Leitungsverantwortung zu übernehmen.“ Als Propst wolle er sich für eine offene Kirche in Braunschweig einsetzen, die sich als Teil eines gesellschaftlichen Netzwerks versteht und auch eigene Akzente setzt – zum Beispiel mit Blick auf Bildungschancen, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe. „Wir sind in großen Umbauprozessen und befinden uns auf dem Weg zu einer Kirche, die keine Mehrheitskirche ist – trotzdem: Auch wenn wir weniger werden, können wir bunt und lebendig sein und sensibel für ganz unterschiedliche Menschen“, so Böger.

„Kirche muss streitbarer sein“

Lars Dedekind ist seit 2011 Landesjugendpfarrer der Braunschweigischen Landeskirche und begleitet die Kinder- und Jugendarbeit. Sein Berufsleben begann er mit einer Ausbildung zum Hotelfachmann, danach studierte er Theologie am evangelisch-lutherischen Missionsseminar in Hermannsburg. Sein Vikariat absolvierte er in Hamburg und Minneapolis (USA), anschließend betreute er evangelische Gemeinden in Ecuador. Von 1999 bis 2008 arbeitete Dedekind als Religionslehrer und Pastor in Indien, danach war er Regionalbeauftragter für Mission und Ökumene. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

„Ich kandidiere, weil wir spannende Zeiten des Umbruchs erleben“, sagt Dedekind. „Kirche braucht Kreativität und Mut für Veränderung. Dazu möchte ich beitragen. Vor allem im Ausland habe ich erlebt, dass Kirche auch ganz anders lebendig wirksam sein kann, als wir es gewohnt sind.“ Er regt zum Beispiel an, andere Formen von Gottesdienst und Spiritualität zu wagen – nicht immer und überall, aber hier und da. „Wenn Kirche alle Menschen ansprechen will, brauchen wir zum Beispiel auch andere Musik, mehr Interaktion.“ Und: „Wir müssen als Kirche erkennbarer sein, profilierter, griffiger, streitbarer. Wir müssen stärker zeigen, für welche Grundwerte wir stehen.“

Propst wird für zwölf Jahre gewählt

Der Propst hat Landeskirchensprecher Strauß zufolge die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit dem Propsteivorstand das kirchliche Leben in der Propstei anzuregen und zu fördern. „Er wird für die Dauer von zwölf Jahren gewählt und versieht das Propstamt mit einer ganzen Stelle“, sagt er. Letzteres gelte nur für die Propstei Braunschweig – in allen anderen Propsteien der Landeskirche sei das Propstamt mit einer halben Gemeindepfarrstelle verbunden.

Die Wahlordnung sieht vor, dass die Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der Stimmen der gesetzlichen Zahl der Synodalen gewinnen müssen, um gewählt zu sein. Wird diese Mehrheit nicht erreicht, ist ein zweiter Wahlgang nötig. Gewählt ist dann, wer die höchste Stimmenzahl der Anwesenden auf sich vereinigt, mindestens jedoch ein Viertel der Stimmen der gesetzlichen Zahl der Synodalen. Die Propsteisynode Braunschweig hat 50 Mitglieder, die notwendige Mehrheit im ersten Wahlgang beträgt demnach 26 Stimmen.