Braunschweig. . Ab 1. Juni bietet das Gesundheitsamt an Wochenenden und Feiertagen einen psychosozialen Krisendienst an – telefonisch und per Hausbesuch.

Bürger, die an Wochenenden und Feiertagen aufgrund psychischer Krisen kurzfristige Hilfe oder Unterstützung benötigen, können sich ab Juni an den Psychosozialen Krisendienst des städtischen Gesundheitsamtes wenden. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, hat er die Telefonnummer (0531) 470-7777 und ist zu folgenden Zeiten erreichbar: freitags und samstags von 15 bis 22 Uhr; sonn- und feiertags von 15 bis 20 Uhr.

Der Krisendienst verfolgt drei Ziele: 1. Die Versorgung schwer psychisch Kranker samt Deeskalation psychiatrischer Krisen an Wochenenden und Feiertagen zu verbessern. 2. Die Zahl der Zwangseinweisungen in die Psychiatrie weiter zu verringern. 3. Suizidgefährdungen entgegenzuwirken. Der Rat hatte die Einrichtung des Psychosozialen Krisendienstes Ende vergangenen Jahres auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen. Das Angebot ist kostenlos.

Zielgruppe sind Menschen in gravierenden Notlagen – etwa Ängste, Depressionen, existentielle soziale Probleme, extreme Traumatisierung; außerdem Menschen mit psychischen Erkrankungen in akuten Krisen, suizidgefährdete Menschen, chronisch psychisch kranke Menschen, Menschen mit Suchtproblemen in Krisen, pflegebedürftige und demente Menschen Menschen mit geistiger Behinderung in Krisensituationen sowie Angehörige, Nachbarn, Freunde, Bekannte sowie andere, die sich in einer schwierigen Situation mit einem psychisch erkrankten Menschen befinden

„In Telefonaten oder im persönlichen Gespräch im Rahmen eines Hausbesuches wird geklärt, ob oder wie zeitnah weiterführende Unterstützungsmaßnahmen in die Wege geleitet werden müssen oder ob es notwendig ist, dass der oder die Betroffene einen Arzt aufsucht“, erläutert Gesundheits- und Sozialdezernentin Christine Arbogast laut einer Pressemitteilung. Der psychosoziale Krisendienst sei mit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie psychiatrisch erfahrenen Pflegekräften in Form einer Rufbereitschaft besetzt. Bei Bedarf können Klienten in der psychiatrischen Notfallambulanz des Städtischen Klinikums vorgestellt werden.

„Nach Erfahrungen in anderen Kommunen können viele Fragestellungen und Probleme durch ein kurzfristiges Telefongespräch und/oder ein persönliches Gespräch bewältigt und somit eine Klinikeinweisung vermieden werden“, berichtet der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes am Gesundheitsamt, Thomas Meyer.

„Vorrangige Aufgabe des Psychosozialen Krisendienstes ist die Krisenintervention“, sagt Anke Scholz, Koordinatorin des Sozialpsychiatrischen Dienstes und Geschäftsführerin des Sozialpsychiatrischen Verbundes. „Ziel ist es, Lösungen in zugespitzten Situationen zu finden. Verschiedene Krisensituationen können unterschieden werden: Psychiatrische Notfallsituationen (akute Krankheit), akute seelische Notlagen bei psychosozialen Belastungen und akute Versorgungsnotstände bei chronischer psychischer Krankheit.“

Dieser Aufgabe nachgeordnet sind Beratung und Vermittlung zu Angeboten ins bestehende Versorgungssystem, die der Krisendienst an Wochenenden und an Feiertagen wahrnehmen soll. So sollen psychisch erkrankte Menschen oder solche in psychosozialen Notlagen unterstützt werden, gegebenenfalls durch die Erschließung weiterer Hilfsangebote.

„Der Wochenend- und Feiertagskrisendienst soll Unterstützungskontakte realisieren, wenn dies zur Stabilisierung von Klientinnen und Klienten erforderlich ist“, so die Stadtverwaltung. Das könne der Fall sein, wenn Gefährdungen vorlägen oder zu vermuten seien, etwa bei Psychose-Erkrankten, die kein tragfähiges soziales Umfeld haben und nicht ausreichend behandelt sind. „Auch wenn Kinder oder andere Angehörige oder Betroffene einer schwierigen Situation mit einem erkrankten Menschen ungeschützt ausgesetzt sind, mit der sie nicht zurechtkommen, können sie sich an den psychosozialen Krisendienst wenden.“