Braunschweig. Der Start ins Leben verläuft zuweilen holprig, auch weil es Probleme in der Hebammenversorgung gibt. Experten diskutierten.

Es ist die Not, die den Saal des Kulturpunkts West am Donnerstagabend fast vollständig gefüllt hat. Zur Podiumsdiskussion „Gute Geburt! In Braunschweig eine Glückssache?“ sind Mütter gekommen, Schwangere und Ärzte, allen voran aber Hebammen. Sie berichteten von ihrem Arbeitsalltag, davon, dass sie vier Frauen unter der Geburt gleichzeitig betreuen und zahlreiche Schwangere für die Vor- und Nachsorge ablehnen müssen, dass sie Arbeit unentgeltlich leisten, weil die Krankenkasse für vieles nicht zahlt. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, sagte eine von ihnen. Sie und die anderen sind gekommen, um Lösungen für ein Problem zu hören, dass sich seit Jahren zuspitzt. Doch viele zeigten sich am Ende enttäuscht. Eine sagte: „Ich bin ein bisschen entsetzt. Ich dachte, hier gibt es Antworten.“

Doch das, was die Besucher hörten, war allen voran Bekanntes. Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sprach beispielsweise über eine Hebammenzentrale, die Hebammen je nach Verfügbarkeit vermittelt. In anderen Städten funktioniere das bereits erfolgreich. Auch der Landkreis Gifhorn hat eine solche Zentrale am Donnerstag zusammen mit Veronika Bujny, Vorsitzende des Hebammenverbands Niedersachsen, eröffnet. Auf dem Podium im Kulturpunkt West sagte sie: „Solche Dienstleistungen können wichtige Unterstützung geben.“ Es müsse aber noch sehr viel mehr gemacht werden. „Seit fünf Jahren predige ich, dass wir in eine Hebammenknappheit reinrutschen. Heute verwalten wir den Mangel.“ In Niedersachsen wie in Braunschweig ist die Zahl der Geburten von 2011 bis 2016 um 20 Prozent gestiegen. „Die Kapazitäten wurden aber nicht um 20 Prozent erhöht“, kritisierte Bujny. „Jeder Tag, an dem wir nicht an dem Problem arbeiten, ist ein Tag des Verlustes.“ Und so müsse jede Hebamme Gefahren anzeigen, wenn sie sie sehe. „Wenn ich vier Frauen im Kreißsaal gleichzeitig betreue und es nicht als Gefahr anzeige, sage ich damit, dass ich damit klar komme.“