Braunschweig, Gifhorn. . Ein Gifhorner Ehepaar steht wegen elffachen Missbrauchs Schutzbefohlener vor Gericht in Braunschweig. Sie wollen das Verfahren nach Hannover verlegen.

Im Fall eines Gifhorner Ehepaars, das nach Missbrauchsvorwürfen im Januar von seinem Dienst suspendiert worden war, ist am Freitag vor dem Arbeitsgericht Braunschweig ein zweiter Gütetermin aufgehoben worden.

Ein gelernter Erzieher und eine Sozialpädagogin sollen zwischen 1998 und 2007 in einer von ihnen geleiteten Wohngruppe der Diakonie Kinder und Jugendliche misshandelt und sexuell missbraucht haben.

Rechtsanwälte: Braunschweiger Gericht nicht zuständig

Gerichtssprecher Lutz Bertram sagte am Freitag dem epd, der Ehemann werde inzwischen von Bremer Rechtsanwälten vertreten, die die Zuständigkeit des Braunschweiger Gerichts gerügt und eine Verweisung an das Arbeitsgericht Hannover beantragt haben. Unabhängig vom Streit über die Zuständigkeit der Gerichte habe sich allerdings auch die Ausgangslage in dem Verfahren verändert, sagte Bertram.

Ehepaar wehrt sich gegen Kündigung

Bislang wollte das Ehepaar vor dem Arbeitsgericht erreichen, dass sein Arbeitgeber, das freikirchliche Diakoniewerk „Kirchröder Turm“ auch für den Zeitraum nach der unbezahlten Freistellung weiterhin Lohn zahlt. Ein Sprecher des Diakoniewerks bestätigte am Freitag dem epd, dass das Arbeitsverhältnis der Eheleute inzwischen gekündigt worden sei. Dagegen sei eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht Hannover eingereicht worden. Laut Arbeitsgerichtssprecher Bertram ist daher nicht auszuschließen, dass sich künftig drei Gerichte mit dem Fall befassen müssen. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Streit um die Lohnfortzahlungen in Braunschweig bleibt, da hier das Verfahren bereits begonnen hat. Die Kündigungsschutzklage wurde in Hannover eingereicht, könnte also dort verhandelt werden.“

11 Fälle von Missbrauch

Dazu komme das noch ausstehende Strafverfahren, das sich dann mit den eigentlichen Missbrauchsvorwürfen gegen das Ehepaar beschäftigen muss. Nach dem derzeitigem Kenntnisstand sollen vier Schutzbefohlene in elf Fällen von sexuellem Missbrauch oder Misshandlungen durch das Ehepaar betroffen sein, wie die ermittelnde Staatsanwaltschaft Hildesheim dem epd bestätigte. Beide sitzen seit dem 15. März in Untersuchungshaft. epd