Braunschweig. Beim Stadtputztag findet sich tonnenweise Müll und Dreck. Mehr als 17.000 Leute räumen das weg. Es ist auch ein großes Gemeinschaftserlebnis.
Ein besseres Wetter hätte man sich nicht wünschen können: Stadtputztag am ersten richtigen Frühlingswochenende!
Und ob es nun auf dem Magnikirchplatz war, an der Oker, auf dem Fußballplatz oder im Nachbarschaftsladen beim anschließenden Treffen mit Sammel-Bilanz – die Menschen genossen den Tag, hatten Spaß, auch beim gemeinsamen Müllsammeln. „Ja, das ist auch ein Gemeinschaftserlebnis. Da soll sich keiner allein fühlen“, sagt Koordinator Joachim Post von der Stadt Braunschweig.
So muss das sein. Mehr als 17.000 Braunschweiger waren nach Angaben der Stadt am Samstag im Müllsammeleinsatz – darunter allein 35 Vereine. Da kam kräftig etwas zusammen – wahrscheinlich wieder mehr als 30 Tonnen Müll. Genau weiß man das erst am Montag, wenn alles bei Alba in Watenbüttel gewogen wurde.
Tja, wie schmutzig ist denn nun Braunschweig? Beziehungsweise wie sauber? Seit 2002 wird der Stadtputztag nun schon in dieser Form veranstaltet. „Zunächst muss man sagen: Braunschweig wird sauberer, ist sauberer geworden. Das kann man sehen“, sagt Gerald Gaus von Alba, mit dem wir an diesem Tag zur Exkursion zu verschiedenen Stationen beim Stadtputztag aufbrechen.
Aktion Stadtputz in Braunschweig
Das heißt jedoch nicht, dass sie nichts finden. Sie finden viel, immer noch viel zu viel.
Zum Beispiel auf dem Magnikirchplatz, wo gleich eine ganze Truppe vom Penta-Hotel unter der weisen Führung von Direktorin Silke Ney beim Sammeln unterwegs war. „Wir wollen einfach, dass unsere Stadt sauber ist. Denn saubere Städte bringen viele Gäste. Und außerdem fühlen wir uns dem Magniviertel verbunden – und wollen uns hier einbringen“, sagt die Hoteldirektorin.
Was man so findet rund um den Kirchplatz? Zigarettenkippen, Zigarettenkippen, Zigarettenkippen. Ein Sack voll. Muss das denn eingentlich sein, die stinkenden Stummel einfach in die Gegend zu schnippsen?
Oder an der Oker, wo wir heute auch die Meeresschutzaktivisten von „Sea Shepherd“ treffen - beim Müllsammeln gemeinsam unterwegs mit einer großen Gruppe des Stadtmarketings Braunschweig und von BS Zukunft. Was hat die Oker mit dem Meer zu tun? Christian Schulz von „Sea Shepherd“ stellt mal klar: Alle Flüsse fließen letzten Endes ins Meer. Das ist eine ganze Müll-Fließ-Kette. Also muss man schon zuhause anfangen, etwas dagegen zu tun. „Die Meeresbewohner leiden und sterben unter dem vielen Plastikmüll.“
So ist der Stadtputztag nicht nur die Stunde des Sammelns, sondern auch der Statements. Eines gibt auch Frank Mengersen vom BSC Acosta ab, der den Oberbürgermeister Ulrich Markurth beim Besuch im Konrad-Koch-Stadion stellt. Mengersen listet elf knallharte Mängel-Punkte auf, wo es halt hakt und kneift. Markurth muss einräumen: „Wir haben viele Anlagen in Braunschweig. Und wir haben Mühe, Leute zu finden.“
Doch im Mittelpunkt beim Stadtputztag steht natürlich die Müll-Ausbeute der Sammler. Massen an Kronkorken. Flaschen. Plastik, Plastik, Plastik. Sogar noch ein olles Wahlplakat. Das muss alles eingesammelt werden. So hält man die Stadt sauber, so rettet man die Welt – und so zeigt man Engagement und Einsatz.
Und so stärkt man auch die Nachbarschaft im Quartier, was im Nachbarschaftsladen im Heidberg besonders deutlich wird. Säckeweise türmt sich vor der Tür der im Stadtteil gesammelte Müll, drinnen gibt es Kaffee und Brötchen für die Helfer und die schönen Klänge eines Akkordeons. Awo-Projektkoordinatorin Alina Timofeev kann sich freuen: So wie hier im Heidberg funktioniert das Zentrum, so funktioniert die Nachbarschaft.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth nutzt denn auch gerade hier die Gelegenheit zu einer ersten Bilanz des Stadtputztages 2019. „Alle sind guter Laune“, sagt er. Das gemeinsame Müllsammeln sei ja vor allem eine gute Geste, „auch den Jüngeren zu zeigen: Müll gehört nicht in die Landschaft, sondern in die dafür vorgesehenen Einrichtungen, Tonnen etc.“
Markurths Botschaft des Tages: „Es ist unsere Stadt – und die halten wir auch selber sauber.“ Das habe er in vielen Gesprächen gespürt. „Viele Vereine und Mannschaften waren unterwegs – und denen hat es richtig Spaß gemacht.“