Braunschweig. Stephan Rodemeier arbeitet komplett von zu Hause aus und sieht darin viele Vorteile.

Home-Office: ein Wort in aller Munde. Spätestens, seit die SPD an einem Gesetz für ein Recht auf Heimarbeit arbeitet. Für manche Arbeitnehmer ist die Arbeit von zu Hause schon lange Realität. So auch für Stephan Rodemeier aus Braunschweig. Der Softwareentwickler arbeitet bei einer Firma mit Sitz in Frankfurt am Main – und zwar vom heimischen Arbeitszimmer aus.

Für den 28-Jährigen stand fest: Im Großraumbüro arbeiten – das ist einfach nicht sein Ding. Deshalb hat er sich bewusst einen Job gesucht, in dem er komplett von zu Hause aus arbeiten kann. Nur einmal im Monat muss er für ein Team-Meeting nach Frankfurt fahren. Für ihn absolut zu verschmerzen. Aber warum musste es gerade das Home-Office sein?

Weil er damit Zeit gewinnt, wie er betont. Nach seinem alten Bürojob habe er noch eine halbe Stunde nach Hause fahren müssen, so Rodemeier. „Heute stehe ich in dieser Zeit schon in der Küche und kann das Abendessen vorbereiten.“ Und auch, dass er sich morgens nicht durch Wetter und Berufsverkehr quälen muss, ist für ihn ein Argument. Diesen Stressfaktor los zu sein – für ihn eine große Erleichterung.

Nicht nur für den Arbeitnehmer können sich durch die Arbeit im Home-Office viele Vorteile ergeben, sondern auch für den Arbeitgeber. So zeigt beispielsweise eine Studie von Wissenschaftlern um Nicholas Bloom von der amerikanischen Stanford-Universität: Die Arbeitsproduktivität kann im Home-Office ansteigen – zum Teil, weil die Heimarbeiter länger arbeiten, als sie eigentlich müssten; zum Teil, weil sie konzentrierter arbeiten können. Störquellen aus dem Büro, etwa Gespräche unter Kollegen, fallen größtenteils weg.

Auch für Stephan Rodemeier war die Ruhe ein Grund, von zu Hause aus arbeiten zu wollen. Außerdem seien seine Pausen viel entspannter. „Wenn ich zu Hause Pause mache, dann richtig“, sagt er. Im Büro habe er dabei nie wirklich abschalten können. Während der Pause könne er sich dann außerdem auch schon um Dinge kümmern, die er sonst nach der Arbeit erledigen müsste. Er habe die Möglichkeit, sich den Tag freier einzuteilen – und spare so noch mehr Zeit ein.

Die US-Studie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Wer im Home-Office arbeitet, macht kürzere Pausen. Außerdem sind Heimarbeiter den Wissenschaftlern zufolge seltener krank. Warum? Weil die Gefahr, sich bei Kollegen anzustecken, geringer sei. Der wichtigste Punkt, den die Studie herausarbeitet, ist aber ein anderer: Heimarbeiter seien einfach glücklicher, heißt es. Das führe dazu, dass sie motivierter arbeiteten und ihrer Firma gegenüber loyaler seien.

Ob ihm manchmal die Decke auf den Kopf fällt? Von Rodemeier gibt es dazu ein entschiedenes „Nein!“. Momentan hat er Handwerker im Haus. Für ein paar Tage in der Woche hat er sich deshalb in einem Coworking-Space eingemietet. Dort wird ihm ein Büroplatz gestellt, an dem er arbeiten kann. „Solange ich Strom und W-Lan habe, kann ich von überall aus arbeiten“, sagt er. Zu Hause hat er seinen Wohnraum und sein Arbeitszimmer. In dem einen wird nur gewohnt, im anderen ausschließlich gearbeitet. So vermeidet er Vermischungen.

Und welche Nachteile sieht Stephan Rodemeier am Home-Office? „Man muss Arbeit und Privates einfach viel besser trennen können“, sagt er. Außerdem musste er sein Büro selbst einrichten und konnte sich nicht ins „gemachte Nest“ setzen. Und auch, dass er nicht automatisch aus dem Haus komme, sei manchmal ein Problem für ihn – dazu müsse er jetzt nämlich von sich aus aktiv werden.

Auch die Studie der Stanford-Uni findet Nachteile am Home-Office: Demnach nehmen Arbeitgeber die Leistungssteigerung ihrer Mitarbeiter meist nicht wahr. Außerdem gebe es für die Betroffenen seltener Gehaltserhöhungen und weniger Beförderungen als bei Kollegen, die im Büro arbeiten.

„Du hast im Home-Office nicht die Zeit als Ergebnis, die du im Bürostuhl sitzt, sondern nur deine tatsächliche Leistung“, sagt Rodemeier. Wenn der Arbeitgeber einen nicht sehe, müsse man sich mehr anstrengen, um Ergebnisse zu liefern. Dafür sei dann auch ein hohes Maß an Kommunikation nötig. Das ist ihm zufolge sowieso wichtig – um sich nicht zu isolieren. Denn: Gespräche mit Kollegen auf dem Flur oder im Büro fallen weg. „Ich muss mich viel aktiver darum kümmern, ein persönliches Verhältnis zu meinen Kollegen zu bekommen“, sagt er. Über Skype-Anrufe, Chats und E-Mails spricht er mit ihnen. Das ist ihm wichtig. Er will nicht mit Unbekannten arbeiten.

In seiner Abteilung arbeiten alle Kollegen im Home-Office. Er sieht das als Arbeitsmodell der Zukunft.