Braunschweig. . Die PSD-Bank packt bei der Gesundheitsfürsorge für ihre Mitarbeiter auch das Thema Burnout an.

Weit hinten im Flur verheißt ein Schild Entspannung. „Kein Durchgang – Massage“ steht darauf. Dahinter, in einem Raum der PSD-Bank in Braunschweig, werden an diesem Mittwoch im Zwanzig-Minuten-Takt Bankangestellte durchgeknetet. Zwölf Mal im Jahr kann das jeder der 62 Mitarbeiter in Anspruch nehmen, die Hälfte zahlt der Arbeitgeber. Massagen, sagt Vorstandssprecher Carsten Graf, hätten bei einer Mitarbeiterbefragung vor fünf Jahren ganz oben auf der Wunschliste gestanden.

„In der schnelllebigen, digitalen Welt mit einer steigenden Informationsflut werden auch die Ansprüche an die Mitarbeiter höher. Und damit steigt der Wunsch nach einem Ausgleich“, sagt Graf. Drei Monate im Voraus vergebe die Personalplanung die Termine für die Massage. Seit fünf Jahren sei der wöchentliche Termin immer ausgebucht.

Aber nicht nur Entspannung sei wichtig, um attraktiv für die Mitarbeiter zu sein. „Wir müssen die Betroffenen der Digitalisierung zu Beteiligten machen“, sagt Graf. Das Unternehmen hat ein Innovations- und Zukunftsteam eingerichtet, in dem sechs Mitarbeiter Lösungen für die Herausforderungen im digitalen Zeitalter erarbeiten. Davon können Kunden, aber auch Mitarbeiter profitieren. Herausgekommen sind dabei beispielsweise eine digitale Nachlass-Plattform und Webseminare für Kunden. Um möglichst viele Mitarbeiter einzubinden, werden jedes Jahr drei aus dem Team mit neuen Mitarbeitern ausgetauscht.

Einbindung, aber auch Transparenz gegenüber den Mitarbeitern sei wichtig, um sie mitzunehmen, sagt Graf. Im Intranet werde beispielsweise regelmäßig darüber informiert, mit welchen digitalen Themen sich die Bank beschäftigt und was bereits umgesetzt wurde.

Zur Offenheit des Unternehmens gehöre auch, dass das Thema psychische Belastung nicht ausgeklammert werde. Nach einer Mitarbeiterbefragung vor zwei Jahren habe das Unternehmen festgestellt, dass die Arbeitnehmer gut ausgelastet seien, sagt Graf. Damit es nicht zu Überlastungen kommt, sollte rechtzeitig gegengesteuert werden, so der Vorstandssprecher. „Wir haben Workshops zu den Themen Resilienz, Stressbewältigungstechniken und Teams im Stress eingerichtet.“ Und auch Burnout sei Thema. Die PSD-Bank bietet den Mitarbeitern eine psychologische Telefonberatung über den Dienstleister Human Protect an. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der R+V-Versicherungen, die wiederum Teil der genossenschaftlichen Finanzgruppe Volks- und Raiffeisenbanken ist. Die Bank übernimmt fünf Beratungsgespräche. Die Psychologen von Human Protect kommen beispielsweise auch dann zum Einsatz, wenn Mitarbeiter nach einem Banküberfall traumapsychologisch betreut werden müssen.

Neben den Maßnahmen zur psychischen Gesundheit hat die PSD-Bank auch die physische im Blick. Bei einem Gesundheitstag konnten sich die Mitarbeiter auf körperliche Stress-Anzeichen untersuchen lassen – mit Herzkreislauf-Screening, Blutfettwert-Messung und einer Untersuchung des Bewegungsapparats. „Der Plan ist, das im Zwei-Jahres-Rhythmus anzubieten.“ Und auch eine Beratung zur Ergonomie am Arbeitsplatz werde finanziell unterstützt.

Neben Betriebsfesten und gemeinsamen Fahrten zum jährlich stattfindenden Fußballturnier an einem der 14 PSD-Bank-Standorte reagiert die Bank auch auf Wünsche nach flexiblerem Arbeiten. Derzeit prüft sie, Vertrauensarbeitszeit einzuführen. Und „Mobile Working“ wird derzeit von zwei Mitarbeiterinnen getestet. Anders als beim Home-Office, was die PSD-Bank nicht anbietet, kann der Arbeitnehmer dabei arbeiten, wo und wann er will, Zuhause oder unterwegs. „Unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorkehrungen können die Mitarbeiter beispielsweise schon unterwegs auf dem Weg zur Arbeit im Zug arbeiten.“ Mit ihren Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung seien die Krankheitstage pro Mitarbeiter und Jahr auf im Durchschnitt 8 gesunken. „Vorher hatten wir Spitzen von durchschnittlich 15 Krankheitstagen im Jahr.“ Deutschlandweit liegen sie laut Institut der Deutschen Wirtschaft im Schnitt bei 17,4 Tagen pro Arbeitnehmer und Jahr.