Braunschweig. . Die Geschäftsführer des IT-Unternehmen „IServ“ wollen ihren Mitarbeitern viel Raum zum Austausch schaffen.

Mittwochs gibt es Mett. Und das wird beim IT-Unternehmen „IServ“ geteilt, beim gemeinsamen Frühstück. Für alle, die nicht Freund des rohen Fleisches sind, gibt es natürlich allerhand anderes zum Brötchen-Belegen. Und schließlich essen die Mitarbeiter nicht nur am Mittwoch zusammen, sondern an allen Arbeitstagen. Für die Geschäftsführer Jörg Ludwig, Martin Hüppe und Benjamin Heindl ist diese gemeinsame Mahlzeit ein wichtiges Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und letztlich ein Mittel, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.

Das allmorgendliche Ritual stammt noch aus der Zeit des Unternehmens als Start-up. „Wir haben damals mit wenigen Mitarbeitern damit angefangen und wollten das beibehalten“, sagt Jörg Ludwig. „Der persönliche Kontakt, alle an einem Tisch zu haben, ist sehr wichtig.“

Zehn Jahre ist die Gründung der „IServ“-GmbH her. Das Produkt, eine Plattform zur Vernetzung, Kommunikation und Organisation an Schulen, gibt es allerdings schon länger. 2001 startete die Idee an der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule, an der Ludwig Abitur machte. Heute hat das Unternehmen 2100 Schulen als Kunden, rund 1,3 Millionen Nutzer und beschäftigt mit Auszubildenden um die 50 Mitarbeiter. Und die Firma ist händeringend auf der Suche nach weiteren Mitstreitern.

Besonders in den vergangenen drei Jahren habe das Thema Digitalisierung an Schulen rasant an Bedeutung zugenommen, sagt Martin Hüppe. Und damit auch der Bedarf des Unternehmens an Arbeitskräften. „Wir wollen in diesem Jahr zehn Vollzeitkräfte einstellen.“ Und die seien hart umkämpft. „Wir suchen Programmierer, und das tun viele Firmen“, so Ludwig. Aber auch einen guten Außendienstler zu finden, sei nicht einfach. „Ich frage jeden, ob er jemanden kennt, der einen Job sucht.“

Bemühungen über Stellenausschreibungen und selbst Headhunter seien weitgehend ohne Erfolg geblieben. 80 bis 90 Prozent der Einstellungen kommen über persönliche Kontakte zustande. Hüppe sagt: „In Braunschweig wird viel Potenzial von Volkswagen aufgesogen. Mit unseren Gehältern kommen wir da nicht ran. Der Wohlfühlfaktor ist wichtiger.“ Bei der Bindung der Mitarbeiter gehe es eben nicht nur um das Smartphone, das das Unternehmen zur Verfügung stellt und das auch privat genutzt werden könne. Da wird nach der Arbeit schon mal die Spielekonsole rausgeholt oder das Brettspiel, um gemeinsam zu spielen. An manchen Tagen gehen die Kollegen auch Lasertag spielen. Und zum Sommerfest werden Partner und Kinder eingeladen.

Dabei, aber auch im Berufsalltag gebe es immer wieder Raum für Gespräche, Ideen und Verbesserungsvorschläge. „Meine Tür steht immer offen“, sagt Ludwig. „Es ist normal, dass ein Azubi zu mir kommt und mir Verbesserungsvorschläge macht.“ Die Hierarchien seien äußerst flach.

Um Arbeitskräfte zu gewinnen, setzt das Unternehmen auf die Ausbildung. Ludwig: „Unsere Ausbildungsquote ist sehr hoch, weil es schwierig ist, Fachkräfte am Markt zu finden.“ Das Unternehmen versuche auch, Studenten zu binden. Ein Student, dem er einen Job angeboten hat, habe zu ihm gesagt, dass er sich mehr Verantwortung wünsche, sagt Ludwig. Erst habe er abgelehnt, bei „IServ“ zu arbeiten. „Aber jetzt betreut er ein eigenes Projekt mit Entscheidungsmöglichkeiten – und das noch während des Studiums.“ Auch die Auszubildenden arbeiteten an den normalen Projekten mit und bekämen keine Testarbeiten. „Es ist wichtig, Verantwortung zu übertragen. Und das klappt sehr gut.“

Doch manchmal müsse er auch eingreifen, sagt Ludwig. „Wir arbeiten hier alle maximal 40 Stunden.“ In Projektzeiten könne es auch mal mehr werden. Aber grundsätzlich solle die Zeit nicht überschritten werden. „Da muss ich den Azubi abends schon mal nach Hause schicken. Weil es ihm so viel Spaß macht, würde er noch länger bleiben.“ Hüppe, der vor eineinhalb Jahren ins Team des Braunschweiger Unternehmens gewechselt ist, sagt: „Mir ist sofort aufgefallen, wie viel Fürsorge die Vorgesetzten für ihre Mitarbeiter übernehmen.“

Mit dem Wachstum des Unternehmens kamen in den vergangenen Jahren auch Strukturen dazu. „Wir haben Abteilungen mit Abteilungsleitern gegründet“, sagt Ludwig. Er gibt regelmäßige Besprechungen und Mitarbeitergespräche. Dabei sprechen die Chefs mit den Mitarbeitern über ihre Wünsche und Ideen, ihre Entwicklungsperspektiven. „Wir versuchen, das umzusetzen.“

Die Arbeitszeit werde auf Vertrauensbasis eingehalten. Es gebe die Möglichkeit zum Home-Office. „Wir versuchen auch, die Arbeitszeiten möglichst flexibel zu halten. Teilweise kamen Studenten aber nur noch abends oder am Wochenende. Man sollte sich schon noch sehen“, sagt Ludwig. Zum Beispiel im Gruppenraum um 10 Uhr beim gemeinsamen Frühstück.