Braunschweig. Wir sprechen mit Polizeihauptkommissar Jens Zeiler vom Präventionsteam der Polizeiinspektion. Er gibt wichtige Tipps.

Spektakuläre Fälle wie die Ausspähung von Millionen Daten bringen die Internet-Sicherheit immer wieder in die Schlagzeilen. Aber wie macht man denn nun alles richtig?

Dazu veranstaltet unsere Zeitung am 5. Februar gemeinsam mit der Polizeiinspektion Braunschweig ein Leserforum (siehe Service). Wir sprachen dazu mit Polizeihauptkommissar Jens Zeiler (57) vom Präventionsteam der Polizeiinspektion über den sicheren Umgang mit dem Internet und den neuen Medien.

Was ist der Safer Internet Day?

Der Safer Internet Day ist ein von der Europäischen Union initiierter jährlich veranstalteter Aktionstag für mehr Sicherheit im Internet. Er findet in diesem Jahr am 5. Februar unter dem Motto „Together for a better Internet“ statt. Die nationalen Aktivitäten werden in Deutschland von „klicksafe“ initiiert und koordiniert. Das ist ein deutsches Projekt, eine Sensibilisierungskampagne zur Förderung der Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet und neuen Medien im Auftrag der Europäischen Kommission. „klicksafe“ setzt diesen Aktionstag also bundesweit rum, ruft Institutionen, Unternehmen, Behörden, Medien dazu auf, sich mit eigenen Aktionen zu beteiligen.

Warum ist der Polizeiiinspektion Braunschweig eine solche Veranstaltung gemeinsam mit unserer Zeitung besonders wichtig?

Mit den vielen Chancen zunehmender Digitalisierung steigen natürlich auch die Sicherheits-Herausforderungen. Das Internet bietet viele tolle Möglichkeiten und erleichtert uns in vielen Bereichen den Alltag. Gleichzeitig nehmen aber auch die Straftaten im Internet zu – und die Täter werden immer raffinierter und professioneller. Sie lassen sich immer neue Tatvarianten einfallen. Jedes Unternehmen, jeder einzelne Bürger von jung bis alt ist heute auf verlässliche Technologien im Bereich Internet und neue Medien angewiesen und muss sich vor steigender Kriminalität im Cyberraum schützen. Die Bekämpfung von Cybercrime hat in der strategischen Ausrichtung der niedersächsischen Polizei und somit natürlich auch der Polizeiinspektion Braunschweig einen sehr hohen Stellenwert. Uns ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger in punkto Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien und persönlichen Daten zu sensibilisieren. Nur wer die Problematik und die Risiken des Internets kennt und gleichzeitig über eine positive Medienkompetenz verfügt, ist in der Lage, sich und andere in diesem Bereich zu schützen. Uns als Polizei ist es wichtig, mit so einem Aktionstag nach Möglichkeit eine breite Öffentlichkeit zu informieren, zu sensibilisieren und damit einen Beitrag für mehr Online-Sicherheit und ein besseres Internet für jedermann zu sorgen. Gleichzeitig wollen wir den Cyberkriminellen das Leben natürlich so schwer wie möglich machen.

Was sind die Hauptfehler, die vom Bürger gemacht werden?

Die reale Welt und die Netzwelt überschneiden sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Obwohl die Gefahren in beiden Welten ähnlich sind, handeln die Leute aber sehr oft total unterschiedlich und sind in der digitalen Welt oftmals unwissend, sorglos und unbekümmert. Ich meine damit folgendes:

log out

Jeder Mensch macht beim Weggehen die Wohnungstür zu – und schließt ab. Die Haustür ist also zu. Online steht die Tür aber ungesichert offen. Der PC bleibt sperrangelweit geöffnet, weil das Ausloggen vergessen wird.

Postfach

Der reale Briefkasten wird gehegt und gepflegt. Man holt täglich die Post aus dem Briefkasten und wirft unnütze Werbung gleich in den Mülleimer. Viele Leute kleben sich auch diesen obligatorischen Aufkleber „Keine Werbung“ auf den Briefkasten. Im echten Leben schützt man sich also vor Papierflut. Im Netz quillt das Postfach vor Spam, also Müll, oft über. Viele Leute aktiviere nicht den Spam-Filter.

Öffentliche Netze

Auf der Straße geht man an Leuten, die irgendwelche Meinungsumfragen oder Erhebungen machen, einfach vorbei. Kaum einer würde dort einem Fremden seine persönlichen Daten anvertrauen. Das eigene Netzwerk (WLAN) wird mit einem Sicherheitsschlüssel geschützt. In öffentlichen Netzen (Internetcafé, Hotspots, öffentliche Plätze und so weiter) werden persönliche Daten oft leichtfertig preisgegeben. Gerade dort tummeln sich mehrere Nutzer gleichzeitig – und nicht jeder führt nur Gutes im Schilde.

Passwort

Am EC-Automaten beim Geldabheben sind die Leute eigentlich immer vorsichtig und achten auf Diskretion. Man hält die Hand vor bei der Eingabe der PIN-Nummer. Im Alltag werden die PIN-Eingaben geschützt, im Netz ist ein sicheres Passwort oft nur Nebensache.

Kein Virenprogramm

Der Schutz vor Infektionen oder Krankheiten ist ganz selbstverständlich. In der digitalen Welt verfügen aber ganz viele PC über kein Virenprogramm.

Anonymes Surfen

Beim Einkauf im Supermarkt werden Werbeaktionen ignoriert. Die Leute gehen scharfsinnig und anonym durchs Leben. Im Web hinterlässt man jedoch überall Spuren und surft nicht anonym.

Wie kann man sich besser schützen?

Einen absoluten Schutz vor Verbrechen und Verbrechern gibt es nicht. Weder im täglichen Leben noch im Internet. Cybercrime kann jeden treffen und jederzeit. Aber genau so, wie man seine Geldbörse nicht im unverschlossenen Auto liegen lässt, gibt es auch im Internet Sicherheitsmaßnahmen und Grundregeln.

Erstens:

Es sollte Standard sein, dass alle Geräte stets mit einem aktuellen Betriebssystem, einem aktuellen Virenschutz und einer Firewall versehen sind.

Zweitens:

Man sollte regelmäßig Programm-Updates machen, denn es kommen täglich neue Schadprogrammen hinzu.

Drittens:

Auf keinen Fall unbekannte Anhänge öffnen und sensible Daten (Kontodaten, Ausweis kopieren) zurücksenden.

Viertens:

Es empfiehlt sich, alle Geräte mit einem sicheren Passwort zu schützen. Je länger das Passwort ist und je mehr verschiedene Zeichen es enthält, desto schwerer ist es zu knacken.

Fünftens:

Das eigene Netzwerk, also der Router, sollte gegen unbefugte Zugriffe von außen auf jeden Fall mit einem Sicherheitsschlüssel ab gesichert werden.

Sechstens:

Man sollte regelmäßig die eigenen Daten auf einem externen Datenträger sichern, also sogenannte Backups machen.

Siebtens:

In sozialen Netzwerken sollte man unbedingt sehr sensibel mit intimen und privaten Daten umgehen. Die Privatsphäre-Einstellungen sollte man regelmäßig kontrollieren. Das Motto sollte sein: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!

Achtens:

Beim Onlineshopping sollten nur seriöse Shops (Gütesiegelanbieter mit Gegenkontrolle) genutzt und sichere Zahlungswege (zum Beispiel PayPal) gewählt werden. Vorsicht ist immer bei der Herausgabe der eigenen Kontodaten und oder Zahlungsdaten geboten. Achtung bei vermeintlichen Schnäppchen!

Neuntens:

Online-Banking darf nur auf einem sauberen und aktuellen Computer und in einem sicheren Umfeld durchgeführt werden.

Zehntens:

In fremden Netzwerken ist generell Vorsicht geboten. Ein sensibler Datenverkehr sollte vermieden werden. Surfen nur auf https-Seiten.

Die Faustregel:

Ansonsten gilt im Netz, dass eine gesunde Portion Misstrauen hilft. Man sollte nicht alles glauben und im Zweifel auf Downloads verzichten.

Wie soll unsere Veranstaltung ablaufen?

Wir wollen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für das Thema Sicherheit im Netz interessieren, informieren und sensibilisieren. Wir werden aktuelle Kriminalitätsphänomene im Bereich der Internetkriminalität und die Tricks der Cyberkriminellen vorstellen. Cyberstraftaten werden verständlich erklärt. Der Zuschauer er fährt in Live-Vorführungen, wie der Täter zum Beispiel im Dark-Net, beim E-Mail- Spoofing agiert – und wie einfach es ist, Internetseiten zu fälschen.

Wir werden die Möglichkeiten und Grenzen der Strafverfolgung bei Internet-Straftaten vorstellen und natürlich Präventionstipps für mehr Sicherheit im Internet geben. Außerdem stehen wir für Fragen zur Verfügung und wollen uns mit den Teilnehmern austauschen und diskutieren.

Als Referenten konnten wir einen absoluten Fachmann auf diesem Gebiet gewinnen. Mario Krause, Leiter der Taskforce Cybercrime/ Digitale Spuren der Polizeiinspektion Braunschweig, wird referieren.

Was kann die Polizei tun?

Die Polizei muss sich weiterhin im Bereich der Cyberkriminalität gut und breit aufstellen. Die Strafverfolgung im Cyberraum muss weiter gestärkt werden – und man muss zunehmend auf Prävention in diesem Bereich setzen.

Wir vom Präventionsteam sind sehr viel an Schulen unterwegs und informieren auch Senioren über Möglichkeiten und Tücken des Internets.

Bereits 2016 hat man ja in Niedersachsen strategisch einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht und insgesamt zwölf Taskforces neu eingerichtet. Es wurden neue Beschäftigungsmöglichkeiten für studierte IT-Spezialisten geschaffen. Die technischen Ausstattungen wurden verbessert. Die Weiterbildung der Kollegen wurde intensiviert.

Im Landeskriminalamt Niedersachsen gibt es eine zentrale Ansprechstelle Cybercrime, diese steht als vertrauenswürdiger Ansprechpartner für jeden Bürger sowie für kleine und mittelständische Unternehmen zur Verfügung.

Der Ratgeber Internetkriminalität gibt über die Seite

www.polizei-praevention.de

des Landeskriminalamts Niedersachsen hilfreiche Informationen und tagesaktuelle Meldungen zu neuen Phänomenen und Verhaltensweisen. Die Seite ist bundesweit führend und bietet auch die Möglichkeit einer direkten Beratung.

Was ist für Sie persönlich das wichtigste?

Ich bin selbst Vater einer 15-jährigen Tochter, die sich als „digital native“ bezeichnet – und ich möchte die Sensibilität für das Thema Sicherheit im Internet und in den neuen Medien bei ihr natürlich fördern. Es ist mir wichtig, dass meine Tochter alle die Möglichkeiten, die das Internet bietet, erlernt und nutzt. Gleichzeitig soll sie aber auch die Problembereiche und Gefahren kennen und sich angstfrei und kompetent im Netz bewegen können.

Wir werden die Internetkriminalität sicherlich nicht „auf Null“ kriegen und eine absolute Sicherheit herstellen können. Dienstlich ist es jedoch mein Anspruch, es den Tätern so schwer wie möglich zu machen.

Service:

Das Leserforum „Ins Internet – Mit Sicherheit!“ mit Live-Vorführungen findet am Dienstag, 5. Februar, ab 19 Uhr bei der Polizei in der Friedrich-Voigtländer-Straße 41 in Braunschweig statt. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.