Braunschweig. Landvolk und Landfrauen gehen in die Offensive. Bei Blühstreifen und Bienenweiden wollen sie Zeichen setzen.

Das hat schon Tradition: Zur Grünen Woche in Berlin geht das hiesige Landvolk auf den Kohlmarkt in Braunschweig. So auch am Samstag. Das Motto: „Redet mit uns statt über uns.“ Und, etwas zweideutig: „Wir machen Euch satt!“

Die Aktion kommt an, es gibt Informationen über die hiesige Landwirtschaft – und es wird auch kräftig diskutiert. So muss es sein. Im Blickpunkt: Biodiversität. Die Artenvielfalt ist ein Anliegen der Landwirte, aber auch eine Herausforderung für sie. „Wir wollen das Thema Biodiversität mit allen diskutieren“, sagt Volker Meier, Geschäftsführer des Landvolkverbandes.

Da trifft es sich gut, dass gerade Stadt-Imker Karsten Höland (Welfenhonig) aus dem Magniviertel auf dem Kohlmarkt vorbeikommt. „Da frage ich mal: Wo bleiben denn die Blühstreifen?“ Und er hofft nur, „dass diese karge Landschaft endlich einmal anfängt zu blühen.“ Kornblumenfelder. Mehr Sonnenblumenfelder.

Aktion des Landvolks Braunschweiger Land auf dem Kohlmarkt

weitere Videos

    Klasse. Schon erleben wir den schönsten Dialog, der war ja auch erwünscht. Wilfried Henties, Stellvertretender Vorsitzender des Landvolks Braunschweiger Land, ergreift das Wort. „Schön, dass Sie diese Ideen haben – und wir bemühen uns auch um Zusammenarbeit mit den Imkern.“

    Allerdings gingen die Vorstellungen auch schon mal auseinander. Da gebe es viel Wunschdenken. Wirtschaftlich seien Sonnenblumen in unserer Region nun mal nicht anzubauen.

    Aber bei den Blühstreifen – da kommt man sich näher. Es geht zum Beispiel um den besten Aussaatzeitpunkt für Blühmischungen. Die sind wichtig. Da wollen Landvolk und Imker nun gemeinsam bei der Europäischen Union intervenieren. Volker Meier: „Da ist ein großer Handlungsbedarf.“

    Gemeinsamkeiten suchen – im Sinne der besonders aktiven Landfrauen ist das sowieso. Bezirksvorsitzende Catarina Köchy ist nie um eine gute Idee und Super-Einsatz verlegen. Längst weiß sie, wie es geht. „Der niedersächsische Landfrauenverband hat sich zum Ziel gesetzt, jetzt überall Bienenweiden zu pflanzen. – allein mit 70 verschiedenen Bäumen und Sträuchern, die für Bienen und Hummeln besonders anziehend sind.“

    So muss das sein. „Wir sind hier, um aufzuklären. Wir wollen uns der Diskussion mit den Bürgern in der Stadt stellen, die selten auf unsere Höfe kommen, Wir wollen die Fragen beantworten, die die Bevölkerung hat“, sagt Henties.

    Und für Catarina Köchy steht fest: „Wichtig ist der Erzeuger-Verbraucher-Dialog, den wir Landfrauen schon lange pflegen.“ Und da verweist sie auf eine Aktion, die am 20. Mai hier im Braunschweiger Land startet: „Landwirtschaft für Kleine Hände.“

    Kindergartengruppen kommen auf den Bauernhof – und dann wird ihnen erklärt, wie man Butter aus Milch macht, Mehl aus Getreide. Ganz einfach halt, wie die Landwirtschaft funktioniert. So fängt es an.

    Und natürlich spielen auch aktuelle Verbraucher-Trends den hiesigen Landwirten in die Karten, wenn sie alles richtig machen. Immer mehr Kunden wollen doch jetzt Produkte aus der Region – und Viele wissen schon, dass etwas nicht stimmt, wenn alles im Überfluss herangeflogen werden muss. Nehmt doch in der jeweiligen Saison das, was von hier ist.

    Exakt da haben die regionalen Landwirte verstanden. Zwar kann nicht jeder Direktvermarkter sein, sagen sie. Doch in der Region Braunschweig gibt es das Label: „Von uns“. Das bringen sie jetzt voran, werben dafür. Catarina Köchy: „Das sind Produkte aus dem Braunschweiger Land, Produkte, die eben hier hergestellt wurden.“ Obst, Gemüse, Getreide. „Von uns sollte man kaufen.“

    Natürlich gibt’s auch die klassischen Themen an diesem Tag. – Pflanzenschutz, Düngung, Tierwohl. Auch da wollen sie den Dialog suchen und erklären, „wie wir das heute machen“. Volker Meier sagt schon mal so viel: „Wir haben ein Niveau, das sich in den öffentlichen Diskussionen teilweise nicht wiederspiegelt.“ Auch darüber werden Dialog und Diskussionen gewiss weitergehen.

    I